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Nick Perfect – Bruder per Post

Nick Perfect – Bruder per Post

Titel: Nick Perfect – Bruder per Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evan Kuhlmann
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Boden auf meinem Schlafsack ausgestreckt. Es war genauso, als würde irgendein Junge bei mir übernachten, nur dass dieser Junge ein Roboter war.
    Aus heiterem Himmel begann Nick dieses französische Lied zu singen: » Alouette, gentille Alouette, Alouette je te plumerai.«
    Hey, mein Pa hatte mir dieses Lied vorgesungen, als ich klein war! Da ich nichts Besseres zu tun hatte, sang ich mit.
    » Alouette, gentille Alouette, Alouette je te plumerai.«
    Ich hatte keine Ahnung, was die Worte hießen, deshalb bat ich Nick um eine Übersetzung.
    » Das ist ein hübsches Lied, und es handelt davon, dass man eine Lerche rupft und das Tier zum Braten zubereitet«, erklärte der Roboter. » Erst rupft man den Kopf, dann den Schnabel, dann die Augen…«
    Krass! Da sang ich von einem Vogelmord und wusste es nicht mal!
    Nick schwieg eine Weile. Aber ich fühlte mich kein bisschen müde, was nicht gut war, weil ich ja morgen in die Schule musste. Wenn ich jetzt nicht rasch einschlief, würde das Aufstehen morgen zur Qual werden.
    » Ben?«, sagte der Roboter. » Je m’ennuie de ma boîte.«
    » Verständlich, bitte«, sagte ich zu ihm.
    » Pardonne-moi. Ich vermisse meine Kiste.«
    » Hm«, sagte ich ratlos.
    » Ja, ich vermisse meine Kiste wirklich«, sagte Nick. » Ich vermisse sie mit der ganzen Kraft meiner Festplatte.«
    Ich hatte das Gefühl,das Nick so lange von seiner kostbaren Kiste reden würde, bis ich sie holte. Also stand ich murrend auf und stapfte ins Wohnzimmer. Dort schnappte ich mir den Ersatzschlüssel vom Haken, ging zur Wohnungstür, öffnete sie und schlich zum Labor, wo Pa die Kiste hingeschafft hatte. Im Labor sah ich meinen Pa am Computer sitzen, Software-Codes tippen, jede Menge Zahlen und Buchstaben und diese pfeilartigen Zeichen: < >.
    » Hey, Pa«, sagte ich.
    » Hey, Kumpel«, sagte er, während er weitertippte. » Problem?«
    » Nick vermisst seine Kiste«, sagte ich.
    » Aha«, erwiderte er, als sei ein Roboter, der seine Transportkiste vermisste, das Normalste von der Welt.
    Ich schleifte Nicks Kiste durchs Labor, durch den Korridor, in unsere Wohnung und dann bis in mein Zimmer. Kaum sah Nick seine Kiste, hechtete er hinein. Als er es sich bequem machte, quollen Holzwolle und Styroporchips über den Rand.
    » Merci, Ben«, sagte er. » So ist es viel gemütlicher.«
    Als ich wieder ins Bett stieg, wurde mir klar, dass Nick sich die Kiste problemlos hätte selber holen können und dass er mich durch sein Gejammer dazu gebracht hatte, ihm die Schlepperei abzunehmen. So ein Stinker! Aber ich konnte ihm nicht lange böse sein. Er lernte schnell.
    •••
    Mitternacht. Ich war endlich am Einschlafen, als unter Nicks Haut ein paar Lichter blinkten und er mit dieser komischen Roboterstimme sagte: » System-Self-Check… System-Self-Check… System-Self-Check«, und dann zählte er alle Dinge auf, die er checkte: die Prozessoren, die Festplattenlaufwerke, die Ports und allen möglichen anderen Kram.
    » Checking RAM -Modul eins von sechsundzwanzig… Checking RAM -Modul zwei von sechsundzwanzig«.
    Puh! Ich hielt mir die Ohren zu und warf mich auf die Seite. Es würde nicht leicht sein, einen Roboter zum Bruder zu haben. Vielleicht konnte ich jetzt nie mehr schlafen!

19.
    Nick war am Dienstag zu uns gekommen, aber der Glückspilz musste weder am Mittwoch noch am Donnerstag oder Freitag zur Schule. Pa behielt Nick zu Hause, um noch ein paar Updates und Änderungen vorzunehmen. Zum Beispiel brachte er ein paar Polsterungen an, damit man nicht hört, wenn sich Nicks Ventilatoren drehen oder der Prozessorlüfter anspringt. Außerdem schnitt er Nicks Haar ein bisschen fransiger und machte in die Haut über einem seiner Wangenknochen eine winzige Delle, damit Nick nicht allzu perfekt wirkte.
    Am Wochenende war es dann Zeit für einen Feldversuch. Pa und ich zeigten Nick ein paar berühmte Sehenswürdigkeiten der Stadt. Da sich dort immer große Menschenmengen versammelten, waren solche Orte ideal für unseren Test. Allerdings schien Pa jeden Moment damit zu rechnen, dass jemand auf Nick deutete und sagte: » Igitt! Ein Roboter!« Aber das geschah zum Glück nicht.
    Unser erster Halt war das Naturkundemuseum, wo wir uns die üblichen Dinosaurierskelette anschauten. Hier sind immer die meisten Leute. Aber alle waren viel zu sehr mit den Dinos beschäftigt, als dass sie Nick, der eine Ewigkeit den Tyrannosaurus Rex anstarrte, nur eine Nanosekunde Aufmerksamkeit geschenkt hätten. » Wenn diese Kreatur am

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