Nick Perfect – Bruder per Post
eingehackt hatte, um diesen Grundriss zu finden.)
Sonst saß ich beim Mittagessen immer nur mit Dennis am Tisch, aber jetzt, wo wir Nick bei uns hatten, waren wir von Dutzenden Schülern umlagert, einschließlich der grässlichen Annie Banani. Und es kamen immer mehr dazu, die wollten, dass Nick etwas auf Französisch sagte oder ihnen bei den Hausaufgaben half.
Man kann sich also doch beim Mittagessen produzieren! Und Nick genoss sichtlich die Aufmerksamkeit. Aber wisst ihr, wonach mir zumute war? Ich hätte am liebsten der ganzen Schule zugebrüllt: » Nick ist ein Roboter! Klar ist er intelligent und klug. Aber er ist so programmiert!«
Natürlich hielt ich den Mund. Ich wollte doch das große Experiment meines Pas nicht ruinieren.
Und dann erntete der fantastische Nick noch mehr Liebe und Applaus, als er einen Bleistift auf der Nase balancierte. Na ja. Das hätte ich auch noch geschafft.
Auf unserem Weg zur Mathestunde liefen Nick und ich Blake Benton über den Weg, dem wahrscheinlich schlimmsten Schläger der sechsten Klasse. Wie fies Blake war? Es gab Gerüchte, dass er einmal eine Schülerin verprügelt hätte, nur weil sie ihn komisch anguckte.
» Ah, der Neue aus Frankreich und sein bescheuerter Bruder«, sagte Blake mit höhnischem Feixen. » Wir mögen hier keine Franzosen. Warum bleibt ihr nicht einfach dort, wo ihr hingehört?!«
Eigentlich war ich ganz froh, dass es auch mal jemanden gab, der sich nicht in Nick verliebte. Andererseits hatte ich keine Lust, von Blake einen Schlag in den Magen zu kriegen. Da bleibt einem manchmal eine volle Minute lang die Luft weg.
Ich wollte an Blake vorbei, aber er rempelte mich mit der Schulter an. » Wo willst du denn hin, Ben, du Ratte?«, fragte er.
Bevor mir eine schlaue Antwort einfiel, oder eine dumme, sagte Nick zu Blake: » Pardonne-moi, mein aggressiver Klassenkamerad– wenn du nicht von deinem unsozialen Verhalten ablässt, sehe ich mich gezwungen, entsprechend zu reagieren.«
Blake wieherte vor Lachen. » Echt? Was hast du vor, mir eine zu knallen wie eine Tussi? Wie eine französische Tussi?«
» Non«, erwiderte Nick. » Ich werde Folgendes tun.« Und in Blitzesschnelle führte er ein Dutzend Judo- und Karatefiguren vor, Rollen, Flips, Kicks und Handkantenschläge. Wow! Ich hatte gar nicht gewusst, dass er das konnte. Die Kids, die zuschauten, wirkten beeindruckt. Ich auch. Nick wirbelte herum wie ein Träger des schwarzen Karategürtels, nur noch schneller. Ein Jackie-Chan-Roboter!
Blake war plötzlich kreidebleich. » Ich muss zum Unterricht«, sagte er und lief davon. Ein paar Kids lachten ihn aus und jubelten Nick zu. Auf dem Weg zur Mathestunde bedankte ich mich bei ihm dafür, dass er mir einen Schlag in den Magen erspart hatte.
» Ich helfe gerne, mon frère «, meinte Nick. » Wie ihr hier sagt: Ich stehe zurück und halte dir den Hintern frei.«
» Ich stehe hinter dir und halte dir den Rücken frei«, verbesserte ich Nick. » Hintern ist das gleiche wie Po.«
Nick wurde knallrot vor Verlegenheit. Aber das lag ja nur an seiner Programmierung.
In Mathe beantwortete Nick in Sekundenschnelle jedes Matheproblem, das Miss Porter und die anderen ihm zuriefen. 387,671 × 56 × 2,114– für Nick kein Problem.
» Wow, du bist so schnell wie mein Taschenrechner!«, sagte ein rothaariges Mädchen namens Dahlia Simpson.
Mir wär fast herausgerutscht Na ja, weil er selber ein Rechner ist!, aber ich verkniff es mir.
Beim Sport waren alle restlos begeistert, weil Nick perfekte Flickflacks schlug und übers Pferd flog und er Stufenbarren, Schwebebalken und Ringe so gut beherrschte wie ein Olympionike.
Was für ein Angeber! Unter uns gesagt, ich wünschte mir fast, Nick würde mal runterfallen– vom Schwebebalken, Barren oder von den Ringen. Egal von wo! Natürlich sollte er sich nicht verletzen oder wieder ein Auge verlieren, er sollte nur nicht mehr so verdammt perfekt sein. War das gemein von mir?
Im Umkleideraum wollte ich mich ausziehen, um mich kurz zu duschen, da sah ich Nick angekleidet auf einer Bank sitzen. Er wirkte besorgt.
» Benjamin?«, sagte er. » Ich fürchte, ich bin nicht absolut wasserfest. Das pulsierende Wasser aus dem Duschkopf könnte meine Prozessoren und Elektrik schwer beschädigen.«
In Gedanken sah ich Nick vor mir, wie er in einem Funkenregen aufging. Witzig! Äh, ich wollte sagen, très tragique. Deshalb ging ich zu Mr Watts in sein kleines Büro und fragte, ob es okay sei, wenn Nick das Duschen ausfallen
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