Nick Perfect – Bruder per Post
Watt.
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Vor lauter Sorge um Nick konnte ich nicht mehr einschlafen, deshalb schaute ich in meinem Zimmer ein bisschen fern, obwohl nichts Rechtes kam, nur Wiederholungen von Columbo und Golden Girls. Natürlich gab’s immer noch die Wake-up America Show mit Frank Ferrell… Neiiin!
Als Ma gähnend in der Tür stand, ging ich mit ihr in die Küche, wo sie Frühstück machte. AufMas Frage, warum denn das Tischtuch so zerknüllt und verrutscht sei, zuckte ich nur die Achseln. Das zählt nicht als Lüge. Man bewegt ja nur die Schultern.
Wir aßen Rühreier von Hühnern aus Freilandhaltung und Cornflakes mit Biomilch. Ich schlang die Cornflakes runter, bevor sie matschig wurden, aber Ma sagte: » Nicht so schnell, du bist nicht auf der Flucht«, also aß ich etwas langsamer.
Dann erzählte ich Ma, dass Nick vielleicht einen Virus hatte und dass Pa und er deshalb drüben im Labor seien. Sie wirkte nicht sehr besorgt. Aber dann sah sie mich an, und etwas von meiner Sorge ging auf sie über, als sei sie bereit, sich Sorgen um Nick zu machen, weil ich mir welche machte.
» Dein Vater ist ein Genie«, beruhigte sie mich. » Wenn es irgendein Problem gibt, er kriegt’s in den Griff. Nick geht es bestimmt bald wieder gut.«
» Ich weiß«, sagte ich und rührte die matschigen Cornflakes in meiner Müslischale um. Wann erfindet man endlich Cornflakes, die nicht matschig werden? Arbeiten die Wissenschaftler überhaupt schon dran?
Jetzt wurde ich total traurig. Und wenn Pa es nicht schaffte, Nick zu reparieren? Landete er dann auf dem Schrottplatz, elf Monate vor der Zeit?
Ich kann nicht erklären, warum, aber ich fing an zu weinen. Direkt in meine Müslischale. Ich war genauso so zermatscht wie die Cornflakes. Oje.
Ma fuhr mir mit der Hand durchs Haar, als wolle sie sagen, mit Nick werde schon alles wieder in Ordnung kommen. Warum fahren einem Erwachsene immer mit der Hand durchs Haar, wenn sie wissen, dass man traurig ist? In den Haaren tut’s doch nicht weh.
31.
Mein Pa ging nicht zur Arbeit, weil er Nick reparieren musste. Ich wollte auch daheim bleiben, um helfen zu können, aber ich durfte nicht.
Schon der Weg zur ersten Stunde war irre anstrengend. Fast alle, denen ich begegnete, wollten wissen, wo Nick steckte. » Wo ist denn dein cooler Bruder aus Frankreich?«– so in der Art. Ein paar Kids, zum Beispiel Annie Banani und Jenny Huffleman, bedrängten mich geradezu, als würde ich Nick vor ihnen verstecken.
In diesem Moment rettete mich Rektor Jackson. Er schob sich durch die Menge der Kids und schickte sie in den Unterricht. Endlich hatte ich Ruhe. Aber da war immer noch Rektor J.
» Wir beide müssen einmal miteinander reden, Mr Rambeau«, sagte er mit superernster Stimme. Na ja, wenn ich so überlege, hat er vielleicht nur diese Stimme.
Auf dem Weg zum Büro zerbrach ich mir den Kopf, ob ich in letzter Zeit irgendwelche Dummheiten begangen hatte. Hatte der Rektor zum Beispiel erfahren, dass ich im September den ganzen Morgen wie ein Zombie herumgestolpert war, weil Dennis behauptet hatte, das würde ich mich nie trauen? Warum sollte man wetten, wenn man dann nicht bereit ist, die Wette einzulösen? Kann ich was dafür? Oder dass ich zu Kayla Rafferty gesagt hab, ich würde gern ihr Hirn fressen ?
Im Büro lehnte sich Rektor Jackson in seinem Sessel zurück und tappte die Finger gegeneinander. Wenn ich das täte, bekäme ich wahrscheinlich zu hören: » Setz dich gefälligst aufrecht hin und halte deine Hände ruhig!«
» Dein Bruder ist nicht wie die anderen Schüler, stimmt’s?«, begann Rektor Jackson vorsichtig. » Ich meine, das ist ja ein Unterschied wie Tag und Nacht. Bin ich denn der Einzige, dem das auffällt?«
Ich erstarrte. Das klang nicht gut. Überhaupt nicht gut. Wenn Rektor Jackson herumposaunte, dass Nick ein Roboter war, und wir dann von Reportern belagert wurden, würde mein Pa das Experiment vielleicht sofort beenden und Nick verschrotten, damit Ma nicht ausflippte. Das Gleiche konnte in Frankreich passieren, wenn bekannt wurde, dass es dort noch einen Prototypen gab. Vielleicht würde ich meinen Roboterbruder und meinen Robotercousin verlieren, nur weil Rektor J alles ausgeplaudert hatte.
Aber vielleicht konnte ich ihn noch stoppen. Zum Beispiel, wenn ich ihm anbot, einmal wöchentlich seinen Wagen zu waschen, sofern er dafür den Mund hielt? Mit Geld ließ er sich sicher nicht bestechen, er war ja Rektor. Außerdem bin ich ein Junge und habe wenig Geld.
» Wie haben
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