Nick Perfect – Bruder per Post
Sie denn herausgekriegt, dass Nick… äh, anders ist?«, fragte ich. Pa würde diese Information sicherlich für seine Forschung brauchen.
» Nun ja, die ersten Rückmeldungen der Lehrkräfte besagen, dass Nick hochbegabt ist– vielleicht sogar ein Genie– und auch ein talentierter Sportler.« Er beugte sich vor und faltete die Hände. » Du weißt, was dies für unsere Schule bedeuten könnte, nicht wahr?«
Ich schüttelte den Kopf und dachte nur: puh, doch nicht erwischt!!! Er hatte also keine Ahnung. Noch nicht, jedenfalls.
» Es könnte bedeuten, dass wir beim Bundesschulwettbewerb im Januar endlich einmal den ersten Preis gewinnen könnten«– ich muss sagen, Rektor Jacksons Stimme klang an dieser Stelle total aufgeregt und überdreht– » und die höchste Auszeichnung bei der Mathe-Olympiade im April. Meine Güte, vielleicht gewinnt Nick für uns sogar den großen Lesewettbewerb! Summa summarum, Mr Rambeau, bedeutet dies, dass die West-Side-Schule mit Hilfe Ihres Bruders womöglich endlich die Anerkennung erlangen wird, die sie verdient!«
Gähn, gähn, gähn! Aber doch irgendwie faszinierend. Rektor Jackson hatte null Ahnung, dass Nick ein Roboter war. Yeah!
Eigentlich warte ich darauf, dass er mich gehen ließ, aber da beugte sich Rektor J über den Schreibtisch, als wolle er mir etwas ganz im Vertrauen sagen. Ich sah seine Nasenhaare. Igitt, für Nasenhaare war es echt zu früh am Morgen.
» Aber da ist noch etwas«, erklärte er mir. » Wenn Nicks Talent sich herumspricht, kommt dein Bruder zweifellos auf eine Schule für Hochbegabte. Da wir ihn hier aber viel nötiger brauchen, würde ich all das gerne so lange wie möglich unter Verschluss halten.«
Da Rektor J mich anscheinend um einen Gefallen bitten wollte, lümmelte ich in meinem Stuhl herum; das ließ er mir jetzt bestimmt durchgehen.
» Ich habe also überlegt, ob du Nick vielleicht bitten könntest, einen Gang runterzuschalten«, bat er. » Braucht ja nicht jeder mitzukriegen, dass er der nächste Einstein oder Olympiasieger ist. Würdest du das für mich tun, Ben?«
Warum nicht– ich hatte ja auch gehofft, dass mein Bruder mal ein bisschen langsamer trat. » Ich rede mit Nick, sobald er sich besser fühlt«, versprach ich.
» Es geht ihm nicht gut?«
» Er hat sich vielleicht einen Virus eingefangen.«
» In dieser Jahreszeit gehen viele ekelhafte Viren um«, meinte Rektor Jackson. » Sicher wird es ihm in ein paar Tagen wieder besser gehen.«
Dann unterschrieb Rektor J eine Entschuldigung, damit ich keine Probleme bekam, weil ich den Anfang der ersten Stunde verpasst hatte. » Und noch etwas«, sagte er, bevor ich mir den Zettel schnappen konnte. » Lümmel nicht so herum! Herumlümmler kommen im Leben nicht weit.« Na ja, vielleicht hatte er recht. Wenn man an Präsidenten, berühmte Athleten und Filmstars denkt… Die lümmeln fast nie herum.
Also richtete ich mich auf, erhob mich und ging ins Klassenzimmer. Unterwegs kam ich am Hausmeister vorbei, der einen Eimer mit Schrubber durch den Flur schob. » Hallo, Oscar«, begrüßte ich ihn. Aber dann sah ich, dass es gar nicht Oscar war, sondern ein jüngerer Typ mit Backen- und Schnurrbart; und das Komische war, dass die beiden Bärte verschiedene Brauntöne hatten und keiner davon zu seiner Haarfarbe passte.
Bei meinem Anblick runzelte er die Stirn und drehte sich weg. Danke, sehr freundlich!
Hmmm. Mir kam es vor, als hätte ich diesen Kerl schon mal gesehen, aber wo? Nicht im Comicshop… Nicht in der Reinigung… Nicht beim Bäcker… Ich dachte: Vielleicht fällt’s mir später ein, falls überhaupt.
Ich bog ab, blieb aber stehen, als ich den Hausmeister mit jemandem reden hörte. Vorsichtig schlich ich mich an den Schließfächern entlang zurück. Der Typ sprach in ein Handy, was uns Schülern ja verboten ist. O Mann, Erwachsene! Die dürfen alles, was Spaß macht.
» Putz dir mal die Ohren, du Idiot«, fuhr er jemanden an. » Ich hab doch gesagt, er scheint nicht hier zu sein, also hat es vielleicht funktioniert. Echt, wir sollten nicht noch mehr Zeit verschwenden, sondern die Sache zu Ende bringen. Je schneller, desto besser.«
Keine Ahnung, was die andere Person erwiderte, aber jedenfalls gefiel es dem Hausmeister nicht. Er zischte irgendwas, schaltete das Handy aus und ließ es in seine Jackentasche gleiten. Dann schob er den Eimer in Richtung Eingangstür, als wolle er im Freien wischen. Mal was ganz Neues!
Hm, irgendwie komisch, das alles, aber jetzt musste
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