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Nick Perfect – Bruder per Post

Nick Perfect – Bruder per Post

Titel: Nick Perfect – Bruder per Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evan Kuhlmann
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nicht darüber reden wollte, und dann sagte er, er brauche jetzt ein Sandwich und einen Milchkaffee, und brach die Verbindung ab. Ich fragte mich, ob mein Pa seit dem Frühstück schon irgendwas gegessen hatte. Manchmal vergaß er im Labor völlig die Zeit.
    Pa wandte sich wieder dem Roboter zu.
    » Kann ich dir mit Nick helfen?«, fragte ich. » Dir einen Schraubenzieher anreichen oder so?«
    » Klar«, meinte Pa lächelnd. Er zeigte auf einen Schraubenzieher. Ich reichte ihn an, und Pa begann, die Verkleidung um Nicks Festplatten und RAM -Module zu entfernen. Es war fast, als wären wir in einem OP -Saal und ich dürfte dem Chirurgen das richtige Skalpell reichen, na ja, oder eben den Schraubenzieher. Eine wichtige Aufgabe.

33.
    » Wie geht’s Nick?« fragte Ma, als ich wieder in die Wohnung kam. Sie stand in der Küche und suchte im Kühlschrank nach etwas fürs Abendessen.
    » Jetzt sind die nächsten vierundzwanzig Stunden entscheidend«, sagte ich. Diese Worte hatte ich eher in irgendeiner Krankenhausserie aufgeschnappt als von Pa. Aber sie passten.
    » Ben, du weißt ja, dein Pa– er kann alles reparieren, was mit Computern zusammenhängt«, sagte Ma. » Nick ist wirklich in den bestmöglichen Händen.« Dieses Mal schien sie sich wirklich Sorgen um ihn zu machen. Ich brauchte ihr gar nicht erst etwas von meinen Zweifeln abzugeben.
    Und sie hatte absolut recht. Was Roboterchirurgie betraf, war mein Pa wahrscheinlich der beste Spezialist in ganz New York. Vielleicht sogar in der ganzen westlichen Hemisphäre! Mir wurde leichter ums Herz, Nick hatte durchaus Chancen.
    Sehr zu meiner Überraschung zog Ma einen tiefgefrorenen Heidelbeerkuchen aus dem Eisfach. » Ist das okay?«, fragte sie. » Den sollten wir aufessen, bevor der Gefrierbrand zuschlägt.«
    Kuchen zum Abendessen? Manchmal wurden Träume also doch wahr! Ich nickte wie bescheuert, bevor Ma ihre Meinung ändern konnte.
    Sie schob den Kuchen in den Ofen, dann schauten wir im Wohnzimmer ein bisschen fern. Es lief noch Vorabendprogramm, deshalb durfte ich herumzappen.
    Manchmal, wenn ich mit Ma oder Pa zusammen Zeichentrickfilme anschaue, machen sie irgendwelche kritischen Bemerkungen– » Ein sprechender Schwamm? Na ja…«–, aber an dem Tag saßen Ma und ich nur still beieinander, wie zwei Freunde, die sich zusammen Zeichentrickfilme anschauen. Das gefiel mir tausendmal besser.
    Ich sah Ma kurz von der Seite an– sie schien eingeschlafen zu sein. Zumindest hatte sie die Augen zu. War wohl ein anstrengender Arbeitstag gewesen. Na ja, dann war dieser Moment doch nicht zu hundert Prozent perfekt. Aber fünfundneunzig Prozent reichten mir schon.
    •••
    Als wir den Kuchen aufgebacken hatten, war es Zeit fürs Abendessen.
    Natürlich aßen Ma und ich nicht nur Heidelbeerkuchen, das wäre ja ungesund gewesen. Wir gönnten uns noch eine Riesenportion biologisch-organisches Vanilleeis dazu. Hergestellt aus der Milch von glücklichen Kühen, stand auf dem Karton.
    » Greif zu«, sagte Ma, lächelte mich an und machte sich über ihr Kuchenstück her. Also langte ich zu und war ziemlich froh, Eltern zu haben, die meistens genau wussten, was ich brauchte, oft besser als ich. Zum Beispiel Kuchen zum Abendessen!
    Was ich am meisten liebe? Warmen Heidelbeerkuchen mit einer Portion Vanilleeis. Zum Abendessen!

34.
    Pa brauchte die ganze Nacht und den halben Vormittag, um Nick wieder zusammenzusetzen und in Gang zu bringen. Als ich ins Labor ging, um nach meinem Bruder zu schauen, sah ich ihn auf dem Arbeitstisch sitzen und vor sich hin starren. Pa, der vom Schlafmangel tiefe Ringe um die Augen hatte, saß am Computer und gab die Programmierung ein. Er hatte beschlossen, Nick an diesem Tag nicht in die Schule zu lassen. Es gab eine Menge Dateien zu checken.
    Ich versuchte Nick aufzuheitern.
    » Guten Morgen!«, sagte ich zu ihm. » Du siehst wieder… komplett aus.«
    Nick brauchte vielleicht fünf Sekunden, um den Kopf zu heben.
    » Bonjour. Comment allez-vous?«, fragte er.
    » Äh, gut. Du weißt doch, wer ich bin, oder?«
    » Oui. Du bist… Daten werden verarbeitet… Daten werden verarbeitet… Benjamin Rambeau, Sprössling von Matthew Rambeau.«
    Ich hatte mich noch nie als » Sprössling« gesehen. Klang nach einer Pflanze.
    » Stimmt«, sagte ich aufmunternd zu Nick, obwohl ich selber Aufmunterung gebraucht hätte. » Und du weißt, dass ich dein Bruder bin?«
    Nick nickte. Ich beschloss, ihn zu umarmen. Vielleicht wurde er dann schneller

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