Nick Perfect – Bruder per Post
erfunden werden.
» Das macht sie definitiv zur Hauptverdächtigen«, sagte mein Pa. » Aber offenbar hatte sie Helfer, hier und in Frankreich. Wer sind diese Leute?«
Onkel Jean-Pierre warf ratlos die Arme hoch. Ich wollte etwas sagen und hob die Hand, ließ sie aber schnell wieder sinken. Ich war hier ja nicht in der Schule! » Warum sollte Véronique den Prototypen schaden wollen?«, fragte ich. Nick und Jean-Piere jr. einen Wurm anzuhängen, war für mich so, als würde man zwei Kinder vergiften. Wer brachte denn so etwas fertig?
Außerdem war Véronique immer nett zu mir gewesen, wenn wir uns beim Video-Chat gesehen hatten. Mir war es nie so vorgekommen, als sei sie…. ein böser Mensch. Vielleicht täuschten sich Pa und Onkel Jean-Pierre? Da mein Onkel traurig den Kopf schüttelte, sah ich Pa an. Aber der wirkte genauso ratlos wie Jean-Pierre. Also strengte ich meine grauen Zellen an und spuckte ein paar eigene Gedanken aus.
Zum Beispiel, dass Menschen und Roboter vielleicht gar nicht so verschieden sind. Roboter-Dateien können von Würmern und Viren verseucht sein, und Menschen-Dateien von… Gier. Und Neid. Und… natürlich auch vom Wunsch nach Rache. Bei Véronique– falls sie verantwortlich war– wusste ich nicht, warum sie den beiden schaden wollte, aber lautete die simple Antwort vielleicht: verseuchte Dateien?
Während ich meinem Hirn zu dieser seltenen Spitzenleistung gratulierte, stieß Pa einen Seufzer aus und erzählte seinem Bruder, dass zwei verkleidete Männer Nick und mir nachspioniert hätten, und dass die vielleicht für die Nanobots und den Computerwurm verantwortlich waren.
» Auch ich hatte in letzter Zeit das Gefühl, dass Jean-Pierre jr. und ich beobachtet werden«, berichtete mein Onkel. » Ich dachte, das sei meine übliche Paranoia, aber vielleicht eben doch nicht. Falls wir ausspioniert werden, kann es durchaus sein, dass sie bald kommen, um die Prototypen zu klauen. Averti en vaut deux.«
» Hä?«, fragte ich besorgt.
» Gefahr erkannt, Gefahr gebannt«, übersetzte Pa mit angespannter Miene.
Die Stille, die jetzt folgte, war so still, dass sie schon fast wieder laut wirkte. Dann sagte mein Onkel, er müsse jetzt den Chat beenden, um die Schlösser an Türen und Fenstern zu überprüfen. » Falls der schlimmste Fall eintritt und es keine andere Möglichkeit mehr gibt, vergiss nicht Nicks Failsafe-Code«, sagte er.
» Luciens Geburtsdatum, zweimal wiederholt– das kann ich gar nicht vergessen«, sagte Pa traurig.
» Ja, so was vergisst man wohl nie…« sagte Onkel Jean-Pierre sanft.
Nachdem sie das Gespräch beendet hatten, fragte ich mich, was zum Teufel ein Failsafe-Code war. Aus irgendeinem Grund hatte ich das Gefühl, meinen Pa nicht fragen zu können– wenn er’s mir hätte erklären wollen, hätte er’s ja getan. Ein Failsafe-Code… klingt nach was Schlimmem, nicht?
Beim Abendessen– nur ich, Ma und Pa, Nick schlief noch– sagte Pa, es sei an der Zeit » endlich bessere Sicherheitsvorkehrungen« zu treffen. Als Erstes, erklärte er Ma, werde er Nick und mich morgens zur Schule fahren und uns nachmittags wieder abholen. Dann werde er gleich morgen einen Sicherheitsdienst kontaktieren, der in unserer Wohnung und im Labor eine Alarmanlage und Überwachungskameras installieren sollte, und außerdem würde er für Nick und mich Handys kaufen, sodass wir immer alle miteinander in Kontakt sein konnten, wenn Nick und ich in der Schule waren und Ma und Pa bei der Arbeit.
Ich dachte schon, cool, da kann ich Dennis zwanzigmal am Tag anrufen und Quatsch mit ihm machen, da sagte Pa, die Handys seien nur für » Familiengespräche« und Notfälle. Ich hätte wissen müssen, dass es einen Haken gab! Bei Eltern und allem, was cool war, gab es immer einen Haken.
» Außerdem«, sagte Pa und warf mir einen Blick zu, » bin ich mir nicht sicher, ob du und Nick unbeaufsichtigt draußen sein solltet. Falls deine Mutter oder ich nicht mitkommen, müsst ihr im Moment leider in der Wohnung bleiben.«
Na, dann sah es ganz so aus, als würden Nick und ich nicht mehr viel draußen sein können, jedenfalls nicht von Montag bis Freitag. Unter der Woche gehen meine Eltern nämlich kaum ins Freie. Nur samstags und sonntags werfen sie sich in ihre Wochenend-Klamotten und verwandeln sich in total andere Leute, die es in die Sonne und Natur hinauszieht. Ziemlich verrückt.
» Haben diese neuen Sicherheitsmaßnahnen irgendetwas mit Nick und seinem Wurm zu tun?«, erkundigte sich Ma
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