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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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versteckt angebrachten Alarmknopf tastete.
    Kelly kam mir zuvor. »Natürlich nicht, ist nur ein Scherz gewesen«, kicherte sie und hielt ihren Teddybären hoch. »Das ist Kelly! Ich heiße Louise. Und wie heißen Sie?«
    »Margaret.« Die Beamtin lächelte wieder. Wenn sie geahnt hätte, wie nahe sie daran gewesen war, uns zu enttarnen ...
    Sie schlug den Paß auf. Sie warf einen Blick auf das Paßbild und verglich es mit meinem Gesicht. Dann legte sie meinen Paß aufgeschlagen auf ein Gerät hinter dem Schalter, und ich erkannte das typisch blaue Leuchten einer UV-Prüflampe. Schließlich sah sie mich wieder an und fragte: »Wie alt ist dieses Paßbild?«
    »Ungefähr vier Jahre, schätze ich.« Ich lächelte schwach und fuhr halblaut fort, als solle die Kleine nicht mitbekommen, was ich sagte: »Wissen Sie, ich habe eine Chemotherapie hinter mir. Die Haare wachsen gerade wieder nach.« Ich rieb mir den Kopf. Meine Kopfhaut war feucht und kalt. Ich konnte nur hoffen, daß ich noch immer todelend aussah. Die Tabletten bewirkten jedenfalls, daß ich mich so fühlte. »Ich will mit Louise die Eltern ihrer Mutter besuchen, weil sie auch eine schwierige Zeit hinter sich hat. Meine Frau ist bei unserem Jungen geblieben, der im Augenblick krank ist. Manchmal kommt eben alles zusammen!«
    »Oh«, sagte sie. Das klang aufrichtig mitfühlend. Aber sie gab mir meinen Paß nicht zurück.
    Dann folgte erneut eine längere Pause, als warte sie darauf, daß ich mich zu einem Geständnis durchrang. Oder vielleicht überlegte sie nur, was sie Freundliches, Humanes sagen könnte. »Angenehmen Aufenthalt«, wünschte sie uns zuletzt und legte die Papiere auf den
    Schalter.
    Ich mußte mich beherrschen, um sie nicht an mich zu reißen und mit ihnen zu flüchten.
    »Vielen Dank«, sagte ich, griff nach den Papieren, steckte Paß und Karte in die Innentasche meiner Jacke und knöpfte sie zu, weil das jeder umsichtige Familienvater getan hätte. Erst dann wandte ich mich an Kelly. »Los, Baby, komm!«
    Ich setzte mich in Bewegung, aber Kelly blieb einfach stehen. Scheiße, was hatte sie?
    »Goodbye, Margaret«, strahlte sie. »Schönen Tag noch!«
    Das war’s dann. Wir waren fast am Ziel. Ich wußte, daß es keine Probleme mit unserem Gepäck geben würde, denn ich hatte nicht vor, es abzuholen.
    Ich las die Anzeigen über den Gepäckbändern. Als ich sah, daß auch die Passagiere einer Maschine aus Brüssel eben ihr Gepäck abholten, steuerte ich auf den blauen Durchgang zu. Falls wir angehalten wurden, weil jemandem auffiel, daß Kelly einen Virgin-Rucksack trug, wollte ich einfach wieder den Dummen spielen.
    Aber am blauen Durchgang hatten um diese Zeit keine Zollbeamten Dienst. Wir hatten’s geschafft.
    37
    Vor uns öffnete sich die große Glasschiebetür zur Halle des Ankunftsgebäudes. Wir gingen durch die Menge von Wartenden, die Namensschilder hochhielten oder auf
    Freunde oder Angehörige warteten. Niemand würdigte uns eines Blickes.
    Ich ging geradewegs zum Bureau de change. Wie sich zeigte, hatte ich vor der Abreise aus Washington bei Ron, Melvin und der Familie Sandborn schöne Beute gemacht, so daß ich jetzt über dreihundert Pfund in der Tasche hatte. Wie ein Schwachkopf vergaß ich, mir kleine Scheine für den Automaten geben zu lassen, und wir mußten endlos lange anstehen, um U-Bahnfahrscheine zu kaufen. Aber das störte mich nicht; ich genoß sogar die einstündige U-Bahnfahrt zur Bank Station. Ich war ein freier Mann, ich war unter gewöhnlichen Menschen. Keiner dieser Leute, wußte, wer wir waren, oder würde uns plötzlich mit einer Waffe bedrohen.
    Die Londoner City besteht aus einer seltsamen Mischung aller möglichen Baustile. Als wir den U- Bahnhof verließen, kamen wir an majestätischen Gebäuden mit Säulenfronten und puritanisch strengen Linien vorbei - steinerne Zeugen des alten Establishments. Aber hinter der nächsten Ecke wurden wir mit Monstrositäten aus den sechziger und frühen siebziger Jahren konfrontiert, deren Architekten eine »Jetzt ruinieren wir die City«-Pille geschluckt haben mußten. Eines dieser Gebäude war mein Ziel: die NatWest Bank in der Lombard Street, die so eng ist, daß kaum ein Auto hindurchpaßt.
    Wir gingen durch die Drehtür aus Glas und Stahl und betraten die Kassenhalle, in der ganze Reihen von Kassiererinnen hinter Panzerglas saßen. Aber ich war nicht hier, um Geld abzuheben.
    An der Rezeption saßen ein Mann und eine Frau, beide Anfang Zwanzig, beide mit

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