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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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übereinander an die Wand, so daß sie eine Leiter bildeten. Dann machte ich eine Pause, um erneut zu horchen und zu beobachten. Die Palettenschlepperei war anstrengend gewesen, aber ich hörte nichts als meine trocken keuchenden Atemzüge.
    Ich kletterte auf die erste Palette, die nicht im geringsten wackelte. Von dort aus stieg ich auf die zweite Palette, die ebenfalls stabil wirkte. Aber als ich zwei Querstreben höher kletterte, geriet meine ganze Konstruktion ins Wanken und brach zusammen. Ich stürzte zu Boden, und die Paletten fielen laut scheppernd und krachend übereinander. Scheiße. Scheiße. Scheiße.
    Ich lag schwer atmend auf dem Rücken und hatte eine Palette quer über meinen Beinen. Aber kein Wachmann kam angerannt, um nachzusehen, was dieser Krach bedeutete, kein Hund begann zu kläffen, kein Scheinwerfer flammte auf. Ich hörte nur das ferne Brausen des Verkehrs und das mehrfache laute Schlucken, mit dem ich meine ausgedörrte Kehle zu befeuchten versuchte.
    Zum Glück war alles auf meiner Seite der abgestellten Tasche passiert. Ich stemmte die Palette hoch und kroch lautlos fluchend darunter hervor. Diese Methode taugte nichts. Aber was hätte ich sonst tun sollen - eine Leiter kaufen und sie nachts durch die Straßen zum Zielobjekt schleppen? Ich arbeitete mich zu einer Ecke des Gebäudes vor, ließ mich auf Finger- und Zehenspitzen nieder, als wollte ich Liegestütze machen, und streckte meinen Kopf weit vor, um in Richtung Ball Street schauen zu können.
    Ich ärgerte mich noch immer über mich selbst. Jetzt mußte ich womöglich die ganze Nacht improvisieren, um in eine Position zu gelangen, in der ich an den Bewegungsmelder herankam. Vielleicht wäre die Idee mit der Leiter doch nicht so dumm gewesen; ich hätte eine kaufen und irgendwo auf dem angrenzenden Gelände verstecken sollen, um sie nachts mitzunehmen. Aber dafür war es jetzt zu spät.
    Ich blieb an die Wand gelehnt stehen und dachte nach. Ich beschloß, »nach den Erfordernissen der Situation zu handeln«, was die beliebteste Fluchtklausel der Firma war. Sie bedeutete, daß kein Mensch wußte, was zu tun
    war. In dieser Lage befand ich mich jetzt.
    Scheiße, ich würde Kelly holen! Sie brauchte sich nur gegen die Paletten zu lehnen; sie brauchte mir nur eine Viertelstunde zu helfen, dann war ich fertig. Danach konnte sie bei mir bleiben, oder ich würde sie im Hotel absetzen. Diese Entscheidung konnte ich später treffen.
    Ich nahm meine Tasche mit, ging zum Zaun zurück und deponierte Overall und Reisetasche auf der Zielseite des Zauns. Dann folgte ich dem Maschendrahtzaun und suchte einen Durchgang zur Ball Street, denn ich hatte nicht die Zeit, zweimal den großen Umweg zu machen. Schließlich fand ich eine schmale Durchfahrt zwischen zwei Gebäuden, die als Bauten für einen Film über die Mafia im New York der fünfziger Jahre hätten dienen können. Ich folgte ihr auf die Straße hinaus und erreichte keine zwei Minuten später das Hotel. Erst dann wurde mir klar, daß ich keinen Zimmerschlüssel hatte, weil ich ihn mit meinen Papieren vergraben hatte. Also würde ich Kelly wecken müssen.
    Ich klopfte erst nur leicht, dann zunehmend energischer. Als ich in Panik zu geraten drohte, hörte ich Kellys Stimme »Hi, Nick!« sagen. Im nächsten Augenblick wurde die Zimmertür geöffnet.
    Ich musterte Kelly sorgenvoll. »Woher hast du gewußt, daß ich draußen bin? Du hättest warten sollen, bis ich antworte.« Dann sah ich den Sessel und die Schleifspuren auf dem Teppichboden. Ich tätschelte ihr lächelnd den Kopf. »Du hast durch den Spion gesehen, stimmt’s? Hey, weil du so clever bist, habe ich einen Job für dich. Ich brauche wirklich ganz dringend deine Hilfe.
    Möchtest du mir helfen?«
    Sie wirkte verschlafen. »Was soll ich machen?«
    »Das zeige ich dir, wenn wir dort sind. Kommst du mit?«
    »Wenn’s sein muß.«
    Ich hatte eine glänzende Idee. »Willst du machen, was Daddy tut? Was wir machen, tut Daddy nämlich auch immer. Hilfst du mir jetzt, kannst du ihm bald alles erzählen.«
    Ihre Miene hellte sich auf. Sie war wieder ein glückliches kleines Mädchen.
    Sie mußte fast rennen, um mit mir Schritt zu halten. Wir erreichten die Durchfahrt und hatten das unbebaute Gelände vor uns. Hier war es dunkel, und sie bekam es allmählich mit der Angst zu tun. Sie wollte nicht mehr recht mit. »Wohin gehen wir, Nick?«
    »Du willst doch Spion spielen, nicht wahr?« fragte ich aufgeregt flüsternd. »Stell dir vor, du bist

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