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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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in jeder Kampfpause essen oder schlafen, weil man nie weiß, wann man wieder Gelegenheit dazu hat. Am besten versuchte ich etwas Schlaf zu bekommen; die Morgendämmerung - oder jede Bewegung in meiner Nähe - würde mich automatisch wecken. Schließlich war ich dem Haus so nahe, dass ich die Klospülung hören konnte; wäre ich noch näher dran gewesen, hätte ich ihnen den Hintern abwischen können.
    Ich schloss auf dem Bauch liegend die Augen, aber mit dem Einschlafen klappte es nicht gleich. Der einzige Stein, den ich nicht ausgegraben hatte, drückte schmerzhaft gegen meine linke Hüfte. Als ich ihn ausgebuddelt und zur Seite geräumt hatte, machte sich prompt am rechten Oberschenkel ein weiterer Stein bemerkbar, den ich ebenfalls ausgraben musste. In meinen Gore-Tex-Sachen, die als eine Art Schlafsack fungierten, fühlte ich mich einigermaßen wohl, aber um diese Zeit am frühen Morgen kommt einem der Boden geradezu eisig vor, sodass man sich unwillkürlich fragt: Was zum Teufel habe ich hier zu suchen? Und selbst wenn das Wetter nicht schlecht ist, friert man trotzdem. Bei völliger Untätigkeit erzeugt der Körper keine Wärme, und man wird zu einer Echse, die sich nach Sonnenschein sehnt. Man grübelt darüber nach und weiß zudem genau, dass zu der Kälte bald auch Regen kommen wird - das gehört einfach zu einem richtigen Beobachtungsposten. Manchmal lohnt sich die Warterei, und man vergisst alles körperliche Unbehagen, aber ich hatte schon oft genug durchnässt und frierend auf der Lauer gelegen, um zuletzt erfolglos abziehen zu müssen.
    Ich musste schmunzeln, als mir dabei die Geschichte mit meinem Freund Lucas einfiel. Wir hatten den Auftrag gehabt, auf einem polnischen Bauernhof unweit der deutschpolnischen Grenze einen Treff zu beobachten, bei dem Russen waffenfähiges Plutonium gegen Heroin eintauschen wollten. Unser Plan sah vor, den Treff zu sprengen und das Plutonium sicherzustellen. Lucas, der ein begeisterter Taucher war, kam auf die Idee, sich in einem Nasstaucheranzug in den Misthaufen des Bauernhofs einzubuddeln. Darin brachte er vier Tage zu. Zu dem Treff kam es dann doch nicht, und Lucas brauchte eine ganze Woche, um den Gestank wieder los zu werden - vor allem deshalb, weil wir den armen Kerl nicht gleich verständigt, sondern weitere achtundvierzig Stunden in seinem Misthaufen hatten schmoren lassen.
    Als ich aufwachte, musste es kurz nach fünf Uhr sein, denn draußen brach eben die graue Morgendämmerung des kommenden Tages an. Sobald ich draußen richtig sehen konnte, wurde es Zeit, mein Versteck zu einer letzten Kontrolle zu verlassen. Natürlich würde jemand, der einen Gegenstand fand, nicht automatisch sagen: »Oh, da ist ja ein Beobachtungsposten.« Aber wenn jemand sich nach seinem Fund bückte, kam er einem so nahe, dass die Chancen, entdeckt zu werden, überproportional anstiegen. Ich stieß das Zweigbündel mit beiden Füßen aus der Tunnelöffnung und kroch langsam rückwärts ins Freie.
    Draußen sah ich ein paar Stiefelabdrücke, die ich nachts übersehen hatte, und benutzte das Zweigbündel wie einen Reisigbesen, um sie zu verwischen. Dann begutachtete ich meinen Busch von außen. Man merkte ihm keine Veränderung an, und ich war ziemlich stolz auf meine Arbeit.
    Ich verschwand langsam in meinem Tunnel - diesmal mit den Füßen voraus - und zog das Zweigbündel wieder in die Tunnelöffnung. Dann wickelte ich den überschüssigen Teil des Tarnanzuges um die Enden der Zweige, um sie vor zu raschem Austrocknen zu schützen. Zuletzt rollte ich mich mitten in der von mir gegrabenen kleinen Mulde zusammen und drehte mich um, wobei ich sorgfältig darauf achtete, den Busch nicht zu bewegen. Ich wusste schließlich nicht, was die Zielpersonen gerade taten; vielleicht stand jemand an einem der Fenster des Hauses, genoss den Blick bei Tagesanbruch über den See und sah dann plötzlich einen Busch, der sich auf unerklärliche Weise bewegte .
    Als Nächstes musste ich meine Digitalkamera überprüfen, denn schließlich lag ich nur in diesem Versteck, um festzustellen, ob Sarah hier war und ein Foto von ihr an die
    Londoner Zentrale zu übermitteln. Lynn und Elizabeth, die nur glaubten, was sie selbst sahen, hätten sich nie allein auf mein Wort verlassen.
    Inzwischen war es gerade hell genug, dass durch den Sucher etwas zu erkennen war. Ich schnitt ein kleines Loch in das Tarnnetz vor der Kamera. Es brauchte nicht die Größe des Objektivs zu haben; solange es Licht in die

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