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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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schienen, sobald etwas Weggeworfenes aus dem Haus sei, könne es ihnen nicht mehr gefährlich werden. Reporter machen erstaunliche Entdeckungen, indem sie die Mülltonnen Prominenter durchwühlen; in manchen südostasiatischen Staaten wird der Müll aller Hotels mit internationaler Klientel regelmäßig von den Geheimdiensten gesichtet. So unvorsichtig würde Sarah nicht sein, aber ich wusste beispielsweise, dass sie sich möglichst nur von Naturkost ernährte; hätte ich in der Mülltonne entsprechende Abfälle entdeckt, wäre das ein bedeutsamer Hinweis gewesen.
    Unterdessen hatten die Vögel längst ihren Morgenchor angestimmt. Eine leichte Brise ließ einige Bäume schwach rauschen, aber das war in Ordnung, weil es etwaige Geräusche aus meinem Versteck tarnte. Das Hauptproblem war, dass auf diesen Wind bestimmt bald Regen folgen würde. Aber so lange der Regen ausblieb, war es in meinem Versteck geradezu idyllisch.
    Ungefähr eine Stunde später hörte ich das erste von Menschen verursachte Geräusch dieses Tages: das leise Tuckern eines kleinen Außenbordmotors. Die Großwildangler waren früh unterwegs, weil sie hofften, einen hungrigen Fisch an die Angel zu bekommen. Ich konnte das Boot nicht sehen, aber es musste irgendwo hinter mir in der Nähe der Einmündung des Bachs in den See sein.
    Das Tuckern hinter mir wurde lauter, dann verstummte es plötzlich, und ich hörte einen Anker ins Wasser klatschen. Die Angler waren ganz in der Nähe. Die leichte Brise trug manchmal sogar Stimmengemurmel zu mir herüber.
    Dann sah ich, wie sich der Vorhang eines der Erdgeschossfenster leicht bewegte. Vermutlich warf jemand einen prüfenden Blick auf die Angler - aber weshalb nicht den
    Vorhang aufziehen und sich die Leute richtig ansehen, wenn man schon wach war und sie hören konnte? Das erschien mir bedeutsam; vielleicht würde ich doch nicht mit leeren Händen nach Washington zurückkehren müssen. Für den Fall, dass die Seitentür sich plötzlich öffnete, lag mein Daumen auf dem Drahtauslöser bereit.
    Vom See her waren laute Rufe zu hören. Vielleicht hatte bei jemandem ein Fisch angebissen. Trotzdem zog im Haus niemand die Vorhänge auf, um zu sehen, was das alles sollte.
    Kurz nach acht Uhr traten zwei Männer aus der Seitentür ins Freie.
    Für eine Reaktion blieben mir höchstens vier bis fünf Sekunden. Ich konnte nicht auf perfekte Posen warten, weil die beiden keine Zeit haben durften, sich im Freien zu akklimatisieren. In den ersten Sekunden nach dem Verlassen des Hauses würden sie noch dessen Geräusche im Ohr haben - vielleicht die einer laufenden Waschmaschine oder eines Fernsehers -, die sich mit denen ihrer Schritte und ihrer eigenen Stimmen mischten. Aber sobald sie länger als vier bis fünf Sekunden im Freien waren, würden sie anfangen, auf das Rauschen der Bäume und den Wellenschlag am Seeufer zu achten. Bevor es dazu kam, musste ich blitzschnell handeln, um dann zur Bewegungslosigkeit zu erstarren, in der sich nur meine Augen bewegen durften. Ich betätigte den Drahtauslöser und machte fünf oder sechs Aufnahmen. Da ich eine Digitalkamera benutzte, brauchte ich mir keine Sorgen wegen der Geräusche von Verschluss und Filmtransport zu machen.
    Danach hatte ich Zeit, die beiden Männer mit eigenen Augen zu betrachten. Sie waren offensichtlich noch nicht sehr lange auf. Der eine trug Lederstiefel mit offenen Schnürsenkeln und ein verknittertes blaues Sweatshirt über ebenfalls verknitterten, ausgebleichten Jeans. Anscheinend hatte er in diesen Klamotten geschlafen. Sein pechschwarzes Haar war ungekämmt, und er trug einen Dreitagebart. Er war Anfang dreißig und wirkte nicht sehr bedrohlich: Er war kaum einen Meter fünfundsechzig groß und auffällig schlank. Zu mickrig, um gefährlich zu sein, hätte Josh bei seinem Anblick gesagt. Das Auffälligste an ihm war die Tatsache, dass er offenbar aus dem Nahen Osten stammte.
    Der andere Kerl hatte denselben dunklen Teint, aber er war gut einen Meter achtzig groß und breitschultrig. Er trug Laufschuhe, unter einer dunkelgrünen Vliesjacke ein Men in Black-T-Shirt und dazu eine Jogginghose. Auch er wirkte mit seiner im linken Mundwinkel hängenden Zigarette nicht gerade ausgeschlafen. Über Mittel- und Zeigefinger der rechten Hand trug er eine Gebetskette, die einem Rosenkranz sehr ähnlich sah. Er brachte sie mit einem kleinen Ruck ins Kreisen, damit sie sich um seine Finger wickelte, und ließ sie sich dann wieder abwickeln.
    Die beiden blieben an

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