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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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von meinem Gesicht entfernt war. Ich wusste nicht, ob ein Nahschuss überhaupt so viel Kraft erforderte, aber zum Teufel damit, ich wollte nichts riskieren. Während ich bewegungslos wartete, konnte ich den Gummi der Gartenhandschuhe riechen.
    Der Schatten verwandelte sich in den Rücken eines Mannes, den ich als MiB erkannte. Der Widerschein des Bildschirms tanzte jetzt über sein Hemd. Er kam nicht etwa die Treppe herunter auf mich zu, sondern ging geradeaus weiter und verschwand durch die Tür rechts neben der Treppe. Leuchtstoffröhren flammten auf und zeigten mir Küchenmöbel und einen Hängeschrank, unter dem bunte Kaffeebecher an Haken hingen.
    In der Küche klapperte Geschirr, klirrte Besteck. Die anderen unterhielten sich, vielleicht über den Film, und lachten kurz, als jemand einen Scherz machte. Von Sarah war noch immer nichts zu hören, was meinen ursprünglichen Verdacht bestätigte.
    Noch mehr Klirren und Klappern aus der Küche. Ich hielt die Bogensehne weiter gespannt. Die Anstrengung forderte ihren Tribut: Schweiß lief mir übers Gesicht, und ich wusste, dass er mir bald in die Augen geraten würde.
    Ich hörte das ffschtt! einer Getränkedose, die im Fernsehraum aufgerissen wurde, dann ein zweites. Vielleicht bedeutete das, dass sie zu dritt vor dem Fernseher hockten. Mit etwas Glück hatten sie Bierdosen aufgerissen; hatten sie sich während des Films voll laufen lassen, musste das ihr Reaktionsvermögen erfreulich herabsetzen.
    Dann verkündete Mr. Macho: »Da sind wir wieder mit Filmen für echte Kerle, die Männerfilme mögen.« Diese Ankündigung wurde mit einem weiteren ffschttt! aus der Küche begrüßt. MiB kam mit einer Dose in der Hand zurück und murmelte dabei etwas Unverständliches. Als die anderen sofort protestierten, ging er ein paar Schritte zurück, schaltete das Licht in der Küche aus und ließ die Tür offen, als er sich wieder zu seinen Freunden gesellte.
    Im Fernsehen wurde wieder geballert. Anscheinend war der letzte große Showdown im Gange. Leute brüllten sich an, wie es nur Schauspieler in Gangsterfilmen tun. Ich hatte das Gefühl, diesen Film zu kennen, und versuchte mich daran zu erinnern, wann die lautesten Szenen kamen und wie lange er noch dauern würde, um Sarah hier rausholen zu können, ohne selbst in einen »Film für echte Kerle, die Männerfilme mögen« verwickelt zu werden. Aber das gelang mir nicht.
    Im Fernsehland spielte irgendjemand den Helden und verlangte Feuerschutz, während er es im Alleingang mit den Bösen aufnahm. Idiot.
    Ich durfte wirklich nicht länger warten. Ich wusste noch immer nicht, wo Sarah sich im Haus befand, und die Treppe war mein einziger Zugang. Ich überzeugte mich davon, dass die übrigen Pfeile fest im Köcher steckten und ich nichts aus meinen Taschen verlieren konnte. Ich wollte nicht, dass die Maglite in dem Augenblick auf die Treppe polterte, in dem ich mich in Bewegung setzte.
    Ich behielt den Bogen mit dem auf der Sehne liegenden Pfeil in der linken Hand, atmete tief durch und hob meinen rechten Fuß. Damit die Stufe möglichst nicht knarrte, trat ich nur am äußersten Rand auf und machte dann wieder Halt, um zu horchen. Die Schießerei hatte aufgehört, und die Zuschauer gaben wieder ihre Kommentare ab. Ich stieg weiter die Treppe hinauf.
    Sobald ich den Treppenabsatz in Augenhöhe hatte, ließ ich mich nach vorn sinken, bis meine Stirn fast den Absatz berührte. Der Zigarettenqualm war so dicht, das ich fast würgen musste. Ich streckte die linke Hand mit dem Bogen etwas weiter von mir weg, schob mich lautlos höher und konnte nun einen Blick ins Fernsehzimmer werfen.
    Der Fernseher stand mir zugewandt in der hinteren rechten Zimmerecke. Auf dem Bildschirm ließ jemand seine Schusswunde von einem Arzt versorgen.
    Drei Männer sahen sich den Film an: Zwei saßen mit dem Rücken zu mir auf einem Sofa; der dritte Mann, MiB, lümmelte in einem schräg dazu stehenden Sessel, sodass er halb der Küchenwand zugekehrt war. Er hielt wieder einmal seine Gebetskette in der rechten Hand und ließ die Perlen durch seine Finger gleiten, während er den Film verfolgte. Der Raum glich einem türkischen Bad, nur war er nicht voller Dampf, sondern voller Zigarettenrauch. Außerdem roch es hier stark nach Pizza und Bier. Auf dem Fußboden neben dem Sofa stand ein aufgerissener Karton mit vierundzwanzig Dosen Budweiser.
    Ich sah nun auch, wo die Treppe in den ersten Stock hinaufführte. Das würde schwierig werden: Sie befand sich mir

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