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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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Sirenengeheuls zu urteilen, schien die gesamte State Police im Einsatz zu sein, um die bösen Jungs zu erledigen.
    Von oben fiel kein Licht auf die Treppe; ich nahm nur eine diffuse Helligkeit wahr, die kaum ausreichte, um die Treppenstufen zu erkennen. Ich nahm den Bogen in meine linke Hand und legte einen Pfeil auf die Sehne. Während ich ihn dort mit der Linken fest hielt, griff meine Rechte nach der Türklinke. Was oben geschehen würde, hing davon ab, wie die Dinge sich entwickelten: Ich wollte möglichst lange unbemerkt bleiben und würde erst Lärm machen, wenn es die anderen taten. Das war kein detaillierter Plan, aber er würde genügen. Zerbricht man sich wegen solcher Dinge zu sehr den Kopf, kommt man nie dazu, die Sache anzugehen; stürzt man sich dagegen hinein, ist der Kampf schon halb gewonnen. Was die andere Hälfte betrifft, hofft man, dass Wissen, Erfahrung und Ausbildung den Ausschlag geben werden.
    Nachdem ich kontrolliert hatte, dass mir nichts aus den Taschen fallen konnte, öffnete ich langsam die Tür, war darauf gefasst, beim leisesten Knarzen innezuhalten, und hielt wieder den Atem an, um besser zu hören. Die Leute über mir gaben keinen Laut von sich. Der Film musste spannend sein.
    Vor mir hatte ich eine schlichte, abgetretene Holztreppe, die direkt ins Erdgeschoss hinaufführte. Sie verlief zwischen zwei Wänden: Links befand sich die Außenmauer des Hauses, rechts war die Trennwand zur Garage mit Gipskartonplatten verkleidet. Oben im Erdgeschoss befand sich ein Treppenabsatz. Wer dort stand, brauchte nur leicht den Kopf zu senken, um mich zu sehen.
    Jenseits des Treppenabsatzes sah ich eine weitere Wand, in die rechts außen eine jetzt geschlossene Tür eingelassen war.
    Ansonsten sah ich nur den flackernden Widerschein farbiger Fernsehbilder auf Wand und Tür. Das war ein gutes Zeichen: Stand der Fernseher dem Treppenabsatz gegenüber, hieß das, dass die Kerle mir den Rücken zukehrten, während ich die Treppe heraufkam.
    Mir fiel auf, dass die Gerüche sich geändert hatten. Der leichte Modergeruch der Garage wurde durch Haushaltsgerüche verdrängt: Fritten und Möbelpolitur, beide sehr stark von Zigarettenqualm überlagert. Anscheinend veranstalteten sie dort oben ein Camel-Fest; ich würde mich beeilen müssen, damit ich nicht vorzeitig mit Lungenkrebs umkippte.
    Ich zog die Bogensehne halb zurück, richtete meinen Blick und die Waffe auf den oberen Treppenabsatz, setzte meinen linken Fuß auf die unterste Stufe und zog den rechten nach. Dann blieb ich stehen und horchte.
    Ich setzte den linken Fuß auf die nächste Stufe, belastete sie ganz langsam und hoffte, dass sie nicht knarzen würde. Mein Blick blieb auf den Treppenabsatz gerichtet, und ich hielt den Bogen weiter schussbereit. Mein Gehör blendete das Plätschern des Regens aus; es konzentrierte sich jetzt nur noch auf die Geräusche über mir, um jede verdächtige Bewegung sofort wahrnehmen zu können. Ich spannte die Bogensehne etwas stärker an und setzte einen Fuß auf die nächste Stufe.
    16
    Die Filmmusik und das Sirenengeheul einer polizeilichen Verfolgungsjagd verstummten plötzlich. Ich erstarrte mit erhobenem Fuß und schussbereit gehaltenem Bogen. So musste ich wie eine Erosstatue aussehen. Eine sehr amerikanische Machostimme verkündete: »Gleich geht’s bei TNT weiter mit Filmen für echte Kerle, die Männerfilme mögen.« Im nächsten Augenblick hämmerte eine Maschinenpistole los, die zweifellos eine Tafel mit Filmtiteln durchsiebte. Dann folgte Werbung für einen Fitnessplan, der unser aller Leben in nur vierzehn Tagen umkrempeln konnte. Ich konnte nicht beurteilen, wie viele Leute dort oben vor dem Fernseher saßen, aber Sarah war todsicher nicht dabei. Sie war kein echter Kerl, der Männerfilme mochte.
    Aus dem Zimmer drang wieder Gemurmel. Ich verstand nicht, was die Stimmen sagten, aber sie schienen sich über irgendetwas einig zu werden. Die Bodendielen knarrten wieder. Ich konnte nur hoffen, dass niemand zur Tiefkühltruhe unterwegs war; falls jemand sich das letzte Magnum holen wollte, erwartete ihn eine herbe Enttäuschung.
    Ein sich bewegender Schatten glitt über die Wand hinter dem Treppenabsatz und unterbrach die tanzenden Lichtreflexe des Fernsehschirms. Der Schatten wurde größer und größer. Ich hob meinen Bogen langsam weitere fünf Zentimeter, um genau zielen zu können. Die Kipphebel an seinen Enden wurden belastet, als ich die Sehne fast ganz spannte, bis sie kaum noch eine Handbreit

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