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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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Dollars zu zahlen versuchte. Ein deprimierender Gedanke, aber dieses Risiko durfte ich nicht eingehen.
    Als ich in Richtung Tankstelle weiterstolperte, kam ich der Straße näher. Auf ihr herrschte um diese Zeit kein Verkehr, aber in der Ferne waren gelegentlich Autoscheinwerfer zu sehen und die Geräusche zu hören, die Autoreifen machten, wenn sie über Kopfsteinpflaster rollten. In weiten Abständen aufgestellte Straßenlampen beleuchteten vom Wind aufgewirbelten Schnee, der einfach in der Luft zu hängen schien.
    Bis zur Straße, die an der Tankstelle vorbeiführte, hatte ich noch ungefähr 30 Meter über Schnee und Eis zurückzulegen. Was mich drinnen erwartete, wusste ich nicht, aber von außen sah sie wie irgendeine Tankstelle in Westeuropa aus. Tatsächlich war sie fast zu neu und modern, um mitten in einem so heruntergekommenen Stadtteil zu stehen.
    Ich stolperte über die Straße. Auch sie war gepflastert, aber dieses Pflaster hatte kaum Ähnlichkeit mit finnischem Straßenpflaster: Es war alt, wies zahlreiche Risse auf und war vielfach lückenhaft, sodass alle paar Meter mit Eis gefüllte Schlaglöcher gähnten.
    Im grellweißen Licht unter dem Tankstellendach trampelte ich den Schnee von meinen Stiefeln, um anständiger auszusehen, und tat so, als hätte ich meine Brille verloren, während ich mich in Wirklichkeit davon überzeugte, dass ich einen Zwanziger in der Hand hielt. Ich wollte nicht riskieren, mit 50 oder 100 Dollar aufzukreuzen; so viel Geld konnte mir hier einen Schlag über den Schädel einbringen.
    Der Wind heulte um die Zapfsäulen, als ich durch die Automatiktür ging. Ich betrat eine neue Welt: warm und sauber, mit reichhaltigem Warenangebot, das genau wie in jedem anderen europäischen Tankstellenshop vor mir ausgebreitet war. Im ersten Augenblick fragte ich mich, ob ich etwa Halluzinationen hatte. Hier gab es alles, von Motorenöl bis zu Keksen und Brot, aber vor allem ganze
    Paletten Dosenbier und ein Stapel von Bierträgern neben dem Schnapsregal. Leider fehlte etwas, worauf ich gehofft hatte: Kaffeeduft. Heiße Getränke schien es hier nicht zu geben.
    Zwei junge Männer Anfang zwanzig, die sich in ihren rot-weiß gestreiften Westen und Schiffchen vermutlich affig vorkamen, sahen hinter der Kassentheke auf und lasen dann ihre Zeitschriften weiter. Sie wirkten an diesem Morgen nicht besonders helle, während sie rauchten und in der Nase bohrten, aber ich sah selbst nicht gerade wie Tom Cruise aus.
    Ich wankte die Regale entlang, nahm eine Hand voll Schokoriegel mit und klaubte einige in Schrumpffolie verpackte Wurst waren aus der Kühltheke. Obwohl ich vielleicht nicht gerade hellwach war, wusste ich, dass mein Körper dringend kalorienreiche Nahrung brauchte.
    Die beiden starrten mich an, als ich meine Einkäufe auf die Theke plumpsen ließ, und ich brauchte ein paar Sekunden um zu merken, dass ich sichtbar schwankte. Ich stützte mich mit zwei Fingern von der Theke ab, um mich zu stabilisieren, und grinste die jungen Männer breit an. »Kann einer von euch Englisch?«
    Der Pickelige sah meinen Zwanzigdollarschein. »Amerikaner?«
    »Nein, nein Australier.« Ich gab mich immer als Australier Neuseeländer oder Ire aus; die sind neutral, gelten als umgänglich und sind als Weltenbummler bekannt. Erzählt man den Leuten, dass man Brite oder Amerikaner ist, trifft man immer wieder auf jemanden, der es einem verübelt, dass man in letzter Zeit dieses oder
    jenes Land bombardiert hat.
    Er starrte mich an, während er über meine Auskunft nachgrübelte.
    »Crocodile Dundee?« Ich imitierte jemanden, der ein Krokodil erwürgt. »G’day, mate!«
    Daraufhin nickte er lächelnd.
    Ich legte den Zwanziger hin und zeigte auf meine Einkäufe. »Kann ich damit zahlen?«
    Er studierte ein Faltblatt - vermutlich die Wechselkurse. Hinter ihm waren Zigaretten der Marke Camel symmetrisch um eine Camel-Wanduhr zum Sonderpreis arrangiert. Ich versuchte, mich auf die Zeiger zu konzentrieren, und bekam endlich heraus, dass es kurz nach halb vier Uhr war. Kein Wunder, dass ich halb erfroren war: Ich musste stundenlang im Eingang des Lagerhauses gelegen haben. Wenigstens taute meine Nase hier drinnen langsam auf; sie begann zu kribbeln, was ein gutes Zeichen war, weil es bewies, dass die Drogenwirkung allmählich nachließ.
    Der Picklige wechselte mir den Zwanziger ohne weiteren Kommentar. Jeder mag harte Devisen. Meine kalten Finger kamen nicht mit den vielen Scheinen und Münzen zurecht, die er mir

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