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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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herausgab; zuletzt machte ich einfach eine hohle Hand und strich mit der anderen das Geld hinein. Als er mir meine Plastiktüte gab, fragte ich ihn: »Wo ist der Bahnhof?«
    »Ha?«
    Es wurde Zeit, Thomas die Bummelzuglok, zu spielen. Ich betätigte eine Dampfpfeife. »Huuu-huuuuu! Tschugg, tschugg, tschugg.«
    Das gefiel ihnen. Sie schwatzten in einer Sprache miteinander, die ich für Estnisch hielt. Dann zeigte mein pickliger Freund über den Vorplatz nach rechts, wo die Straße eine Linkskurve beschrieb, bevor sie verschwand.
    Ich hob eine Hand zu einer großartigen australischen Dankesgeste, verließ die Tankstelle und wandte mich wie angewiesen nach rechts. Der eisige Wind fiel sofort wieder über mich her; Nase, Rachen und Lunge fühlten sich an, als atmete ich winzige Glassplitter ein.
    Der Gehsteig, dem ich in Richtung Kurve folgte, war mit einer schmutzig grauen Eisschicht bedeckt. Ein Riesenunterschied zu Finnland, wo alle Straßen und Gehsteige tadellos geräumt waren. Hier war der Schnee einfach zu Matsch zertrampelt worden, der anschließend wieder gefroren war. Wegen leerer Bierdosen und anderer Abfälle, die in allen möglichen Winkeln aus dem Eis ragten, musste ich meine Füße gut heben, um nicht über irgendwelchen Müll zu stolpern.
    Während ich die Straße entlangging und Ausschau nach Wegweisern zum Bahnhof hielt, knabberte ich einen steinharten Schokoriegel nach dem anderen. Ich sah bestimmt wie jemand aus, der nach einer langen Nacht auf dem Nachhauseweg einen Kebab isst.
    Nachdem ich ungefähr 20 Minuten lang eine dunkle, verlassene Straße hinuntergewankt war, erreichte ich Bahngleise, denen ich folgte. Kaum eine Viertelstunde später stieß ich schwere Glastüren auf und betrat das trüb beleuchtete Bahnhofsgebäude. Es roch nach Klos und billigem Essen und hatte wie jeder Bahnhof der Welt die vollständige Palette von Betrunkenen, Drogensüchtigen
    und Obdachlosen zu bieten.
    Im Inneren bestand der Bahnhof aus Sichtbeton mit Steinfußböden. In den siebziger Jahren, als er vermutlich erbaut worden war, musste er auf dem Reißbrett großartig ausgesehen haben, aber jetzt war er schlecht beleuchtet, vernachlässigt und baufällig - bis hin zu ausgebleichten Plakaten und abblätternder Farbe.
    Wenigstens war es hier warm. Bei einem langsamen Rundgang durch die Haupthalle hielt ich nach einem Platz Ausschau, an dem ich mich unauffällig zusammenrollen und etwas schlafen konnte. Ich hatte das Gefühl, auf der Suche danach zu sein, seit ich an Bord der Fähre gegangen war. Alle guten Plätze waren schon belegt, aber ich fand schließlich doch eine Nische, in der ich mich auf den Boden setzte.
    Ich holte das restliche Essen aus meinen Jackentaschen. Eigentlich konnte ich nicht mehr, aber ich zwang mich dazu, die beiden letzten Schokoriegel und den Rest Wurst aufzuessen. Dann ließ ich mich auf die rechte Seite sinken, rollte mich mit hochgezogenen Knien wie ein Fötus zusammen und schloss die Augen. Der Steinboden war kalt und mit Zigarettenkippen übersät, aber das störte mich nicht; ich wollte nur noch schlafen.
    Im nächsten Augenblick fingen in meiner Nähe zwei Wermutbrüder an, mit lauten, undeutlichen Stimmen die Welt zu verbessern. Als ich ein Auge öffnete, um nach ihnen zu sehen, gesellte sich gerade eine Stadtstreicherin zu ihnen, um an ihrer Diskussion teilzunehmen. Alle drei hatten schmutzige alte Gesichter mit Schrammen und blauen Flecken, als seien sie verprügelt worden oder im
    Suff auf die Fresse gefallen. Jetzt lagen sie zu dritt inmitten eines Walls aus überquellenden Plastiktüten, die sie notdürftig mit Bindfaden verschnürt hatten, auf dem Steinboden. Jeder von ihnen hatte eine Dose in der Hand, die zweifellos das hiesige Spezialbier enthielt.
    Ich schloss wieder die Augen und verfiel in einen unruhigen Halbschlaf, der ab und zu für wenige Minuten in richtigen Schlaf überging, aus dem ich beim geringsten Laut und der kleinsten Bewegung aufschreckte. Ich hatte keine Lust, ein zweites Mal überfallen zu werden.
    Ein kräftiger Tritt in die Rippen ließ mich hochfahren. Ich hatte noch immer bohrende Kopfschmerzen, aber wenigstens konnte ich wieder besser sehen. Ich sah eine Horde von Männern in Schwarz, die genau wie ein SWAT-Team der amerikanischen Polizei aussah, mit schwarzen Kampfhosen in Springerstiefeln, schwarzen Baseballmützen und schwarzen Nylonjacken mit großen poppigen Aufnähern. An ihren Webkoppeln hingen Behälter, die todsicher CS-Reizgas enthielten.

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