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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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zurückzulassen, bis ich meinen Auftrag ausgeführt hatte, war keine Alternative. Dafür fehlte mir die Zeit.
    Da ich mich in diesem Stadtteil jetzt auskannte, nahm ich eine Abkürzung zwischen den Wohnblocks und sah unterwegs die bisher schlimmsten Verhältnisse: triste Hinterhöfe, ausgebrannte Schuppen, Autowracks und einsturzgefährdete Plattenbauten. Bis zum Sonnenuntergang gegen 15.30 Uhr waren es noch eineinhalb Stunden, aber der bleigrau bewölkte Himmel ließ alles düsterer erscheinen, als es in Wirklichkeit war.
    Ich folgte vereisten Trampelpfaden im Schnee, bog um mehrere Ecken und machte einen Bogen um Autowracks und rostige Kinderwagen, bis das alte Haus in Sicht kam. Zimmermanns BMW stand nur ungefähr 30 Meter von mir entfernt. Auch die drei anderen Fahrzeuge waren noch da, alle mit einer dünnen Eisschicht überzogen, die sich auf ihren Dächern, Scheiben und Motorhauben bildete. Außer mir waren nur wenige Leute unterwegs - die meisten lediglich von Wohnblock zu Wohnblock, ein paar von ihnen mit kleinen Hunden, die Strickleibchen trugen.
    Es war dunkel und kalt genug, dass niemand auf mich
    achtete, als ich zwischen den verkohlten Überresten eines ausgebrannten Schuppens stand: mit gesenktem Kopf, beide Hände in den Jackentaschen vergraben, meine rechte Hand am Hammergriff. Ich empfand weder Angst, Zweifel noch sonstige Emotionen, wenn ich an mein Vorhaben dachte. Manche töten, weil sie einen guten Grund dafür haben. Andere - wie Zimmermann - morden, weil sie Spaß daran haben. Meine Beweggründe waren nüchterner. Ich tat es nur, wenn ich musste.
    Während ich die Zehen in meinen Stiefeln bewegte, damit sie durchblutet blieben, versuchte ich, andere Alternativen zu finden, aber mir fielen keine ein. Hier standen wichtigere Dinge auf dem Spiel als das Leben dieses Psychopathen; ich musste wieder an das Schluchzen des Marines denken, der im Hotelaufzug in Helsinki seine sterbende Frau in den Armen gehalten hatte. Zimmermann würde meine Pläne durchkreuzen, wenn er entdeckte, dass ich hier war. Ich war noch immer sauer auf mich, weil ich zu dämlich gewesen war, mit Acht einen anderen Treffpunkt zu vereinbaren; weil ich das versäumt hatte, befand ich mich jetzt in einer Situation, die mich das Leben kosten konnte, wenn ich Murks machte.
    Hinter einigen Fenstern des Wohnblocks, in dessen Nähe ich stand, brannte jetzt trübes Licht. Das Plärren eines Fernsehers hing in der Luft und wurde nur kurz vom Rattern eines vorbeifahrenden Wagens übertönt; dann war ein kreischendes Baby zu hören. Während ich weiter den Eingang des alten Hauses beobachtete, hörte ich das Klappern von Töpfen und Pfannen hinter beschlagenen Küchenfenstern mit ihren in der Mitte durchhängenden, schmutzigen Netzstores. Irgendwo in meiner Nähe kläfften sich Hunde an - vermutlich bloß aus Langeweile.
    In dem alten Haus war kein Licht, keine Bewegung zu sehen. Der König der Löwen zeigte 15.12 Uhr an.
    Ich beobachtete und wartete weiter, spürte an Nase und Ohren allmählich die Kälte und wünschte mir, ich wäre nicht zu faul gewesen, mir neue Handschuhe und eine neue Mütze zu kaufen. Als mein Körper mich daran erinnerte, dass er letzte Nacht mit Fußtritten misshandelt worden war, nahm ich weitere vier Aspirin. Ich brauchte lange, um so viel Spucke anzusammeln, dass ich sie einzeln hinunterschlucken konnte.
    Wieder ein Blick auf den König der Löwen: 15.58 Uhr. Ich war noch keine Stunde hier, aber mir kam es vor, als wartete ich schon sechs Stunden. Warterei war mir immer zuwider. Eine weitere halbe Stunde verstrich, dann ging plötzlich die Haustür auf, und hinter der Gittertür war ein trüber gelblicher Lichtschein zu sehen.
    Ich zog langsam meine Hände aus den Taschen. Den Hammerkopf umfasste ich so mit der rechten Hand, dass der Stiel außerhalb des Jackenärmels an meinem Unterarm lag.
    Zwei Männer standen dort und rauchten, bevor sie die Gittertür aufsperrten, um das Haus zu verlassen. Im schwachen Lichtschein der Eingangsbeleuchtung war ihre Atemfeuchtigkeit nicht von dem aufsteigenden Zigarettenqualm zu unterscheiden. Ich konnte nicht erkennen, ob einer von ihnen Zimmermann war, hoffte es aber nicht. Nur mit einem Hammer bewaffnet über zwei Männer herzufallen, wäre höchst riskant gewesen, und Zimmermann war garantiert bewaffnet.
    Die beiden redeten weiter, als die Gittertür quietschend aufging und einen der Männer ins Freie entließ. Als die Gittertür wieder zufiel, stand auf beiden Seiten je

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