Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren
ließ, bis die Felgen den gefrorenen Schlamm berührten, grinste ich dümmlich vor mich hin. Während ich das Mauerloch im Auge behielt, um zu sehen, ob sich dort ein Taschenlampenstrahl zeigte, kam ich mir wieder wie ein Achtjähriger vor, der neben dem Wagen seines Stiefvaters kauert.
Nachdem ich die Zündschnur erneut durch das Mauerloch ins Freie geschoben hatte, schnitt ich mehrere 20 Zentimeter lange Stücke Isolierband ab und klebte sie um meine Unterarme. Zuletzt nahm ich den Doppelpack Sprengladungen auf den Rücken, griff mit der linken Hand nach der aufgeschossenen Zündschnur und trat wieder in die Kälte hinaus.
41
Ich hielt auf die Lücke zwischen den beiden Gebäuden zu. Vor mir fiel weiter ein schwacher Lichtschein aus dem Haus auf den Schnee.
Im Vorbeigehen überzeugte ich mich davon, dass die Zündschnur so weit aus dem Mauerdurchbruch für das Stromkabel ragte, dass ich sie später herausziehen und um die Ecke des Zielgebäudes mitnehmen konnte. Als ich sie erreichte, sah ich, dass die Satellitenschüsseln jetzt völlig anders ausgerichtet waren.
Ich wollte noch einen Blick durch den Spalt zwischen den Pressspanplatten in den Computerraum werfen. Vielleicht hatte ich diesmal mehr Glück und bekam Tom zu sehen. Ich verrenkte mir wieder den Hals, konnte aber keine Bewegung erkennen.
Ich stieg über die Antennenkabel der Satellitenschüsseln hinweg, bog um die nächste Ecke des Gebäudes und machte noch drei Schritte. Dort kauerte ich nieder und legte die Sprengladungen und die Rolle Zündschnur in den Schnee. Der Computerraum befand sich hinter dieser Mauer. In den kommenden 20 Minuten würde ich eine Zeit lang ohne Handschuhe arbeiten müssen, während ich meine Sprengladungen anbrachte.
Ich knotete das Abschleppseil auf, das die Ladungen zusammenhielt, und lehnte einen der Styroporrahmen so mit der Breitseite der Sprengstoffkeile an die Außenwand des Gebäudes, dass das heraushängende kurze Stück Zündschnur vor mir baumelte. Danach rammte ich eines der Palettenteile schräg in den Schnee und benutzte es, um den leichten Rahmen gegen die Mauer zu drücken.
Als ich die Sprengladung mit abgeblendeter Taschenlampe kontrollierte, entdeckte ich zwischen zwei Streifen Plastiksprengstoff einen winzigen Spalt. Da er kaum einen Millimeter breit war, würde die
Sprengladung trotzdem zünden, aber wozu sollte ich etwas riskieren?
Mit meinen behandschuhten Händen knetete ich einen kleinen Klumpen Plastiksprengstoff, bis er leicht formbar war, riss ein Stück davon ab und drückte ihn auf den Spalt. Nach einer letzten Kontrolle knipste ich meine Taschenlampe aus und ging zur nächsten Satellitenschüssel hinüber. Ich holte mir einen der steinhart durchgefrorenen Sandsäcke, legte ihn hinter der nächsten Ecke des Gebäudes an die Mauer und belastete damit das freie Ende der Zündschnur. Dann fing ich an, die 43 Meter Zündschnur bis zur Sprengladung auszulegen. Da sie am anderen Ende durch den Sandsack belastet war, konnte ich die Zündschnur leicht unter Zug halten, damit sie sich nicht verdrehte oder Schlaufen bildete und die Druckwelle frei hindurchlaufen konnte.
Als ich die an der Mauer stehende Sprengladung erreichte, musste ich wieder die Handschuhe ausziehen. Ich zog einen der Isolierbandstreifen von meinem Jackenärmel ab, verband die Hauptzündschnur mit dem Stück, das aus dem Styroporrahmen heraushing und umwickelte die Verbindungsstelle so fest wie möglich. Für den Fall, dass etwas Sprengstoff aus den Enden der Zündschnüre gefallen war, stellte ich streng nach Vorschrift eine 25 Zentimeter lange Überlappung her. Die umwickelte Verbindung war etwa zehn Zentimeter lang, damit die Druckwelle unter allen Umständen von der Hauptzündschnur auf den heraushängenden Teil überspringen musste. Anschließend würde sie natürlich die Sprengladung erreichen und zünden.
Aus einem der Fenster auf der Rückseite des Gebäudes kam plötzlich laute Musik, die ebenso rasch wieder verstummte, wie sie aufgedreht worden war. Während ich mich instinktiv duckte, konnte ich im Haus mehrere Stimmen hören, die lautstark protestierten - und mindestens drei verschiedene Stimmen, die ihnen lachend antworteten.
Diese kleine Episode brachte mich in die Wirklichkeit zurück. Die taktisch richtige Anbringung von Sprengladungen scheint einen immer von der Realität abzukoppeln. Das mag daran liegen, dass man sich stark konzentrieren muss, weil man nur diese eine Chance hat. Daher sorgt man normalerweise
Weitere Kostenlose Bücher