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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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kam, stand mit verschränkten Armen da, hatte seine Hände unter die Achseln geklemmt, hustete Ziegelstaub aus und wartete auf meine Entscheidung.
    »Los, komm mit.«
    Ich ging in bisheriger Richtung weiter, um die Entfernung zum Zielobjekt zu vergrößern. Tom folgte mir langsam. Bis mein Plan fertig war, hatten wir ungefähr 400 Meter zurückgelegt; dann blieb ich stehen und suchte den Polarstern, der genau im Norden steht.
    Tom wurde allmählich lebhafter, als er durch Bewegung etwas Wärme erzeugte. Er schloss zu mir auf, während ich den Himmel absuchte. »Dort drinnen war’s der reinste Alptraum«, murmelte er, »aber ich hab gewusst, dass Liv dich schicken würde, um mich .«
    Ich unterbrach ihn, weil ich hoffte, er werde dann den Mund halten. »Richtig, Tom. Liv ist deine gute Fee.«
    Mit welchem Auftrag sie mich hergeschickt hatte, erzählte ich ihm lieber nicht.
    Seine Kapuze war zurückgeschlagen. Weil er jetzt schwitzte, sah ich von seinem dichten, ziegelrot eingestäubten Haar Dampf aufsteigen. Ich zog ihm die Kapuze über den Kopf, damit er nicht noch mehr Wärme verlor, und sah wieder nach dem Polarstern.
    »Nick, wie ist das alles passiert . du weißt schon? Ein beschissener Alptraum oder was?«
    »Was?« Ich hatte auch jede Menge Fragen, aber dies war nicht der rechte Ort, der rechte Zeitpunkt.
    »Du weißt schon, die Mauer, das Haus. Was hat das alles zu bedeuten?«
    Dieser ganze Scheiß war im Augenblick unwichtig.
    »Tom.« Ich sah weiter zum Himmel auf, obwohl ich dort oben fertig war.
    »Was?«
    Ich starrte ihn an. »Halt deine beschissene Klappe.«
    »Oh.«
    Das war die Antwort, auf die ich gehofft hatte.
    Ich ging meinen Plan in Gedanken ein letztes Mal durch, bevor ich ihn ausführte. Wir würden querfeldein nach Norden marschieren, bis wir auf die Bahnlinie stießen. Wandten wir uns dort nach links, waren wir in Richtung Westen nach Tallinn unterwegs. Wir würden den Gleisen zum nächsten Bahnhof folgen und einen Zug erwischen, vielleicht den ersten Morgenzug aus Narva. Ich war mir nicht ganz sicher, aber meiner Erinnerung nach fuhr er gegen acht Uhr ab, sodass wir eine Stunde später an einem Bahnhof sein mussten. Erst wenn wir in Tallinn waren, würde ich anfangen, mir den Kopf darüber zu zerbrechen, wie wir das Land verlassen konnten.
    Dem König der Löwen nach hatten wir fast 14 Stunden Zeit, um geschätzte 20 Kilometer zurückzulegen - kein großes Problem, wenn wir uns ranhielten.
    Tom starrte mich weiter an und versuchte rauszukriegen, warum ich den Himmel absuchte. Bevor er danach fragen konnte, ergriff ich die Initiative. »Wir müssen jetzt mit dem Zug nach Tallinn zurückfahren.«
    »Wo liegt denn das, Kumpel? Sind wir nicht nach Helsinki unterwegs?«
    Ich sah ihn an, konnte sein Gesicht aber nicht erkennen. Er hatte den dünnen Draht, der in den Rand seiner Kapuze eingenäht war, so straff zugezogen, dass der Pelz sein Gesicht verdeckte und nur noch seine Nasenspitze sehen ließ.
    »Doch«, sagte ich, »aber erst müssen wir nach Tallinn.«
    »Wieso das?«, fragte eine undeutliche Stimme hinter dem Pelz.
    »Weil das am einfachsten ist. Wir müssen die Bahn erreichen, mit dem Zug nach Tallinn fahren, dann eine Fähre nach Helsinki nehmen.«
    Ich wusste nicht einmal, ob Tom sich darüber im Klaren war, in welchem Land er sich befand. Ich trat so dicht an ihn heran, dass er mich lächeln sah und den Eindruck haben musste, das sei weiter keine große Affäre.
    Er war in Gedanken offenbar bei einem anderen Thema, als seine Stimme mich aus der Dunkelheit heraus ansprach. »Sind sie alle tot? Du weißt schon, die Kerle im Haus?«
    »Ich denke schon. Jedenfalls die meisten.«
    »Scheiße, hast du sie umgebracht? Kriegen wir da nicht Schwierigkeiten? Ich meine, wenn die Polizei .«
    Ich hatte keine Lust zu langen Erklärungen, deshalb zuckte ich nur mit den Schultern. »Das war die einzige Möglichkeit, dich aus der Scheiße zu holen.«
    Seine Schultern begannen zu zucken, und ich merkte plötzlich, dass er lachte. »Woher hast du gewusst, wann du die Bombe zünden konntest? Ich meine, sie hätte mich erwischen können, wenn ich nicht oben gewesen wäre.« Sein Lachen klang hörbar nervös.
    Ich hob den Kopf und gab wieder vor, den Polarstern zu suchen, damit er mein Gesicht nicht sehen konnte. »Du ahnst nicht, wie viel Mühe ich mir gemacht habe, Kumpel. Aber darüber reden wir später. Jetzt müssen wir los.«
    »Wie weit, schätzt du?«
    Auch der Pelzrand seines Parka war zu den

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