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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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sie auf gut 1,80 Meter, als sie in ihren vorn quadratisch abgeschnittenen Cowboystiefeln, deren Absätze langsam und rhythmisch über den Fußboden klackten, vor mir her schritt. Sie bewegte sich wie ein Supermodel auf dem Laufsteg. Ihre Beine steckten in Armani-Jeans, deren Firmenzeichen auf der rechten Gesäßtasche sich im Rhythmus ihrer Schritte auf und ab bewegte. Ich beobachtete es fasziniert.
    Während ich meine Pistole in die rechte Tasche steckte und das Handy in der linken verstaute, beobachtete ich weiter die Blondine und überlegte mir, dass Armani sie eigentlich dafür bezahlen müsste. Ich war fast versucht, mir Jeans dieser Marke zu kaufen.
    Eine der rechten Türen stand halb offen, und ich warf einen Blick in den Raum dahinten. Die Küche war ebenso steril wie der Flur: weiß lackierte Hocker an der Frühstückstheke, kein Wasserkessel, keine Pinnwand mit Einkaufszetteln. Hier lebte niemand.
    Ich betrat das Wohnzimmer, in dem sie jetzt stand: ein großer weißer Raum, in dessen Mitte drei nicht zusammenpassende Stühle standen. Zugezogene Musselinvorhänge ließen das einfallende Tageslicht trüb und verschwommen wirken.
    Die einzigen weiteren Gegenstände in diesem Raum waren vier riesige Tragetaschen von Harvey Nichols, die zum Platzen voll gepackt zu sein schienen, und eine schwarze Tragetasche von Waterstone’s mit Büchern, deren kantige Umrisse sich deutlich abzeichneten.
    Ich durchquerte den Raum und blieb in der Nähe der Fenster stehen. Durch die Isolierverglasung drang der Verkehrslärm nur schwach herein.
    Sie beugte sich über eine der Tragetaschen und zog einen großen, prall gefüllten beigen A4-Umschlag heraus.
    »Mein Name ist Liv. Ich soll Ihnen Grüße von Valentin bestellen«, sagte sie, als sie mir den Umschlag gab. »Und Ihnen dieses Zeichen seiner Dankbarkeit überbringen. Das ist für Sie. Hunderttausend US-Dollar.«
    Wunderbar. Damit konnte ich meine Schulden in der Klinik bezahlen und hatte das Geld für weitere vier Monate Behandlung auf der Bank.
    Liv streckte eine perfekt gepflegte Hand aus, die erkennen ließ, dass sie kein Teenager mehr war. Ihr Teint war makellos, und sie brauchte kein Make-up. Ich schätzte sie auf Anfang dreißig. Sie trug ihr schulterlanges Haar links gescheitelt und hinters Ohr gesteckt.
    Falls sie heute Nagellack trug, war er farblos. Sie trug keine Ringe, keine Armreifen, Ohrringe oder Halsketten. Das einzig sichtbare Schmuckstück war eine klassisch schlichte goldene Cartier-Armbanduhr mit schwarzem Lederband. Andererseits brauchte sie Schmuck zur Verschönerung so notwendig, wie die Venus von Milo ein Brillantcollier brauchte. Ich begann einzusehen, weshalb Val Finnland Russland vorzuziehen schien.
    Ich dachte nicht daran, den Umschlag sofort aufzureißen. Ich wollte nicht verzweifelt oder misstrauisch wirken. Ich war beides, aber ich wollte
    nicht, dass sie das merkte.
    Bisher hatte ich nie Zeit gehabt, sie mir genau anzusehen. Erstmals wahrgenommen hatte ich sie am Tag von Vals Ankunft in Finnland - drei Tage vor der Entführung. Aber die Erkundungsphase dient der Planung, nicht der Bewunderung von Sehenswürdigkeiten. Das holte ich jetzt nach. Ich hatte noch nie eine Frau mit so perfekt symmetrischen Gesichtszügen gesehen - ausgeprägtes Kinn, volle Lippen und leuchtend blaue Augen, die alles zu wissen schienen, aber nichts preisgaben. Ihr klassisch proportionierter Körper sah aus, als werde er nicht durch Hüpfen zu Musik im Fitness-Studio, sondern durch Reiten oder Klettern in Form gehalten.
    Die Umrisse der Geldscheinbündel, die ich in dem Luftpolsterumschlag ertasten konnte, holten mich in die Wirklichkeit zurück. Ich legte meinen Helm vor mich auf den Boden, öffnete den Reißverschluss meiner Lederjacke und schob den Umschlag hinein.
    Sie wandte sich ab und setzte sich auf einen der Stühle neben ihren Einkäufen. Ich blieb in Fensternähe an die Wand gelehnt stehen. Liv bot mir mit einer Handbewegung einen Stuhl an, aber ich schüttelte dankend den Kopf. Ich blieb lieber stehen, um schneller reagieren zu können, falls sie ein paar ihrer stiernackigen Freunde in der Wohnung hatte und dieses Gespräch sich als nicht hundertprozentig freundschaftlich erwies.
    Ich fing an, Val heftig zu beneiden. Geld und Macht ziehen immer schöne Frauen an. Mein Treteimer voller unbezahlter Rechnungen wirkte nie als Magnet.
    Liv saß da und betrachtete mich mit dem Gesichtausdruck, den Mr. Spock auf der Brücke des Raumschiffs Enterprise aufgesetzt

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