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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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das Haus beobachtete, hörte ich ihn schniefen. Ich sah zu ihm hinüber und stellte fest, dass er nicht etwa nur die Nase hochzog, sondern in Tränen aufgelöst war.
    Ich wusste, dass ich Tom nicht drängen durfte, denn wir mussten nicht nur über den Zaun, sondern ihn auf dem Rückweg nochmals überklettern. Fing es jetzt auch noch zu schneien an, würde das Ganze endgültig in eine Zirkusvorstellung ausarten.
    Meine Füße waren in falscher Position: Sein rechter Fuß war unten, aber meiner war oben. Nachdem ich das korrigiert hatte, setzte ich zur Seelenmassage an. »Hör zu, wir klettern jetzt langsam und gemütlich weiter. Viele Leute haben Angst vor Höhen. Ich mag zum Beispiel keine Spinnen. Deshalb bin ich gern hier im Norden, wo’s diese Scheißviecher nicht gibt. Zu kalt für sie, verstehst du?«
    Er lachte ein nervöses kleines Lachen.
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    »Du konzentrierst dich einfach auf den oberen
    Zaunrand, Tom, dann geht alles klar.«
    Er atmete tief durch und nickte dann.
    »Also gut, ich klettere voraus. Immer nur einen Schritt, dann kommst du nach, okay?« Ich verlagerte mein
    Gewicht langsam in die linke Trittschlinge, brachte den rechten Haken an, zog mich hoch und wartete.
    Tom schaffte es zitternd, auf gleiche Höhe mit mir zu gelangen.
    Dann wiederholten wir diesen Vorgang.
    Ich beugte mich zu seinem Ohr hinüber. »Siehst du, überhaupt nichts dabei.« Während ich in Toms Nähe war, kontrollierte ich rasch seine Haken. Auch sie waren in Ordnung.
    Ich beschloss, ihm eine Ruhepause zu gönnen, damit er sich in seinem Ruhm sonnen und neues
    Selbstbewusstsein gewinnen konnte. »Hier machen wir kurz Pause, okay?«
    Um uns herum heulte der Wind und wirbelte Schnee
    vom Erdboden auf, sodass wir mit weißen Kristallen überzuckert waren. Tom starrte den Metallzaun eine Handbreit vor seinem Gesicht ab. Ich beobachtete das Haus, während wir beide immer wieder geräuschvoll hochzogen.
    Als seine Atmung sich wieder beruhigt hatte, nickte ich ihm zu; er nickte ebenfalls, und ich kletterte weiter.
    Tom hielt tapfer mit mir Schritt.
    Wir erreichten die Oberkante der zweiten von
    insgesamt drei Streckmetallplatten. Tom kam allmählich besser voran; noch ungefähr ein Dutzend Rechts-Links-316
    Schritte, dann waren wir oben. Ich beugte mich zu ihm hinüber. »Ich klettere voraus und helfe dir rüber, okay?«
    Erst musste ich wieder ein Stück queren. Ich wollte nicht genau über den Stahlträger klettern und dabei seine Schneehaube herunterwischen. So etwas konnte bei
    Tageslicht allzu leicht auffallen.
    Tom wurde wieder nervös und begann, mit der flachen Hand an mein Bein zu schlagen. Als ich das ignorierte, packte er mich am Hosenbein. Ich sah nach unten. Er war in heller Aufregung und deutete mit der freien Hand in Richtung Zufahrt, während er Mühe hatte, sich in den Trittschlingen zu halten.
    Ich starrte in die angegebene Richtung. Eine Gestalt in Weiß kämpfte sich durch den fast hüfthohen Schnee links neben der Zufahrt. Hinter ihr kamen weitere Männer in Schneetarnanzügen, und ich sah noch mehr aus dem
    Wald treten und auf der Zufahrt bleiben. Insgesamt kamen dort mindestens ein Dutzend Männer.
    Haltung und Schwung ihrer Arme zeigten mir, dass sie bewaffnet waren.
    Scheiße, die Maliskija.
    »Nick! Was machen wir jetzt?«
    Ich hatte ihm schon vor ein paar Stunden gesagt, was er tun sollte, falls es ein Drama gab, während wir auf dem Zaun waren: Er sollte tun, was ich tat.
    »Spring. Scheiß drauf – spring!«
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    Ich umklammerte die Holzklötze, zog mich mit den
    Armen daran hoch, sodass die Haken mein Gewicht
    trugen, zog beide Füße aus den Trittschlingen und ließ los. Ich konnte nur hoffen, dass der Schnee tief genug war, um meinen Sturz aus zehn Metern Höhe zu
    dämpfen.
    Während ich an Tom vorbeifiel, der weiter am Zaun klebte, machte ich mich bereit, die Anweisung des Fallschirmausbilders zu befolgen, wenn der Wind
    stürmisch auffrischt und die Absetzzone, die ein großes freies Feld sein sollte, sich plötzlich in die Autobahn M1
    verwandelt hat: die Landung akzeptieren.
    Ich landete mit den Füßen voraus im Schnee, leitete sofort eine Fallschirmrolle rechts ein und klappte im nächsten Augenblick zusammen, als meine Rippen über einen Baumstumpf schrammten, bevor mir fast
    gleichzeitig einer der Handgriffe des Bolzenschneiders an den Hinterkopf knallte. Erst wurde mir schwarz vor den Augen, dann sah ich nur noch Sterne. Von meinem
    Brustkorb strahlten lähmende Schmerzen aus, und der

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