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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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der Straße zusammenbrechen, an Unterkühlung sterben.
    Ich versuchte mich aufzurappeln, konnte aber nicht auf die Beine kommen. Dann spürte ich, dass ich wegdriftete.
    Der Schlafdrang war einfach zu stark.
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    Freitag, 17 Dezember 1999
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    Ich kam sehr langsam wieder zu mir. Ich hörte, wie der Wind an dem zurückgesetzten Eingang vorbeiheulte, und spürte einen Teil davon auf dem Gesicht. Ich konnte weiter nur verschwommen sehen und fühlte mich stark benommen. Wie nach einem schweren Rausch, nur
    dreimal schlimmer. Gehirn und Körper schienen noch immer nicht richtig zusammenzuarbeiten.
    Ich lag zwischen Bierdosen und Abfällen
    zusammengerollt, war fast erstarrt und zitterte vor Kälte, aber das war ein gutes Zeichen. Ich spürte die Kälte wenigstens; ich wachte allmählich wieder auf.
    Ich hustete und spuckte, während ich mit zitternden Händen versuchte, den Reißverschluss meiner Jacke einzufädeln und hochzuziehen, um etwas Wärme
    zurückzuhalten. In einiger Entfernung fuhr ein Wagen mit aufheulendem Motor vorbei – ich wusste nicht genau, wie weit entfernt er war, aber der Motor klang ziemlich laut. Ich horchte auf die Musik, aber die war verstummt.
    Als der Wagen weitergefahren war, waren die einzigen Geräusche das Heulen des Windes und mein Husten und Spucken. Den Reißverschluss bekam ich nur halb zu, weil meine vor Kälte starren Finger immer wieder von der kleinen Metallzunge abrutschten. Schließlich gab ich auf und hielt die obere Hälfte einfach nur zusammen.
    Ich versuchte mein Gehirn wieder in Gang zu setzen, 442
    indem ich die Jackentaschen kontrollierte. Natürlich war das zwecklos, denn die beiden Kerle hatten sie
    ausgeräumt und meinen Reisepass auf den Namen
    Davidson und das eingewechselte Geld mitgenommen.
    Sich darüber zu ärgern, lohnte sich nicht; dadurch bekam ich mein Eigentum nicht zurück. Wichtiger war, ob ich das Zeug in meinen Socken noch hatte. Ich tastete mit vor Kälte tauben Finger in meinen Stiefeln herum und berührte den Packen Dollarscheine. Noch überraschender war, dass ich meinen Leatherman noch am Gürtel hatte.
    Vielleicht waren die beiden nicht so clever gewesen, wie ich gedacht hatte, oder ein Leatherman ließ sich nur in der Originalverpackung gut verkaufen.
    Sobald ich mich zuerst hingekniet und dann
    aufgerichtet hatte, rappelte ich mich langsam auf, indem ich mich an der Mauer aus Hohlblocksteinen hochzog.
    Ich wollte in Gang kommen, ein Hotel finden und mich aufwärmen; vielleicht konnte ich den Morgenzug noch erreichen. Oder war es vielleicht schon Morgen? Ich hatte keine Ahnung.
    Ich bekam einen Anfall von Schüttelfrost. In den
    Jackentaschen nach meinen Handschuhen zu suchen, war eine dämliche Idee – die hatten die beiden natürlich auch mitgenommen. Ich musste zusehen, dass ich mich
    bewegte, damit mir warm wurde.
    Eiskalte Luft blies mir ins Gesicht, als ich aus dem Eingang ins Freie trat. Von der Ostsee her wehte ein frischer Wind. Um wach zu werden, hüpfte ich mit den Händen in meinen Jackentaschen in der Dunkelheit auf der Stelle auf und ab, verlor aber bald das Gleichgewicht.
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    Als ich tief durchzuatmen versuchte, brannte die eiskalte Luft in Nase und Rachen. Ich setzte meine
    Aufwärmübungen fort, aber sie waren mehr ein Schlurfen als ein Springen.
    Da ich Mütze und Handschuhe eingebüßt hatte,
    vergrub ich meinen Kopf im Kragen der Jacke und die Hände tief in den Jackentaschen. Ich suchte mir einen Weg durch kleine Schneehaufen, unter denen sich, wie sich bald zeigte, Stahlbetonbrocken mit nach allen Richtungen wegstehenden Rundeisen verbargen. Ich ließ mir Zeit, denn ich wollte mir nicht noch den Knöchel verstauchen, was bei meinem heutigen Pech durchaus wahrscheinlich war.
    Allmählich wurden meine Hände so warm, dass ich
    den Reißverschluss hochziehen konnte, und sobald die Daunenjacke geschlossen war, begann ich die Wärme zu spüren. Auf der Straße 60 bis 70 Meter links von mir fuhr langsam ein Auto vorbei. Vor mir sah ich in etwa 300
    Metern Entfernung das verschwommene blau-weiße
    Leuchten einer Tankstelle. Ich bückte mich, ließ mir dabei Zeit, um nicht wieder das Gleichgewicht zu
    verlieren, schnürte meinen Stiefel auf und holte einen Zwanzigdollarschein heraus.
    Nachdem ich mich davon überzeugt hatte, dass mein übriges Geld sicher verstaut war, stolperte und rutschte ich auf den blau-weißen Lichtschein jenseits der Bäume zu. Mein Zustand hatte sich etwas gebessert, aber ich wirkte bestimmt noch wie

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