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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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dazu aus, den unter der hohen Zimmerdecke hängenden
    Zigarettenqualm zu beleuchten. Links von mir sah ich einen mit heruntergedrehtem Ton laufenden Fernseher, vor dem ein Kerl hockte. Geradeaus vor mir, ungefähr zehn bis zwölf Meter entfernt, befand sich ein einzelnes Schiebefenster, dessen geöffnete Läden etwas Tageslicht hereinlassen sollten. Hier gab es weder Teppiche noch 480
    Bilder, nur leeren Raum.
    Rechts von mir saßen vor einem großen Marmorkamin drei Männer auf vergoldeten Polsterstühlen um einen kostbar aussehenden antiken Tisch mit geschwungenen Beinen. Sie spielten Karten und rauchten. Links neben dem Kamin sah ich eine weitere Tür.
    Die drei Sitzenden drehten sich halb um und starrten mich an, während sie an ihren Zigaretten zogen. Ich nickte ihnen zu, ohne die geringste Reaktion
    wahrzunehmen. Dann sagte einer der Kerle etwas, über das die beiden anderen laut lachen mussten, und das Spiel ging weiter.
    Hinter mir wurde die Tür geschlossen. Ich sah mich nach Acht um, der vor Aufregung kaum stillstehen
    konnte. »Okay, Mann …« Er bewegte seine Arme wie
    ein Rapper. »… du bleibst vorläufig hier, ja? Worsim kommt gleich wieder. Ich hab was zu erledigen, Mann.«
    Damit legte er die Hausschlüssel auf den Tisch und verschwand durch die Tür neben dem Kamin.
    Ich sah zu dem Kerl vor dem Farbfernseher hinüber.
    Das Bild war etwas verschwommen, was daran liegen mochte, dass das Gerät auf einem Stuhl stand und einen Drahtkleiderbügel als Antenne hatte. Der Mann hockte auf einem Stuhl so dicht davor, dass seine Nase fast den Fernsehschirm berührte, und war von der Sendung so gefesselt, dass er sich nicht einmal nach mir umdrehte.
    Der Fernseher strahlte mehr Licht ab als die Glühbirne an der Decke; mir war es ein Rätsel, wie die anderen Kerle ihre Karten sehen konnten.
    Da mir niemand einen Stuhl anbot, trat ich ans Fenster, 481
    um nach draußen zu sehen. Das alte Parkett knarrte bei jedem meiner Schritte. Die Kartenspieler, die jetzt hinter mir saßen, murmelten unverständliche Worte, während sie weiterspielten.
    Was hier vorging, war leicht zu erkennen. An diesem Ende des Raums standen zwei elektronische
    Apothekerwaagen unter einem Tisch. Neben ihnen waren etwa ein Dutzend Tupperware-Behälter gestapelt, von denen einige ein weißes Pulver enthielten, das bestimmt kein Mehl war, während andere mit dunkelbraunen, fast schwarzen Pillen gefüllt waren, die wiederum keine Smarties waren.
    Genau unter dem Fenster lag die Viru, auf der
    schmutziger Schnee und Eis überquellende Mülltonnen bedeckten. An einer Hausecke lagen drei räudige Katzen um einen Gully versammelt bewegungslos im Schnee
    und warteten darauf, dass ihr Dinner in schwarzem Pelz zum Vorschein kam.
    Über den Rand der Schlucht hinweg war zu sehen,
    dass beide Flussufer vereist waren, aber im mittleren Drittel wälzte sich ein träger, mit Eisschollen und Müll beladener Strom der ungefähr zwölf Kilometer entfernten Ostsee zu. Weiter flussaufwärts war die Brücke noch immer von Fahrzeugen und Fußgängern verstopft.
    Ich drehte mich wieder in den Raum um. Obwohl er
    überheizt war, verzehrte ich mich nach einem heißen Kaffee. Das einzige Getränk, das ich hier sah, war eine Flasche Johnny Walker auf dem Tisch, die von den
    Kartenspielern geleert wurde. Alle drei hatten ihre schwarzen Lederjacken über ihre Stuhllehnen gehängt.
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    Sie hatten offenbar zu viele Gangsterfilme gesehen, denn sie trugen einheitlich schwarze Hosen und schwarze Rollkragenpullover und hatten an Fingern und
    Handgelenken genug Gold, um damit Estlands
    Staatsschulden zu tilgen.
    Das Ganze erinnerte an eine Szene aus GoodFellas .
    Auf dem Tisch vor ihnen lagen Marlboro- und
    Camelpackungen, auf jeder ein sorgfältig ausgerichtetes goldenes Feuerzeug. Ich achtete darauf, sie meine Armbanduhr mit dem König der Löwen nicht sehen zu lassen. Sie sollten nicht anfangen, sich über mich lustig zu machen, denn vielleicht war ich später darauf
    angewiesen, dass sie mich ernst nahmen. Eine grinsende Disney-Figur an meinem Handgelenk würde nicht gerade dazu beitragen, dass sie das taten.
    Ich sah zu dem Fernsehglotzer hinüber, der sein
    Feuerzeug anknipste, sich eine zwischen Daumen und Zeigefinger gehaltene Zigarette anzündete und sich dann wieder mit dem Ellbogen auf den Knien eine
    amerikanische Seifenoper reinzog. Das Verrückte war, dass der englische Dialog beibehalten war; erst nachdem die Schauspieler ausgeredet hatten, folgte die

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