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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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knurrte er etwas, das sich offenbar mit
    »Verpiss dich, Idiot!« übersetzen ließ. Das Rauschen und Knacken verstummte; ich war abgewimmelt worden.
    Ich klingelte nochmals, weil ich vermutete, wenn er sauer genug sei, werde er an die Haustür kommen, um mich wegzujagen. Das würde mir wenigstens die Chance geben, hier weiterzukommen. Die Stimme meldete sich wieder und brüllte etwas, das ich nicht verstand; ich 477
    konnte mir denken, was sie sagte, wiederholte aber trotzdem mein Anliegen.
    »Konstantin? Konstantin?«
    Die Sprechanlage verstummte wieder. Ich wusste
    nicht, ob sich nun etwas ereignen würde, blieb aber vorsichtshalber auf meinem Posten vor der Haustür.
    Nach ungefähr zwei Minuten hörte ich, wie hinter der Tür Riegel aufgezogen wurden. Als die Tür dann
    aufgestoßen wurde, trat ich rasch zur Seite. Dahinter befand sich eine geschlossene Gittertür, hinter der ein Jüngling von 18 oder 19 Jahren stand, der aussah, als habe die Design-Fee sich an ihn angeschlichen und mit ihrem Zauberstab berührt, um ihn in ein Mitglied einer Straßenbande in Los Angeles zu verwandeln. Er war bestimmt der Besitzer des Ladas.
    »Sprechen Sie englisch?«
    »Jo! Du suchst Konstantin?«
    »Yeah, Konstantin. Ist er da?«
    Er grinste breit. »Klar ist er das – er steht vor dir, Mann. Du bist der Kerl aus England, stimmt’s?«
    Ich nickte lächelnd und beherrschte mich, um nicht laut über seine Bemühungen zu lachen, seine
    Sprechweise seiner Aufmachung anzupassen. Das war aussichtslos – vor allem wegen seines russischen
    Akzents.
    Konstantin strahlte mich an, während er mich von
    Kopf bis Fuß begutachtete. »Okay, dann komm rein, schicker Junge.« Er hatte Recht: Meine Klamotten sahen nicht gerade wie frisch aus der Reinigung aus. Oder vielleicht hatte er einen Mann mit Stockschirm und 478
    Melone erwartet.
    Die Gittertür war eigens mit zwei Schlössern gesichert.
    Sobald ich eingetreten war, wurden Haus- und Gittertür hinter mir abgesperrt und die Schlüssel herausgezogen.
    Er hielt seine Hände hoch. »Hey, du kannst Worsim zu mir sagen.« Er wackelte mit den Fingern – oder vielmehr mit den noch verbliebenen – in der Luft. »Das tun alle.
    Worsim heißt auf Russisch acht.«
    Dann musterte er mich erneut, während wir beide über diesen Scherz lächelten, den er vermutlich schon
    tausendmal gemacht hatte. »Hey, komm mit, Engländer.«
    Ich folgte Acht eine schmale Holztreppe in den ersten Stock hinauf. Geländerpfosten und Handlauf waren aus abgegriffenem Holz, die nackten Stufen durchgetreten.
    Die einzige Beleuchtung war der trübe Lichtschein, der durch die Erdgeschossfenster hereinfiel. Ich konnte nur ahnen, wohin meine Füße traten.
    Dieses alte Haus musste früher eine
    hochherrschaftliche Villa gewesen sein. Ich konnte nirgends eine Bar entdecken, aber hier war es zumindest warm und trocken – fast zu trocken. Im Haus herrschte der Staubgeruch, der sich einstellt, wenn die Fenster niemals geöffnet werden, obwohl die Heizung ständig läuft.
    Unsere Schritte hallten durchs Treppenhaus. Acht, der ungefähr drei Stufen über mir war, trug die grellsten purpurrot-gelben Nike-Sportschuhe, die ich je gesehen hatte, und darüber sackartige, blaue Hip-Hop-Jeans, die
    »stonewashed« waren – die Art mit grässlich
    aussehenden weißen Streifen –, und eine schwarze
    479
    Bomberjacke aus Kunstleder mit dem Piratensymbol der L. A. Raiders als Rückenstickerei.
    Dann erreichten wir einen Treppenabsatz und wandten uns der zweiten Treppenhälfte zu, die in den ersten Stock hinaufführte. Durch die Lamellen der innen angebrachten Fensterläden fiel schwaches Tageslicht. Alle Türen, an denen wir vorbeikamen, hatten kunstvoll gearbeitete Füllungen und Porzellanklinken mit verblassten,
    gemalten Blumenmustern; die Villa musste zum
    Zeitpunkt ihrer Erbauung prächtig gewesen sein.
    Wir passierten den ersten Stock, stiegen in den zweiten hinauf und gingen dort einen Flur entlang. Acht öffnete die Tür eines Raumes, der zum Fluss hinausführte. »Du heißt Nick, richtig?«
    »Yeah, das stimmt.« Ich erwiderte seinen Blick nicht, als ich an ihm vorbeiging. Ich war zu sehr damit
    beschäftigt, mir anzusehen, was mich in diesem Raum erwartete.
    Die einzige Lichtquelle war eine nackte Glühbirne, die in der Raummitte an der Decke hing. Ihr trübes,
    gelbliches Licht hatte ich von draußen gesehen. Der sehr große Raum lag im Halbdunkel und war völlig überheizt.
    Das schwache Lampenlicht reichte praktisch nur

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