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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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Flüchtlingslager hinter mir und ging auf der Puskinistraße zu einem Verkehrskreisel weiter, von dem nach dem Stadtplan in meinem Kopf die Straße abzweigte, in die ich wollte.
    Die einzigen Gebäude, die halbwegs einladend
    wirkten, sah ich in der Nähe des Verkehrskreisels.
    Blinkende Leuchtreklamen verkündeten, dies seien
    »Komfort Baars«. Aus ihren Außenlautsprechern plärrte Musik. Früher waren sie vermutlich gewöhnliche Bars 471
    oder Läden gewesen, aber jetzt waren ihre Fenster mit einer undurchsichtigen Farbschicht bedeckt. Man
    brauchte nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, was dahinter geboten wurde, aber für Leute, die vielleicht noch im Zweifel waren, gab es Frauenbilder und Texte in kyrillischer Schrift, die bestimmt genau erläuterten, was unter »Komfort« zu verstehen war. Das beste Bild befand sich auf einer blau zugemalten Scheibe: die
    Freiheitsstatue mit Marilyn Monroes Zügen, die ihren Rock raffte und ein Pik-Ass zwischen ihren Schenkeln sehen ließ. Darunter stand auf Englisch: America. Fuck it here. Ich wusste nicht recht, was das heißen sollte, aber die Russen, deren Sattelschlepper überall entlang der Straße geparkt standen, hatten offenbar keine
    Schwierigkeiten, die Speisekarte zu lesen.
    Ich hatte gerade an dem Verkehrskreisel Halt gemacht, um nachzusehen, auf welcher Straße ich weitergehen wollte, als zwei weiße Suzuki Vitaras, die ihre roten und blauen Blinkleuchten eingeschaltet hatten, mit
    kreischenden Reifen vor Marilyn’s hielten.
    Aus jedem Wagen sprangen drei Kerle, die genau wie das SWAT-Team auf dem Bahnhof Tallinn uniformiert waren – nur mit anderen Abzeichen. Auch ihres war auf den Rücken ihrer schwarzen Bomberjacken aufgenäht.
    Aus dieser Entfernung war die Schrift nicht zu entziffern; ich sah nur, dass sie rot war und Ähnlichkeit mit einer für Surferbekleidung verwendeten Schrifttype hatte. Sie zogen etwas kürzere Schlagstöcke als ihre Kollegen auf dem Bahnhof und stürmten zu sechst in die Bar.
    Ich trat in einen Hauseingang, um die weitere
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    Entwicklung zu verfolgen, und holte eine der
    Stangensemmeln aus meiner Plastiktüte. Ich riss sie auseinander, belegte sie mit zwei Scheiben Käse, streute eine Hand voll Chips darauf und beobachtete, wie ein Streifenwagen, ein altersschwacher Lada,
    herangeschnauft kam und in der Nähe der Vitaras parkte.
    Die beiden Gestalten mit Pelzmützen stiegen gar nicht erst aus. Ich stampfte mit den Füßen auf, damit sie warm blieben.
    Die Vitaras waren glänzend poliert, trugen auf den vorderen Türen die Abkürzung DTTS, ein Abzeichen und eine Telefonnummer. Der Streifenwagen war schrottreif, und das Abzeichen auf den vorderen Türen schien
    handgemalt zu sein.
    In den folgenden Minuten schien nicht viel zu
    passieren. Zahlreiche Fahrzeuge kamen durch den
    Verkehrskreisel, und ich aß meine Käsesemmel und noch eine Hand voll Chips. Manche der vorbeifahrenden
    Wagen waren ziemlich neu – Audis, VWs, sogar ein
    Mercedes – aber sie waren Ausnahmen. Der
    Beliebtheitswettbewerb fand zwischen schrottreifen Sierras und Ladas statt.
    Ich war noch dabei, meine zweite Käsesemmel
    anzufertigen, als die sechs Männer in Schwarz aus der Bar auftauchten und drei Freier mitschleppten. Alle drei trugen Anzüge, Blut lief ihnen übers Gesicht und auf ihre weißen Hemden, während ihre eleganten Schuhe übers Eis auf dem Gehsteig scharrten. Sie wurden hinten in die Vitaras geworfen und nochmals mit Schlagstöcken
    behandelt. Als die Türen zugeknallt wurden, sah ein 473
    Mann eines der Teams den Streifenwagen und schickte ihn mit einer knappen Handbewegung weg. Keiner der Passanten blieb auch nur stehen, um zu sehen, was dort vorging; schwer zu beurteilen, ob sie zu ängstlich oder bloß zu gleichgültig waren.
    Der Streifenwagenfahrer schaltete seine Scheinwerfer wieder ein und fuhr mit klapperndem Auspuff in
    Richtung Grenzparkplatz davon.
    Die Vitaras und ihre Teams fuhren ebenfalls davon, und ich aß meine Käsesemmel auf, während ich den
    Verkehrskreisel überquerte und rechts in Richtung Fluss abbog. Die von Liv angegebene Adresse lag in dieser Straße, die einfach nur als Viru bekannt war. Während ich mich über meine letzte Käsesemmel hermachte,
    fragte ich mich noch immer, was die drei Kerle getan haben mochten, um Marilyn so gegen sich aufzubringen.
    Als ob ich nicht schon genug eigene Sorgen gehabt hätte.
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    Die Viru war kein bisschen erhebender als die übrige Stadt, nur graue, verfallende Wohnblocks,

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