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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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normalerweise Umgang hatte, und wir würden uns bestimmt nicht zum Kaffeeklatsch besuchen, aber er war in Ordnung und brauchte eine Chance so dringend wie ich. Mit diesem Gedanken hatte ich gespielt, als ich in meinem billigen Hotelzimmer in Helsinki gelegen hatte. Deshalb hatte ich auch seinen Reisepass mitgebracht – für alle Fälle.
    Obwohl es wieder eiskalt war, band ich unterwegs die Ohrenklappen meiner neuen Mütze hoch, um besser
    hören zu können. Als ich mich auf gleicher Höhe mit der Halle und ihrem hohen Kamin befand, war noch immer kein Geräusch von jenseits der Mauer zu hören. Ich erreichte die Zufahrt zu dem hohen Stahltor, bog rechts von der Straße ab und ging einige Schritte darauf zu.
    Dann blieb ich stehen, um zu beobachten und zu horchen.
    Nur weil ich wusste, dass es hier ein Stromaggregat gab, 565
    konnte ich sein Arbeitsgeräusch eben noch hören.
    Ansonsten war alles still.
    Ich drückte gegen das Tor, aber es war natürlich nicht offen. Auch die Fußgängertür im rechten Torflügel war abgesperrt. Ich erwartete nicht im Ernst, dass die Sache so einfach sein würde, aber ich wäre mir wie ein
    Vollidiot vorgekommen, wenn ich mühsam über die
    Mauer geklettert wäre, nur um später feststellen zu müssen, dass ich einfach durchs Tor hätte
    hereinspazieren können.
    Ich streckte mich so in der rechten Fahrspur aus, dass ich die Sprengladungen hinter mir hatte, und drückte ein Auge an den Spalt unter dem Tor. Auf dem Gelände
    dahinter hatte sich nichts verändert: hinter zwei Erdgeschossfenstern des kleineren Gebäudes brannte wieder Licht, und das größere Gebäude rechts war völlig finster. Ich konnte nicht beurteilen, ob das gut oder schlecht war; andererseits spielte es keine große Rolle.
    Ich würde trotzdem dort eindringen, die technischen Einrichtungen zerstören und hoffentlich Tom finden und befreien.
    Als ich wieder auf den Beinen war und meinen
    Pfadfinderrucksack erneut geschultert hatte, ging ich in Richtung Auto zurück, verließ aber 70 bis 80 Meter hinter der Halle die Straße und bog nach links in den hohen Schnee ab. Ich wollte ins Feld hinausstapfen, einen Haken nach links schlagen und so die Rückseite der Halle erreichen. Dass ich eine Spur im Schnee hinterließ, war nicht zu verhindern, aber ich musste wenigstens versuchen, sie so anzulegen, dass sie von der Straße 566
    möglichst wenig zu sehen war.
    Unter einer dünnen Harschschicht lag der Schnee
    zwischen waden- und oberschenkeltief. An Stellen, wo die Schneedecke nicht allzu hoch war, schien die harte Schicht zu tragen, aber dann brach ich doch ein. In Schneeverwehungen kam ich mir wie ein Eisbrecher in der Ostsee vor.
    Ich kämpfte mich weiter, während meine Beine in den bald durchnässten Jeans vor Kälte langsam gefühllos wurden. Wenigstens war der Nachthimmel nur leicht bewölkt, und meine Augen gewöhnten sich rasch ans schwache Sternenlicht.
    Dann ragte die Rückseite der Halle vor mir auf, und ich kletterte hinein. Sie hatte einen Betonboden, und die Stahlkonstruktion schien ein Dach aus Wellasbest zu tragen. Als ich langsam und vorsichtig in Richtung Betonmauer ging, hinter der die beiden Gebäude lagen, begann ich nach ungefähr 20 Schritten die dunklen Umrisse der in die Mauer eingelassenen Tür zu ahnen.
    An der Stirnseite der Halle blieb ich erneut stehen, um zu horchen. Kein Laut, nur das leise Säuseln des Windes.
    Nachdem ich fünf bis sechs Meter weit durch hohen Schnee gepflügt war, erreichte ich die Tür und sah sofort, dass meine stille Hoffnung enttäuscht werden würde. Das Metall war viel älter als das Tor an der Straße und mit einer abblätternden Rostschicht überzogen. Das Türblatt aus einer massiven Eisenplatte hatte verdeckte Angeln und kein von außen sichtbares Schloss. Ich drückte dagegen, aber es bewegte sich nicht im Geringsten.
    Ich wandte mich nach rechts, folgte der Betonmauer 567
    von der Straße weg und arbeitete mich 15 Meter weiter durch den Schnee voran. Meiner Schätzung nach musste ich jetzt gegenüber der Giebelseite des größeren
    Gebäudes hinter der Mauer angelangt sein.
    Ich legte die Sprengladungen im Schnee ab und
    entrollte das Seil, an dessen Ende ich das Palettenteil mit dem Ziegelstein gebunden hatte. Ich fasste das
    Knotenseil ziemlich kurz, schwang es wie ein
    Hammerwerfer um mich und ließ es mit so viel Schwung los, dass Holz und Ziegelstein über die Mauer fliegen mussten.
    Für die Highland Games würde ich mich nie
    qualifizieren können.

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