Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
Vom Netzwerk:
Straße
    erreichten, blieb ich stehen, um mich zu vergewissern, dass nirgends Autoscheinwerfer zu sehen waren. Dann schritt ich rasch aus, hielt Toms Arm gepackt, zog den Stolpernden mit und führte ihn zugleich.
    Während ich mich bemühte, auf dem Eis das
    Gleichgewicht zu bewahren, sah ich mich kurz um. Der Feuerschein des großen Gebäudes mit dem
    601
    Stromaggregat war weiterhin sichtbar, aber die Flammen schlugen nicht mehr hoch in den Nachthimmel. Ihre Helligkeit reichte eben aus, damit ich Toms Gesicht erkennen konnte. Er sah grässlich aus: Sein Gesicht und das wild zerzauste Haar waren voller Staub und Blut. Er sah aus wie das Opfer einer Explosion in einem Cartoon.
    »Tom?« Ich sah ihm in die Augen, aber sein Blick
    blieb verständnislos dumpf. »Wir gehen zum Auto. Es steht ganz in der Nähe. Versuch mit mir Schritt zu halten, okay?«
    Seine gemurmelte Antwort war nicht richtig zu
    verstehen. Irgendetwas zwischen »Klar« und »Was?«
    Als wir die Stelle erreichten, wo ich den Lada geparkt hatte, konnte Tom wieder etwas besser hören, aber er wusste noch immer nicht, welcher Tag heute war. Ich sank entkräftet auf alle viere und holte trotz der Kälte keuchend tief Luft. Scheiß auf den Zahn, mein Hintern schmerzte jetzt noch mehr. Aber am schmerzhaftesten war die Erkenntnis, dass der Wagen verschwunden war.
    Ich wusste nicht mehr, wo mir der Kopf stand. Hatte ich mich etwa in der Stelle geirrt? Nein, die Reifenspuren waren deutlich zu sehen. Und ich sah die Spuren anderer Reifen und massenhaft Fußspuren, die meine
    überlagerten. Diese anderen Reifenspuren waren sehr breit und tief – vermutlich von einem Traktor.
    Scheißkerle! Die Dart-Mannschaft musste meinen Lada abgeschleppt haben – mitsamt dem Kaliber 38 Special.
    »Scheiße, der Wagen ist geklaut!« Ich wusste nicht genau, ob ich das sagte, um Tom zu informieren oder mir selbst über diese Tatsache klar zu werden.
    602
    Tom war verwirrt. »Du hast gesagt …«
    »Ich weiß, was ich gesagt habe, aber die Karre ist weg.« Ich machte eine Pause. »Mach dir keine Sorgen, das ist kein Drama.«
    Es war aber eines.
    Vermutlich hatten sie den Lada nicht mal aufbrechen, sondern nur übers Eis schieben und vorn an der
    Anhängekupplung des Lastwagens hochziehen müssen.
    Das Pech klebte mir wirklich an den Stiefeln, seit ich vor nicht einmal 14 Tagen das Hotel Intercontinental in Helsinki betreten hatte.
    Ich wünschte mir eine Sekunde lang, ich hätte nicht alle drei Autos in dem großen Gebäude mit platten Reifen zurückgelassen, aber dann fiel mir ein, dass sie jetzt alle längst verkohlt waren. In dieser gottverlassenen Gegend konnte ich höchstens hoffen, einen weiteren Traktor zu finden; klaute ich jedoch einen, würde die Maliskija wissen, dass wir auf der Flucht waren.
    Außerdem hatten wir keine Zeit, einen zu suchen. Also blieb uns nur eine Möglichkeit: Wir mussten zu Fuß weitermarschieren.
    Ich rappelte mich wieder auf. »Tom, unser Plan hat sich geändert.«
    Nun, er würde sich ändern, sobald ich Zeit gehabt hatte, darüber nachzudenken. Aber als Erstes mussten wir möglichst schnell aus dieser Gegend verschwinden.
    Wenigstens hatte das Wetter aufgeklart, so dass man im Licht der Sterne ziemlich gut sehen – und gesehen werden – konnte.
    Tom, der langsam zur Besinnung kam, stand mit
    603
    verschränkten Armen da, hatte seine Hände unter die Achseln geklemmt, hustete Ziegelstaub aus und wartete auf meine Entscheidung.
    »Los, komm mit.«
    Ich ging in bisheriger Richtung weiter, um die
    Entfernung zum Zielobjekt zu vergrößern. Tom folgte mir langsam. Bis mein Plan fertig war, hatten wir ungefähr 400 Meter zurückgelegt; dann blieb ich stehen und suchte den Polarstern, der genau im Norden steht.
    Tom wurde allmählich lebhafter, als er durch
    Bewegung etwas Wärme erzeugte. Er schloss zu mir auf, während ich den Himmel absuchte. »Dort drinnen war’s der reinste Alptraum«, murmelte er, »aber ich hab gewusst, dass Liv dich schicken würde, um mich …«
    Ich unterbrach ihn, weil ich hoffte, er werde dann den Mund halten. »Richtig, Tom. Liv ist deine gute Fee.«
    Mit welchem Auftrag sie mich hergeschickt hatte,
    erzählte ich ihm lieber nicht.
    Seine Kapuze war zurückgeschlagen. Weil er jetzt
    schwitzte, sah ich von seinem dichten, ziegelrot
    eingestäubten Haar Dampf aufsteigen. Ich zog ihm die Kapuze über den Kopf, damit er nicht noch mehr Wärme verlor, und sah wieder nach dem Polarstern.
    »Nick, wie ist das alles

Weitere Kostenlose Bücher