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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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unser Auftraggeber sei Valentin?«
    »Natürlich.«
    »Aber das stimmt nicht – sie arbeitet auf eigene
    Rechnung. Glaub mir, Kumpel, dieses Unternehmen hat sie selbst eingefädelt. Wüsste Valentin davon, würde er sie in Stücke hauen, verstehst du?«
    Nun, vielleicht nicht in Stücke hauen, aber ich wäre jede Wette eingegangen, dass er die »Rache der
    Wikinger« an ihr geübt hätte.
    Trotzdem konnte ich aus professioneller Sicht nicht umhin, Livs kühnes Unternehmen zu bewundern. War
    der Mann aus St. Petersburg vielleicht ihr Spitzel in Valentins Organisation, der ihr die Informationen verschaffte, die sie für ihr Unternehmen brauchte? Was versprach sie sich davon? Welches Ziel verfolgte sie damit? Hatte Tom Recht, wenn er behauptete, Liv würde über Leichen gehen? Fragen über Fragen drängten sich mir auf, aber die Schneeflocken, die auf meinem Gesicht schmolzen, erinnerten mich daran, dass es im Augenblick wichtigere Probleme gab.
    Wir hatten keinen Unterschlupf, keine Heizung und jetzt auch keine Möglichkeit mehr, eine bestimmte Marschrichtung einzuhalten. Die Kälte fing an, sich bemerkbar zu machen, als der Schweiß auf meinem
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    Rücken rapide abzukühlen begann, weil wir uns seit einiger Zeit nicht mehr bewegt hatten. Tom zitterte heftig, während er neben mir zusammengekauert im
    Schnee hockte. Inzwischen waren wir beide schon fast eingeschneit. Wir mussten weiter – aber in welche Richtung? Meine nach Norden zeigende Markierung
    würde uns nur ungefähr 100 Meter weit nützen; ohne den Polarstern würden wir danach die Orientierung verlieren und den Rest der Nacht damit verbringen, in Kreisen herumzulaufen.
    Ich stellte fest, dass Tom fast unkontrollierbar
    krampfartig zuckte. Sein Gehirn sagte ihm vermutlich, dass er in Bewegung bleiben musste, um nicht zu
    erfrieren, aber sein erschöpfter Körper flehte ihn an, sitzen zu bleiben und zu rasten.
    Ich schob mehrere Lagen Kleidungsstücke zurück, um einen raschen Blick auf den König der Löwen zu werfen.
    In knapp zwölf Stunden sollten wir einen Bahnhof
    erreicht haben, um mit dem Zug weiterfahren zu können.
    Obwohl ich wusste, in welche Richtung wir marschieren mussten, wäre es Wahnsinn gewesen, diese Strecke bei solchem Wetter und ohne Navigationsmittel zurücklegen zu wollen. Die Sicht hatte sich dramatisch verschlechtert; die Sichtweite betrug nur ungefähr fünf Meter.
    Unter anderen Umständen hätten wir uns über Nacht eingraben und den Schneesturm abwettern sollen, aber wir durften keine Zeit vergeuden. Davon abgesehen, dass wir einen Zug erreichen mussten, wusste ich nicht, wie die Maliskija auf die Zerstörung ihrer Computerzentrale reagieren würde – und ich wollte es auch nicht erfahren.
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    Als ich versuchte, unserer Lage wenigstens einen positiven Aspekt abzugewinnen, fiel mir erst nach langem Nachdenken einer ein: Der Schnee würde unsere Spuren verwischen.
    »Mir ist echt kalt, Nick«, murmelte Tom unter seiner Kapuze.
    »Wir ziehen gleich wieder los, Kumpel.«
    Ich zerbrach mir weiter den Kopf, wo ich irgendein Navigationsmittel herkriegen könnte. Das letzte Mal, dass ich Survival-Fertigkeiten gebraucht oder mich auch nur an sie erinnert hatte, lag schon viele Jahre zurück. Ich blätterte in Gedanken die in meinem Kopf gespeicherten Seiten durch und versuchte aufzurufen, was ich vor endlos langer Zeit gelernt hatte. Ich hatte nie zu den Leuten gehört, die sich für 101 Verwendungszwecke von Schuhsenkeln begeistern können; ich machte weiter wie bisher und mied Schneelöcher und in Schlingen
    gefangene Kaninchen, solange sich das einrichten ließ.
    Ich legte einen Arm um Tom. Er wusste nicht recht, was er davon halten sollte, und ich spürte, wie seine Haltung sich versteifte.
    »Nur wegen der Wärme«, erklärte ich ihm. »Wir
    müssen aufpassen, dass wir nicht auskühlen.«
    Er lehnte sich am ganzen Leib zitternd gegen mich.
    »Nick, das tut mir echt Leid, Kumpel. Hätte ich dir die Wahrheit gesagt, säßen wir jetzt nicht in dieser Scheiße, nicht wahr?«
    Ich nickte, aber mir war dabei nicht recht wohl.
    Schließlich war nicht alles allein nur seine Schuld. Hätte ich dafür auch nur halbwegs 1,7 Millionen Pfund Sterling 619
    in Aussicht gehabt, hätte ich versucht, seine Oma über den finnischen Zaun zu hieven.
    »Weißt du, wie man meiner Erfahrung nach am besten über den ganzen Scheiß mit der Kälte wegkommt?«,
    fragte ich und bemühte mich um einen lockeren,
    entspannten Tonfall.
    Unter der Kapuze war

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