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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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»Keine Sorge, Nick, dieses Geschäft wird auf jeden Fall so abgewickelt, dass keiner von uns dabei in Gefahr gerät.«
    Ich bemühte mich, nicht zu lachen. Vielleicht hatte sie nur nicht darauf geachtet, wie Leute wie Val Geschäfte machten. Hätte ihm ein Wohnblock im Weg gestanden, hätte er ihn in die Luft jagen lassen, ohne sich darum zu kümmern, wer noch darin wohnte. Ich war keineswegs bereit, ihn für meinen neuen besten Freund zu halten.
    Solange er das nicht war, würde ich Ort und Zeitpunkt des Treffs bestimmen, und Liv würde zu mir kommen.
    Das war nur vernünftig.
    Ich nickte. »Was ist, wenn ich’s nicht schaffe, den 231
    toten Briefkasten zu erreichen?«
    »Können Sie nicht selbst kommen, muss Tom Sie
    vertreten. Deshalb muss er uns morgen begleiten. Finde ich bis Mittwochabend keine Nachricht vor, weiß ich, dass etwas Schlimmes passiert und unser Deal geplatzt ist. Manchmal gewinnt man, manchmal …« Sie zuckte mit den Schultern.
    Danach herrschte sekundenlang Schweigen. »Wie
    haben Sie Valentin kennen gelernt?«
    »Er hat mich wie Sie gebeten, für ihn zu arbeiten.« Liv schlug lächelnd die Beine übereinander. »Und nein, Nick, ich bin nicht seine Geliebte.«
    Sie hatte wieder meine Gedanken gelesen. Vor 300
    Jahren wäre sie als Hexe verbrannt worden.
    »Von mir will er nur mein perfektes Russisch und
    meine Kenntnisse als promovierte
    Wirtschaftswissenschaftlerin. Sehen Sie, Nick, damit lässt sich viel Geld verdienen – zumindest vorläufig. Und Tatsache ist, dass ich dieses Geld genieße. Ich arbeite hart und werde gut dafür belohnt.«
    Sie lehnte sich zurück, und als sie weitersprach, war ihre Stimme leiser. »Meine Eltern waren Schweden.
    Beide sind schon tot. Ich bin hier in Finnland geboren.
    Ich bin eine Finnin. So, das ist alles, was Sie über mich wissen müssen. Aber was ist mit Ihnen, Nick? Warum haben Sie sich als Entführer verdingen müssen? Haben Sie nicht mal für den britischen Geheimdienst
    gearbeitet?«
    Ich hüstelte, während ich erfolglos versuchte, meine Verlegenheit zu tarnen. Dass sie das wusste, war nur 232
    logisch: Da sie von der Verbindung zwischen Tom und mir wusste, kannte sie vermutlich meinen gesamten Lebenslauf. Das zeigte, wie wenig Lynn sich darauf verlassen durfte, notfalls jegliche Verbindung zu mir leugnen zu können. Diese Unterhaltung machte mir
    plötzlich weniger Spaß, als ich erwartet hatte. »Geld«, sagte ich knapp. »Genau wie Sie. Vielleicht sind wir gleich.«
    Sie bedachte mich mit ihrem unergründlichsten Mr.-
    Spock-Blick. »Natürlich. Deshalb sind Sie hier.« Dann lächelte sie plötzlich wieder. »Sind Sie verheiratet?«
    »Geschieden.«
    »Wie ist das gekommen, Nick? Hat sie nicht länger mit Lügen und Halbwahrheiten leben wollen?«
    »Ich glaube, ihr hat nur das Zusammenleben mit mir nicht gefallen.« Ich machte eine Pause. »Ich war früher beim Militär, und …«
    »Ja, Valentin weiß von Ihrer Vergangenheit beim
    Militär. Sie ist einer der Gründe, weshalb Sie hier sind.«
    Was wusste sie noch alles? Ich mochte es nicht, wenn der Briefträger wusste, wie ich aussah – vom Boss einer international tätigen Verbrecherorganisation ganz zu schweigen. Bei diesem Gedanken war mir sehr
    unbehaglich zu Mute.
    »Was ist mit Ihnen?«, fragte ich. »Sind Sie
    verheiratet?«
    »Ich weiß nicht recht, ob das eine gute Idee wäre. Und Mutter sein? Das interessiert mich nicht. Haben Sie Kinder?«
    »Nein«, sagte ich leichthin. »Ich habe schon Mühe, 233
    allein zurechtzukommen. Die Verantwortung wäre mir zu groß. Was täte ich, wenn sie krank würden?«
    Sie musterte mich gelassen. »Ich denke, wir haben beide das Richtige getan, Nick, finden Sie nicht auch?«
    Ich versuchte ihren Gesichtsausdruck zu deuten, aber das gelang mir wieder nicht. Ich schwieg einige Zeit, und als ich wieder sprach, beantwortete ich ihre Frage mit einer Gegenfrage. »Bleiben Sie die ganze Zeit bei uns, Liv?«
    »Ich werde kommen und gehen. Aber im Prinzip bin
    ich da, um dafür zu sorgen, dass alles reibungslos läuft.«
    Sie setzte sich auf dem Sofa zurecht. Ich sah wieder viel Bein, als sie auf das neben ihr liegende Buch tippte.
    »Hier drin steht eine Geschichte über Väinämöinen, den Schöpfer des Universums. Eines Tages bekommt er Streit mit Joukahainen, einem weit jüngeren Gott. Die beiden begegnen sich zu Pferd auf einem schmalen Weg, und keiner will dem anderen Platz machen. Joukahainen fordert Väinämöinen in jugendlichem Überschwang und mit

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