Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
Vom Netzwerk:
sie sah entsetzt auf, als die Tür knarrte, und ihr Gesichtsausdruck veränderte sich erst, als sie mich erkannte.
    Hinter mir wurde die Tür zugeknallt. Ich trat ans
    Bett, setzte mich neben die beiden und legte einen
    Zeigefinger auf meine Lippen. »Wir müssen von hier
    weg, bevor diese Kids ihr Unternehmen in den Griff
    kriegen.«
    Sie blickte auf ihre Tochter hinab, küsste sie aufs Haar 472
    und flüsterte: »Was hat er vor? Er weiß überhaupt
    nichts. George denkt nicht daran, ihm …«
    »Keine Ahnung … pssst!«
    Ich begann allmählich zu begreifen, was Aaron tat,
    aber ich würde sie nicht darüber aufklären.
    Ich stand auf und trat ans Fenster, vor dem von außen ein Fliegengitter angebracht war. Das Holz der
    Fensterflügel, die sich nach innen öffneten, war mit abblätternden cremeweißen Farbschichten bedeckt. Von den Angeln war die Farbe ganz verschwunden – mit
    etwas Glück durch häufige Benutzung. Das
    Fliegengitter wurde durch Holzriegel gehalten, die sich an Schrauben drehen ließen.
    Ich sah nach draußen und begutachtete den
    zweihundert Meter entfernten Waldrand, als Luz hinter mir fragte: »Kommt Dad auch?«
    Carrie beruhigte sie. »Klar, Baby, bald.«
    Der Boden in der Umgebung des Hauses war mit
    Bruchstücken von heruntergewirbelten Dachziegeln
    bedeckt. Von der Veranda links von mir drangen
    Gesprächsfetzen und gelegentliches Lachen herüber.
    Während ich das Fenster inspizierte, musste ich
    weiter an Aaron denken. Er war längst nicht so naiv, wie ich geglaubt hatte. »Einmal Wikinger, immer
    Wikinger.« Sie mordeten, sie plünderten, sie
    brandschatzten. Sie änderten sich niemals. Das hatte er mir zu verstehen gegeben. Er war zu derselben
    Schlussfolgerung gelangt wie ich. Charlie würde uns niemals lebend von hier fortlassen.
    Ich erwartete etwas Widerstand von den
    473
    Fensterflügeln, aber sie ließen sich mühelos nach innen öffnen. Ich schloss sie sofort wieder und ging zum Bett hinüber. »Passt auf, wir machen Folgendes: Wir hauen durchs Fenster ab und sehen zu, dass wir unter die
    Bäume kommen.«
    Luz hatte ihre Mutter angesehen, aber jetzt wandte
    sie sich ruckartig mir zu. Tränen liefen ihr übers
    Gesicht. »Was ist mit Dad?«
    »Den hole ich später. Jetzt ist keine Zeit dazu. Wir müssen sofort abhauen.«
    Luz sah zu ihrer Mutter auf. In ihrem Blick lag ein stummes Flehen.
    »Ausgeschlossen!«, sagte Carrie energisch. »Wir
    dürfen ihn nicht allein zurücklassen. Was machen sie mit ihm, wenn sie merken, dass wir geflüchtet sind?
    Bleiben wir hier und bringen niemanden gegen uns auf, passiert uns nichts. Wir wissen nichts – warum sollten sie uns etwas antun?«
    Die Turbine der JetRanger lief pfeifend an, und der Rotor wurde eingekuppelt. Ich wartete, bis er seine volle Drehzahl erreicht hatte, bevor ich meinen Mund an
    Carries Ohr legte.
    »Aaron weiß, dass wir alle so gut wie tot sind – selbst wenn George ihm sagt, wo die Lenkwaffe versteckt ist.
    Haben Sie verstanden? Wir werden alle sterben.«
    Der Hubschrauber hob ab, als ihr Kopf auf Luz’
    Scheitel sank. Ich folgte ihm, um Carrie weiter ins Ohr flüstern zu können. »Er verschafft mir Zeit, damit ich euch retten kann. Wir müssen jetzt gehen … um Luz’
    willen, auch um Aarons willen. Er verlässt sich darauf.«
    474
    Ihre Schultern bebten, als sie ihre Tochter verzweifelt an sich drückte.
    »Mom?«
    Die Tränen waren ansteckend. Nun schluchzten sie
    beide, während das Rotorgeknatter der JetRanger über dem Dschungel verhallte.
    35
    Bis zum Einbruch der Dunkelheit war es noch über
    eine Stunde, aber mein Entschluss stand fest. Wir
    mussten von hier weg, so bald uns das physisch möglich war.
    Von der Vorderseite des Hauses waren weiter
    Gemurmel und Lachen zu hören, als sollte ich daran
    erinnert werden, welches Risiko wir mit unserer Flucht eingingen. Falls jemand an der Ecke der Veranda Wache hielt, würde er uns auf den gesamten zweihundert
    Metern im Blick haben. Um diese Strecke auf dem
    schlammigen Boden zurückzulegen, würden wir
    mindestens eineinhalb Minuten brauchen – eine sehr
    lange Zeit, wann man sich im Visier eines mit einem M-16 bewaffneten Schützen befand.
    Aber wer wusste, was die nächste Stunde bringen
    würde? Wir drei konnten voneinander getrennt und
    einzeln bewacht, an Bord der zweiten Huey gebracht
    und ausgeflogen oder hier erschossen werden. Das
    entzog sich unserer Kontrolle, und wenn wir noch
    475
    länger warteten, vergeudeten wir die Chance, die Aaron uns

Weitere Kostenlose Bücher