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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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bevorstand. Die dunklen Wolken hatten sich nicht völlig verzogen, und in der Ferne war noch immer Donnergrollen zu hören.
    Als ich um eine leichte Kurve bog, wurde ein
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    Gittertor sichtbar, das die Straße ungefähr vierhundert Meter vor mir absperrte. Es war in eine hohe, weiß
    gestrichene Mauer eingesetzt, die rechts und links im Dschungel verschwand. Sobald ich kontrolliert hatte, dass ich im Prinzip weiter nach Westen unterwegs war, wurde es Zeit, wieder in Deckung zu verschwinden. Ich arbeitete mich langsam in den Dschungel vor und bog die Äste und Wedel vorsichtig zur Seite, statt einfach hindurchzubrechen. Ich wollte keine von der Straße aus sichtbaren Zeichen hinterlassen, die verraten könnten, wo ich im Dschungel verschwunden war. Zum Beispiel
    zeigen Gummibaumblätter oder Farnwedel
    normalerweise nicht ihre hellere Unterseite; das tun sie nur, wenn etwas oder jemand sie im Vorbeistreifen aus ihrer natürlichen Lage gebracht hat. Irgendwann drehen sie sich wieder, damit ihre dunkle Oberseite Licht
    aufnehmen kann, aber bis dahin ist das für einen
    geschulten Beobachter so eindeutig, als hätte man seine Geschäftskarte hinterlassen. Ich hatte keine Ahnung, ob diese Leute clever genug waren, um solche Dinge im
    Vorbeifahren zu bemerken, aber ich wollte nichts
    riskieren.
    Unter dem Laubdach kam ich mir wie in einem
    Dampfkochtopf vor; die Feuchtigkeit kann nicht
    verdunsten und sorgt dafür, dass sich die Lunge
    ziemlich anstrengen muss. Ich bekam weiter
    Regenwassergüsse ab, als unsichtbare Vögel aus dem
    Geäst über mir aufflogen.
    Als ich von der Straße aus ungefähr dreißig Meter in gerader Linie zurückgelegt hatte, machte ich Halt, um 206
    auf den Kompass zu sehen. Von hier aus wollte ich
    wieder nach Westen marschieren und versuchen, die
    Umfassungsmauer zu erreichen. Hatte ich sie nach einer Stunde nicht gefunden, würde ich nochmals Halt
    machen, umkehren und es erneut versuchen. Es würde
    sehr leicht sein, »geographisch in Verlegenheit zu
    kommen«, wie es beschönigend hieß: Im Dschungel
    lautet die goldene Regel, dass man sich unbedingt auf seinen Kompass verlassen und alles ignorieren muss, was der Instinkt einem sagen mag. Ungefähr sieben bis acht Meter vor mir bildete der Dschungel eine grüne Wand, auf die ich mich konzentrieren würde, während ich nach Westen vordrang, um etwaige Bewacher
    aufzuspüren und das Haus zu finden.
    Als ich mich in Bewegung setzen wollte, spürte ich, dass mich etwas am Ärmel festhielt, und merkte, dass ich auf den ersten Klumpen Wart-ein-Weilchen gestoßen
    war. Das ist eine dicht mit winzigen Dornen besetzte fadendünne Ranke, die sich wie eine Brombeerranke an Haut und Kleidung festklammert. In jedem Dschungel, den ich kannte, gab es dieses Zeug massenhaft. Hing man daran fest, konnte man sich nur losreißen.
    Versuchte man, einen Dorn nach dem anderen zu lösen, wurde man ewig aufgehalten.
    Ich bahnte mir weiter meinen Weg. Ich musste das
    Haus vor Einbruch der Dunkelheit erreichen, um es
    unter halbwegs guten Sichtbedingungen erkunden zu
    können. Außerdem wollte ich nicht bei Nacht im
    Dschungel herumirren: Dann würde ich die
    morgendlichen Treffs verpassen und meine Zeit damit 207
    vergeuden, auf den Mittagstreff zu warten, statt mich auf meinen Auftrag vorzubereiten.
    So war ich ungefähr eine halbe Stunde lang in
    ansteigendem Gelände nach Westen unterwegs und
    musste mich häufig von Wart-ein-Weilchen befreien.
    Dann machte ich eine Pause und lehnte mich an einen Baum, um wieder zu Atem zu kommen und auf den
    Kompass zu sehen. Was für ein Baum das war, wusste
    ich nicht; aus irgendeinem verrückten Grund konnte ich Mahagonibäume sicher identifizieren, und dies war
    keiner. Meine Hände waren jetzt mit Kratzern und
    kleinen Schnittwunden bedeckt, die wie Wespenstiche brannten.
    Ich marschierte weiter und dachte dabei über die
    bevorstehende Zielerkundung nach. Unter idealen
    Bedingungen hätte ich mir die Zeit genommen, den
    Tageslauf der Zielperson zu studieren, um Ort und
    Zeitpunkt meines Anschlags selbst bestimmen zu
    können; dann wären alle Vorteile auf meiner Seite
    gewesen. Aber dafür fehlte mir die Zeit, und was
    Michael Chois Bewegungen betraf, hatte ich von Aaron nur erfahren, dass er irgendwann in dieser Woche
    wieder sein Studium aufnehmen würde.
    Jemanden zu liquidieren ist ganz leicht; schwierig ist nur, anschließend nicht geschnappt zu werden. Ich
    musste die leichteste Möglichkeit finden, ihn umzulegen, um

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