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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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mein eigenes Risiko zu minimieren. Ich konnte
    Rambo spielen und das Haus stürmen, aber das gehörte nicht zu meinem Plan – zumindest vorerst nicht.
    Sechs oder sieben Meter vor mir, knapp außerhalb des 208
    grünen Walls, sah ich eine schlammige freie Fläche, die in hellem Sonnenschein lag. Ich wich langsam in den Dschungel zurück, bis sie außer Sicht war, und lehnte mich dort an einen Baum.
    Während ich still dastand und nichts tat, außer tief durchzuatmen und mir den Schweiß vom Gesicht zu
    wischen, begann ich die Welt über mir wieder
    wahrzunehmen.
    Obwohl ich in Schweiß gebadet, außer Atem und
    schrecklich durstig war, faszinierte mich die Stimme eines Brüllaffen in den Bäumen über mir, der seinem Namen alle Ehre machte. Dann klatschte ich mir wieder ins Genick, um irgendein Insekt zu erschlagen, das dort gelandet war, um hallo zu sagen.
    Feuchtigkeit sickerte aus meinem Ledergürtel, als ich ihn öffnete, mein Sweatshirt in die Jeans steckte und den Gürtel wieder schloss. Im Nacken spürte ich die erste juckende Beule, aus der noch eine ganze Kolonie werden würde, und mein linkes Augenlid war von einem
    Insektenstich stark geschwollen.
    Im Prinzip würde meine Erkundung die
    Funktionsweise eines dieser elektrischen Spielzeuge imitieren, die über den Fußboden surren, bis sie an eine Wand stoßen, dann wenden, in eine andere Richtung
    davonsurren, dann erneut wenden und an einer anderen Stelle an die Wand stoßen.
    Ich musste die Antworten auf viele Fragen finden.
    Gab es hier Wachpersonal – und falls es welches gab, war es jung oder alt? Schienen die Männer wachsam
    und/oder bewaffnet zu sein? Und womit waren sie
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    bewaffnet? Waren Haus und Grundstück zusätzlich
    durch Alarmanlagen gesichert? Was für Geräte waren
    installiert? Waren sie in Betrieb?
    Antworten auf diese Fragen bekam man am besten
    dadurch, dass man das Zielobjekt möglichst lange
    beobachtete. Manche Fragen ließen sich an Ort und
    Stelle beantworten, aber viele ergaben sich erst, wenn man sich mit einem Becher Kakao hinsetzte und einen Plan auszuarbeiten versuchte. Je länger ich mich hier aufhielt, desto mehr Informationen würden in mein
    Unterbewusstsein einsickern, aus dem ich sie später abrufen konnte, wenn ich sie brauchte.
    Die große Frage – würde ich Rambo spielen müssen?
    – blieb vorerst offen, aber die Zielerkundung würde hoffentlich eine Antwort liefern. Als ich wieder an den Jasager und Sundance dachte, war mir klar, dass ich es notfalls würde tun müssen. Aber dann verdrängte ich diese Gedanken wieder; im Augenblick kam es darauf an, in Bewegung zu bleiben und die schlammige freie Fläche vor mir zu erkunden, bevor ich mich in Spekulationen verlor.
    Ich konzentrierte mich auf den grünen Wall und
    bewegte mich vorsichtig weiter.
    Als ich ungefähr sechs Meter vor mir Pfützen im
    Sonnenlicht glitzern sah, ließ ich mich auf dem
    schlammigen, mit verrottetem Laub bedeckten
    Erdboden auf den Bauch sinken. Ich streckte die Arme aus, verlagerte mein Gewicht auf die Ellbogen und
    schob mich auf den Zehenspitzen vorwärts, sodass mein Körper dicht über dem Boden schwebte, während ich
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    etwa fünfzehn Zentimeter weit vorankam. So vermied
    ich, die abgestorbenen, blassgelben Palmblätter zu
    zerdrücken, die sogar in nassem Zustand knisternd
    raschelten.
    Ich kam mir wieder wie damals in Kolumbien vor –
    als sei ich dabei, mich zur Zielerkundung an ein
    Drogenlabor heranzuarbeiten, damit der Angriff mit den von uns zurückgebrachten Informationen geplant
    werden konnte. Ich hätte nie gedacht, dass ich diesen Scheiß fast ein Jahrzehnt später noch immer betreiben würde.
    So arbeitete ich mich sprungweise vor, machte
    dazwischen immer wieder Pausen, hob den Kopf vom
    Waldboden, um zu beobachten und zu horchen, und zog dabei langsam Dornen aus meinen Händen, während die Insekten wieder über mich herfielen. Bei näherer
    Überlegung befielen mich gewisse Zweifel an meiner
    kleinen Liebesaffäre mit dem Dschungel. Ich merkte, dass ich ihn nur mochte, wenn ich stand.
    Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit war meine
    Alligator-Imitation Schwerarbeit, und ich begann zu hecheln. Da unmittelbar über dem Boden alle Geräusche unnatürlich laut klangen, schienen sogar die Palmblätter lauter zu rascheln als sonst. Die scharf stechenden Rippenschmerzen waren lästig, aber ich wusste, dass alle Beschwerden schlagartig verschwinden würden, sobald das Zielobjekt in Sicht kam.
    Während ich mich näher

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