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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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Himmel aufzuziehen und
    alles zu verdüstern. Ich erinnerte mich wieder an all die Monate, die ich schon im Einsatz im Dschungel
    verbracht hatte. Man verliert zehn bis zwölf Kilo
    Gewicht, und wegen des Mangels an Sonnenlicht wird
    die Haut blass und feucht wie eine rohe Fritte, aber mir gefiel es dort trotzdem. Ich empfand immer gewaltige Vorfreude, wenn ich den Dschungel betrat, denn aus
    taktischer Sicht ist er ein fantastisches Operationsgebiet.
    Alles, was man braucht, ist dort zu finden: Unterkunft, Nahrung und vor allem Wasser. Gewöhnungsbedürftig
    sind eigentlich nur der Regen, die Insektenstiche und die fünfundneunzig Prozent Luftfeuchtigkeit.
    Aaron beugte sich vor und spähte durch die
    Windschutzscheibe nach oben. »Sehen Sie, schon geht’s 196
    los – genau pünktlich.«
    Die grauen Wolken waren verschwunden, durch
    schwärzere verdrängt. Ich wusste, was das bedeutete, und tatsächlich öffnete der Himmel plötzlich seine
    Schleusen. Das war, als würde eine Badewanne über uns ausgeleert. Wir kurbelten hastig unsere Fenster hoch, ließen aber einen breiten Spalt offen, weil die
    Windschutzscheibe bereits innen anlief. Aaron schaltete den Defroster ein, und sein Arbeitsgeräusch ging im Trommeln des Regens auf dem Wagendach unter.
    Blitze zuckten herab und tauchten den Dschungel in
    grelles bläuliches Licht. Ein gewaltiger Donnerschlag ließ den Mazda erzittern. Auf dem Parkplatz an der
    Schleuse musste er bei etlichen Autos die Alarmanlage ausgelöst haben.
    Aaron setzte sein Tempo auf
    Fußgängergeschwindigkeit herab, während die hektisch arbeitenden Scheibenwischer links und rechts an den Rahmen der Windschutzscheibe klatschten, aber
    praktisch wirkungslos blieben, weil es in Strömen goss und die Wassermassen vom Asphalt in die Höhe
    spritzten. Wasser drang durch das einen Spaltweit
    geöffnete Seitenfenster herein und traf mich an Gesicht und Schulter.
    Ich musste schreien, um das Trommeln auf dem
    Wagendach zu übertönen. »Führt diese Straße
    geradewegs zu Charlies Haus?«
    Aaron war damit beschäftigt, die Innenseite der
    Windschutzscheibe abzuwischen. »Nein, nein – das hier ist eine Ringstraße, nur die Zufahrt zu einer
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    Trafostation. Die Privatstraße zu seinem Haus zweigt davon ab. Ich dachte, ich könnte Sie an der Abzweigung absetzen, sonst wüsste ich nicht, wo ich wenden
    könnte.«
    Das schien mir ein sehr vernünftiger Vorschlag zu
    sein. »Wie weit ist es von der Abzweigung bis zum
    Haus?«
    »Nach den Luftaufnahmen zu urteilen ungefähr eine
    Meile, vielleicht etwas mehr. Sie brauchen nur der
    Straße zu folgen.«
    Die Sintflut hielt an, während wir bergauf
    weiterkrochen. Ich beugte mich nach vorn, tastete unter meinem Sitz herum und versuchte etwas zu finden, mit dem ich meine Dokumente schützen konnte. Der Teufel sollte mich holen, wenn ich sie bei Aaron zurückließ; wie Schlüsselunterlagen, die ständig am Körper getragen werden mussten, würden sie mich überallhin begleiten.
    Aaron sah kurz zu mir hinüber. »Was brauchen Sie?«
    Er lehnte sich weit nach vorn, als könnte er so besser durch die Regenwand sehen, während wir mit etwa zehn Meilen in der Stunde dahinkrochen.
    Ich sagte ihm, was ich suchte.
    »Hinten finden Sie bestimmt was. Dauert jetzt nicht mehr lange, nur noch zwei bis drei Meilen.«
    Das war mir nur recht. Ich lehnte mich zurück und
    ließ mich vom Prasseln des Regens hypnotisieren.
    Wir folgten der Straße bis zu einer weiten
    Rechtskurve, in der Aaron am linken Straßenrand hielt.
    Er deutete nach vorn. »Das ist die Privatstraße, die zum Haus führt. Wie gesagt eine Meile, vielleicht anderthalb.
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    Die Leute erzählen, dass Charlie von dort oben sehen kann, wie die Sonne über der Karibik aufgeht und über dem Pazifik untergeht. Was soll ich jetzt tun?«
    »Sie bleiben erst mal hier stehen und lassen mich
    hinten nachsehen.«
    Ich stieg aus und zog meine Bomberjacke wieder an.
    Die Sichtweite betrug höchstens zwanzig Meter. Regen trommelte auf meinen Kopf und meine Schultern.
    Ich ging nach hinten und öffnete die Heckklappe des Glasfaseraufbaus. Schon auf halbem Weg war ich bis auf die Haut durchnässt. Ich konnte von Glück sagen, dass ich mich in einem Land befand, in dem dieser Zustand nicht auch bedeutete, dass man sich den Arsch abfror.
    Ich wühlte hinten im Wagen herum. An der
    Vorderwand des Aufbaus standen vier mit
    Spanngummis befestigte olivgrüne Benzinkanister aus Beständen der U.S. Army. Wenigstens würden wir

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