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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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ihre
    Nester zurückkehrten. Ich wartete ungefähr fünf Minuten, bevor ich nachlud, denn einschießen konnte ich das Gewehr nur mit abgekühltem Lauf: Bei den folgenden Schüssen musste er dieselbe Temperatur wie beim ersten aufweisen. Temperaturunterschiede verformten den Gewehrlauf. Berücksichtigte ich die vermutlich nicht ganz gleichmäßige Füllung der Patronen, wäre es ausgesprochen dumm gewesen, das Einschießen mit einem heißen oder auch nur warmen Gewehrlauf vorzunehmen, der dann im Einsatz kalt sein würde.
    Während ich so dalag, begann der kleine Scharfschütze in meinem Kopf alle möglichen Berechnungen anzustellen. Er erinnerte mich daran, dass feuchte Luft dichter als trockene ist und das Geschoss deshalb schneller sinken lässt. Heiße Luft hat die entgegengesetzte Wirkung: Sie ist dünner, bietet deshalb weniger Widerstand und erhöht so die Lage des Schusses. Was sollte ich also an einem sehr heißen Tag in einem sehr feuchten Dschungel tun? Scheiß drauf, darüber würde ich mir nicht den Kopf zerbrechen. Ich war meine Kopfschmerzen gerade erst losgeworden und hatte keine Lust, mir neue zuzulegen. Zwölf Zentimeter Höhenabweichung waren in Ordnung, zumal ich sie ohnehin aus dreihundert Metern Entfernung kontrollieren würde.
    Ich zielte erneut auf den schwarzen Fleck, gab einen weiteren Schuss ab und sah dabei wieder durchs Feuer. Auch dieser Schuss lag zu weit links, kaum einen Zentimeter neben dem ersten. Die geringe Streuung zeigte mir, dass die Lage des ersten Schusses kein Zufall gewesen war; das Zielfernrohr musste tatsächlich justiert werden.
    Die Vögel waren stinksauer, weil ich sie binnen weniger Minuten zum zweiten Mal aufgeschreckt hatte. Ich setzte mich auf und beobachtete sie, während ich darauf wartete, dass der Gewehrlauf abkühlte. Dann sah ich, wie Carrie von der Rückseite des Hauses aus auf mich zukam.

 
23
    Sie war noch etwa hundertfünfzig Meter entfernt und schwang in ihrer rechten Hand eine Zweiliterflasche Wasser. Ich winkte ihr zu. Als sie zu mir hinübersah und zurückwinkte, blitzte ihre Panoramabrille in der Sonne. Ich lehnte mich wieder an den Baum und beobachtete, wie sie näher kam. Man hätte glauben können, sie schwebe auf den flimmernden Hitzewellen heran.
    Auf den letzten Metern sah ich, wie ihr schwarzes Haar bei jedem Schritt wippte. »Na, wie liegen die Schüsse?«
    »Gut, nur ein bisschen zu weit links.«
    Sie hielt mir lächelnd die Plastikflasche hin. Von ihrer glatten Oberfläche perlte Kondenswasser; die Flasche kam geradewegs aus dem Kühlschrank. Ich nickte dankend, stand auf und sah dabei mein Spiegelbild in ihren Brillengläsern, die mich an Fliegenaugen erinnerten.
    Dann setzte ich mich wieder an meinen Baum und schraubte die Verschlusskappe auf.
    Sie sah auf mich herab, während sie sich ihr Haar hinter die Ohren strich. »Heute ist’s wirklich verdammt heiß.«
    »Allerdings.« Das war der übliche Scheiß, den Leute miteinander reden, wenn sie sich nicht kennen, und außerdem lag mir viel daran, dass die vergangene Nacht nicht erwähnt wurde. Ich setzte die Flasche an und nahm einen durstigen, langen Zug. Das Plastikmaterial beulte sich unter meinen Fingern ein, weil ich keine Luft an meinen Lippen vorbei in die Flasche gelangen ließ.
    Carrie blieb mit in die Hüften gestemmten Armen über mir stehen — in derselben Haltung wie vor einigen Tagen der Jasager, aber ohne deshalb bedrohlich zu wirken.
    »Das Zielfernrohr kann im Lauf der Zeit ein paar Stöße abbekommen haben. Ich benutze immer nur Kimme und Korn — die verstellen sich nie, und wer hier draußen im freien Gelände herumläuft, ist in Reichweite.«
    Ich hörte zu trinken auf. Einem sanften Plop folgte ein Gurgeln, als Luft einströmte und das Plastikmaterial wieder seine ursprüngliche Form annahm.
    »Haben Sie schon mal schießen müssen?«
    Die Sonnenbrille tarnte alle Hinweise, die ihr Blick mir hätte geben können. »Einmal, aber das ist schon einige Jahre her. Hier draußen passiert alles Mögliche, wissen Sie.« Sie streckte ihre Hand nach der Flasche aus.
    Ich beobachtete, wie ihre Halsmuskeln sich bewegten, während sie über mir stehend fünf oder sechs große Schlucke nahm. Ich konnte hören, wie das Wasser durch ihre Kehle gluckerte, und sehen, wie die Muskeln ihres rechten Arms sich strafften, als sie die Flasche hob. Auf ihrer Haut glänzte ein leichter Feuchtigkeitsfilm; bei mir hätte er wie gewöhnlicher Schweiß ausgesehen.
    Sie wischte sich den Mund mit

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