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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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Waffe aus der festgestampften Erde zog. »Yeah, ich muss die Vögel noch mal aufscheuchen, denke ich.«
    Sie stand auf, um nicht im Weg zu sein. »Ooookay ...«
    Ich lud nach, zielte mitten ins Schwarze, drückte ab und schaffte es tatsächlich, die Vogelschwärme ein drittes Mal auffliegen zu lassen.
    Die Nullstellung war gut: Der Treffer lag etwa auf gleicher Höhe mit den beiden anderen direkt über dem Zielpunkt. Aus dreihundert Metern Entfernung hätte er am Oberrand des schwarzen Kreises liegen müssen. Ob das stimmte, würde sich bald herausstellen.
    Ich hatte mein Auge noch am Zielfernrohr, als ich Carries Knie wieder an meinem Arm spürte. »Stimmt die Einstellung?« Ich sah weiter durchs Zielfernrohr. »Yeah, sie ist gut. Mitten im Ziel.«
    Ich warf die Patronenhülse aus und sah nicht hin, als sie sich bückte, um die leeren Hülsen aufzuheben.
    Wir standen gemeinsam auf, und Carrie trat in den Schatten eines Baums, während ich den Gewehrschaft von der feuchten Erde befreite.
    »Wenn das kein Einblick in Ihre Gedankenwelt war, weiß ich nicht, wie einer aussehen sollte.«
    Vielleicht hätte ich doch ihre Jackie-O-Sonnenbrille tragen sollen.
    »Ihre Augen sind nicht so schweigsam wie Ihr Mund, nicht wahr?«
    Ich hörte das metallische Klirren der Patronenhülsen, als Carrie sie in den Blechbehälter warf. Sie setzte sich unter den Baum und schlug ihre ausgestreckten Beine übereinander.
    Als ich auf sie zutrat, überlegte ich angestrengt, worüber ich mit ihr reden könnte. »Wie kommt es, dass Ihr Haus hier steht? Ich meine, es liegt doch ziemlich abseits, nicht wahr?«
    Sie griff nach der Wasserflasche und nahm einen Schluck, als ich mich in ihrer Nähe niederließ. Wir saßen uns gegenüber, und ich nickte dankend, als sie mir das Wasser anbot. »Ein reicher Hippie hat es sich in den Sechzigerjahren gebaut. Er ist hergekommen, weil er nicht zum Militär eingezogen werden wollte.« Die Fliegenaugen waren auf mich gerichtet, und sie lächelte weiter, während sie ein Zigarettenetui und ein Zippo- Feuerzeug aus ihrer Cargo-Hose angelte. »Er hat den Dschungel Vietnams gegen den Dschungel Panamas eingetauscht. Er scheint ein richtiges Original gewesen zu sein, von dem die Dealer und Barkeeper in Chepo über zwanzig Jahre lang gut gelebt haben. Aber vor acht
    oder neun Jahren ist er tödlich verunglückt.«
    Ich hörte ein leises Knacken, als das Etui aufsprang und fünf oder sechs selbst gedrehte Zigaretten zum Vorschein kamen. Sie kicherte vor sich hin und ließ blendend weiße Zähne sehen, während sie sich davon überzeugte, dass die Zigaretten heil waren. Die Brillengläser wandten sich wieder mir zu, und ich sah mein Spiegelbild auf und ab tanzen, als ihre Schultern sich bewegten, weil sie zu lachen begann. »Nach einer Sauftour durch die Bars ist er unter einen Holzlaster geraten. Er ist auf die Fahrbahn getorkelt, wollte den Lastwagen am Wegfahren hindern und hat behauptet, das Holz gehöre dem Wald und habe eine Seele. Merkwürdigerweise hat der Laster ihn nicht gehört, und das war’s dann. Sägemehl.«
    Ich stimmte in ihr Lachen ein, während ich mir die absurde Konfrontation zwischen Mensch und Lastwagen vorstellte. Sie klappte den Deckel des Zippo hoch und zündete eine Zigarette an. Das zugedrehte vordere Ende des dünnen Papiers flammte auf und kräuselte sich, als sie einen tiefen Zug nahm, die Luft anhielt und dann den Rauch langsam ausatmete. Ich roch den unverkennbaren Duft eines Joints. Sie lachte in sich hinein, bevor sie ihre Geschichte zu Ende brachte. »Er hatte Mumm, das muss man ihm lassen, aber leider hat er sich in dieser Nacht überschätzt.«
    Ich trank einen Schluck Wasser, während sie Tabakkrümel von ihrer Unterlippe pickte und wieder zum Haus hinübersah. »Er hat das Haus und das Grundstück der Universität für Forschungszwecke vermacht. Wir sind jetzt seit fast sechs Jahren hier. Wir haben ein Stück Land für den Hubschrauber gerodet und den Anbau selbst errichtet.«
    Sie wandte sich wieder mir zu und bot mir den Joint an.
    Ich schüttelte dankend den Kopf. Wollten andere Leute kiffen, war das ihre Sache, aber ich hätte nicht einmal im Traum daran gedacht, einen Joint zu probieren.
    Sie zuckte mit den Schultern und nahm einen weiteren Zug. »Einen Joint rauchen können wir nur im Freien, damit Luz uns nicht erwischt. Sie würde ausflippen, wenn sie wüsste, was Mami gerade tut. Der reinste Rollentausch, nicht wahr?« Sie inhalierte tief und verzog das Gesicht, als

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