Nick Stone - 04 - Eingekreist
abfallenden Geländes lag das untere Drittel des Waldrands in einem toten Winkel.
»Wissen Sie, wie man damit umgeht? Oh, wie dumm von mir ... natürlich wissen Sie das.«
»Was für eine Art Sprengstoff haben Sie?«
Carrie verzog das Gesicht. »Er macht Krach und sprengt Bäume, diese Art. George und ein paar Einheimische haben damit rumgespielt.«
Ich wusste schon wieder nicht, bis wohin ich gezählt hatte. Ich tippte auf neunundachtzig, neunzig, einundneunzig, als sie stehen blieb und verkündete: »Der erste Hunderter.«
Sie deutete dorthin, wo der Schuppen stehen musste. »Ich begleite Sie dort runter, sobald wir .«
»Mom! Mom! Grandpa will dich sprechen!«, rief Luz ihr von der Rückseite des Hauses aus zu.
Carrie legte ihre Hände als Sprachrohr an den Mund. »Ich komme, Baby!« Sie wirkte irgendwie besorgt, als sie die Wasserflasche und den Munitionsbehälter abstellte. »Tut mir Leid, ich muss gehen.«
Sie holte ihr Zigarettenetui und das Zippo-Feuerzeug aus der Tasche und warf beides in den Munitionsbehälter. Dann sah sie zu mir auf und lächelte. »Luz würde mir eine Szene machen.«
Als sie sich in Bewegung setzte, um die etwa zweihundert Meter zum Haus zurückzujoggen, deutete sie nochmals auf den unsichtbaren Schuppen unter den Bäumen. »Sie können ihn gar nicht verfehlen. Bis später!«
Ich ließ alles liegen, machte mich auf den Weg zum Waldrand im tiefsten Teil der gerodeten Fläche und hielt mich dabei im Schatten unter den Bäumen. Der Schuppen kam erst nach einiger Zeit in Sicht, und selbst als ich ihn endlich entdeckte, konnte ich mich nicht dazu entschließen, aus dem Schatten in die Sonne zu treten, um den Weg abzukürzen. Die flirrenden Hitzewellen über dem Erdboden sahen nicht gerade einladend aus; ich war ohnehin schon in Schweiß gebadet.
Während ich mir den Rücken kratzte, schritt ich im Schatten unter den Bäumen zwei Seiten der Lichtung ab, bis ich etwas erreichte, das wie ein hölzerner Außenabort aussah. Die windschiefe Tür hing nur noch an der rostigen unteren Angel, die schon von Gras überwuchert war. Spinnweben umgaben den Schuppen wie ein schützendes Netz. Ein Blick durch den Türspalt zeigte mir keinen Klositz, sondern vier quadratische mattgraue Metallbehälter mit einer Beschriftung in roter und schwarzer Schablonenschrift.
Das war ein Geschenk des Himmels: vier zugelötete Blechbehälter mit je acht Kilogramm Sprengstoff. Ich verstand die spanische Aufschrift nicht, aber die wichtigste Angabe war unübersehbar — das Zeug enthielt fünfundfünfzig Prozent Nitroglyzerin, was ein hoher Prozentsatz war. Je höher dieser Anteil war, desto empfindlicher reagierte der Sprengstoff; ein Treffer aus einer Waffe mit hoher Mündungsgeschwindigkeit würde ihn sofort zünden, was bei dem stoßfesten Sprengstoff, den das Militär verwendete, nicht der Fall war.
Ich zerrte die Tür auf und betrat den Schuppen. Als ich den Schlüssel, mit dem der Behälter sich öffnen ließ, von der Seite der obersten Box abbrach, sah ich ein aufgeklebtes Etikett mit der Angabe 01/99 — offenbar das Verfallsdatum. Dieses Zeug musste aus einer Zeit stammen, in der Noriega noch in den Windeln gelegen hatte.
Ich machte mich an die Arbeit und rollte das Verschlussband dicht unter dem Deckel genauso auf, als öffnete ich eine gigantische Büchse Corned Beef.
Während ich damit beschäftigt war, entstand bereits ein Plan: Ich würde einen Sprengsatz am Tor von Charlies Landsitz zurücklassen. Kam ich nicht zum Schuss, während Michael Choi sich außerhalb des Hauses bewegte, konnte ich ihn in die Luft jagen, während sein Wagen darauf wartete, dass das Tor sich öffnete, indem mein Schuss zwar nicht ihn, aber dieses Zeug traf. Meine Feuerstellung würde etwa dort liegen müssen, wo ich gestern gewesen war, damit ich nicht nur Haus und Swimmingpool, sondern auch die zum Tor hinunterführende Straße überblicken konnte. Den Sprengsatz würde ich so anbringen müssen, dass ich ihn von der Feuerstellung aus im Blick hatte, aber das war bestimmt kein Problem.
Schweiß lief mir über die Stirn und sammelte sich in meinen Augenbrauen. Ich wischte ihn mit dem Handrücken ab, bevor er in meine Augen tropfen konnte, und klappte den Deckel des Behälters zurück, sodass die innere Holzauskleidung sichtbar wurde. Dann zerschnitt ich mit meinem Leatherman die Schnur, mit dem sie zugebunden war, und nahm den zweiten Deckel ab. Die Kiste enthielt fünf Dynamitstangen in handelsüblicher Ausführung,
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