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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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deren bernsteingelbes
    Schutzpapier an einigen Stellen fleckig war, weil das Nitroglyzerin jahrelang in dieser Hitze gelagert worden war. Schwerer Marzipangeruch erfüllte die Luft, und ich war froh, dass ich mit diesem Zeug im Freien umgehen würde. Nitroglyzerin kann gesundheitsschädlich sein — und das nicht nur, wenn es detoniert. Es bringt einen nicht gleich um, wenn man damit arbeitet, aber man bekommt garantiert die Mutter aller grässlichen Kopfschmerzen, wenn man in geschlossenen Räumen damit umgeht oder das Zeug durch eine Schnittwunde oder sonstwie in den Blutkreislauf gerät.
    Ich nahm drei der zwanzig Zentimeter langen Dynamitstangen mit und hielt mich auf dem Rückweg zu meiner Feuerstellung wieder im Schatten unter den Bäumen. Unterwegs streifte ich das Pergamentpapier zurück und legte Stangen aus einem an Plastilin erinnernden hellgrünen Material frei. Die Oberfläche war mit angetrockneten, winzigen grauen Nitroglyzerinkristallen bedeckt. Ich ging an dem Gewehr und dem Munitionsbehälter vorbei, zählte die zweihundert Schritte bis zum Zielgebiet ab und stellte die Dynamitstangen nebeneinander an den dicksten Baumstamm, den ich in der Nähe der improvisierten Schießscheiben finden konnte. Als ich wieder in meiner Feuerstellung war, zielte ich sorgfältig und gab einen Schuss auf den schwarzen Zielkreis ab.
    Die Nullstellung war einwandfrei in Ordnung: Der Treffer saß wie erwartet direkt über dem vorigen.
    Jetzt wurde es Zeit für die entscheidende Probe — für die Waffe und für den Sprengstoff. Ich nahm Gewehr,
    Munitionsbehälter und Wasserflasche mit und zählte weitere hundert Schritte ab, um auf etwa dreihundert Meter zu kommen. Dort ging ich in Stellung, überzeugte mich davon, dass Carrie und Luz nicht beschlossen hatten, das Haus zu verlassen und ins Zielgebiet hinüberzuschlendern, und zielte dann zwischen die hellgrünen Dynamitstangen.
    Als ich wusste, dass meine Körperhaltung und der Anschlag korrekt waren, suchte ich das Zielgebiet erneut ab. »Schieße, schieße!« Der Warnruf war überflüssig, weil kein Mensch in der Nähe, war, aber er war mir in den langen Jahren meines Umgangs mit Schusswaffen zur Gewohnheit geworden.
    Ich zielte erneut auf das knapp brustkorbgroße Ziel und drückte langsam ab.
    Der Schussknall und die erheblich lautere Detonation des Sprengstoffs schienen miteinander zu verschmelzen. Durch die unglaubliche Detonationshitze trocknete das Erdreich in der Umgebung des Ziels augenblicklich aus, wurde von der Druckwelle pulverisiert und bildete eine zehn Meter hohe Staubsäule. Rings um das Ziel ging ein Regen von Holzsplittern nieder. Der Baum stand noch, was bei seiner Größe zu erwarten gewesen war, aber er war schwer beschädigt. Unter der dunklen Rinde leuchtete helleres Holz wie Fleisch hervor.
    »NIIICK! NIIICK!«
    Ich sprang auf und winkte Carrie zu, als sie aus dem Haus gestürmt kam. »Alles okay! Nichts passiert! Das war nur ein Test!«
    Als sie mich sah, blieb sie abrupt stehen. Ihre gellend laute Stimme überbrückte die gut zweihundert Meter zwischen uns mühelos, als sie kreischte: »SIE IDIOT! ICH DACHTE . ICH DACHTE .«
    Sie verstummte plötzlich, machte auf dem Absatz kehrt und stürmte wieder ins Haus.
    Zum Glück gab es für mich nichts mehr zu tun: Das Zielfernrohr war für alle Entfernungen richtig eingestellt, und der Sprengstoff detonierte bei einem Treffer wie erwartet. Jetzt brauchte ich nur noch eine Sprengladung vorzubereiten, mit der ich ein Auto hochgehen lassen konnte.
    Ich entlud das Gewehr, sammelte den ganzen übrigen Kram ein und machte mich auf den Rückweg zum Haus.

 
25
    Die Fliegengittertür knallte hinter mir zu, und ich spürte, wie der Schweiß auf meiner Haut in der Brise von den beiden Ventilatoren neben dem Couchtisch abzukühlen begann.
    Ich marschierte geradewegs zum Kühlschrank und legte unterwegs das Gewehr und den Munitionsbehälter ab. Als ich die Tür öffnete, flammte kein Licht auf — vielleicht ein Stromspartrick von Baumfreunden —, aber ich sah trotzdem, was ich suchte: eine weitere
    Plastikflasche mit zwei Litern Trinkwasser. Die großen Schlucke eiskalten Wassers brannten in meiner Kehle und verursachten für einen Augenblick stechende Kopfschmerzen, die ich aber gern in Kauf nahm. Ich füllte die von draußen mitgebrachte Plastikflasche aus dem mit einem T gekennzeichneten Gartenschlauch und stellte sie in den Kühlschrank.
    Mein T-Shirt und die Hose klebten weiter an mir, und die

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