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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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verschwinden.« Sie starrte zum Waldrand hinüber, als erwarte sie, dort weitere vom Aussterben bedrohte Pflanzenarten zu finden.
    »Sehr interessant.«
    Sie wandte sich mir zu und lächelte sarkastisch. »Yeah, natürlich.«
    Es interessierte mich wirklich. Nun, ein wenig.
    »Das nehme ich Ihnen nicht ab, aber es ist nett von
    Ihnen, Interesse zu heucheln. Und es ist tatsächlich sehr interessant . « Ihre Handbewegung umfasste die Pflanzkübel und den Himmel über ihnen, an dem jetzt dunkle Wolken aufzogen. »Ob Sie’s glauben oder nicht, Sie stehen hier in vorderster Front des Kampfes um den Erhalt der Artenvielfalt.«
    Ich nickte grinsend. »Wir gegen den Rest der Welt, was?«
    »Genau«, bestätigte sie.
    Wir sahen uns weniger als eine Sekunde lang an, aber für mich war das eine halbe Sekunde länger, als mir gut tat. Vielleicht erwiderte sie meinen Blick, aber wegen ihrer Sonnenbrille ließ sich das nicht feststellen.
    »In hundert Jahren wird mehr als die Hälfte der heute auf der Welt existierenden Flora und Fauna ausgestorben sein. Und das wirkt sich dann auf alles aus, mein Freund: Fische, Vögel, Insekten, Säugetiere, Pflanzen und so weiter, einfach weil die Nahrungskette abreißen wird. Dabei geht’s wohlgemerkt nicht nur um die großen charismatischen Tiere, auf die wir fixiert zu sein scheinen . « Sie hob mit gespieltem Abscheu die Hände. »>Rettet die Wale! Rettet den Tiger!< ... Es geht nicht um diese Tiere, sondern um alle.« Ihr ernster Gesichtsausdruck verflog, als sie plötzlich lächelte. »Auch um die Sandfliege, mit der Ihr linkes Auge Bekanntschaft gemacht hat.« Das Lächeln verblasste. »Geht die Zerstörung von Lebensräumen wie bisher weiter, ist die Artenvielfalt verloren, das steht fest.«
    Ich trat ins Freie, setzte mich dort auf den Betonsockel, stellte den Suppenkarton vor mir ab und schraubte die Wasserflasche auf. Als ich einen Schluck trank, setzte Carrie sich neben mich und rückte ihre Sonnenbrille zurecht. Während wir beide zu den Pflanzkübeln hinüberstarrten, berührte ihr Knie ganz leicht meines, als sie weitersprach. »Auf der Erde hat es ein solches Artensterben seit der Entstehung höherer Lebensformen erst fünf Mal gegeben. Und stets als Folge einer Naturkatastrophe.« Sie streckte ihre Hand nach der Wasserflasche aus. »Denken Sie an die Dinosaurier. Die sind ausgestorben, weil vor etwa fünfundsechzig Millionen Jahren ein Meteorit die Erde getroffen hat, richtig?«
    Ich nickte, als wüsste ich das. In Wirklichkeit hatte ich meine Kindheit nicht gerade im Naturkundemuseum verbracht.
    »Genau, aber dieses sechste Artensterben hat keine natürlichen Ursachen; es findet durch unsere Schuld statt — wir sind die Vernichtungsspezies. Und es gibt keinen Jurassic Park, wir können sie nicht wieder herbeizaubern, wenn sie verschwunden sind. Wir müssen sie jetzt retten.«
    Ich äußerte mich nicht dazu, sondern blickte in die Ferne, während Carrie trank und um uns herum eine Million Grillen zirpten.
    »Hören Sie, Nick, ich weiß, dass Sie uns für Spinner, für irgendwelche verrückten Weltverbesserer halten, aber ...«
    Ich sah zu ihr hinüber. »Ich denke nichts dergleichen .«
    »Egal«, unterbrach sie mich mit erhobener Hand und einem Lächeln, als sie mir die Wasserflasche zurückgab. »Bleiben wir bei den Tatsachen: Bisher sind noch nicht alle Pflanzenarten der Welt identifiziert, stimmt’s?«
    »Wenn Sie’s sagen.«
    Wir grinsten uns an.
    »Das sage ich. Und wir verlieren sie schneller, als wir sie katalogisieren können, stimmt’s?«
    »Wenn Sie’s sagen.«
    »Das tue ich. Und dazu sind wir hier — um noch unbekannte Pflanzenarten zu finden. Wir bringen Einzelstücke aus dem Dschungel mit, kultivieren sie und schicken der Universität Musterexemplare. Viele unserer Medikamente basieren auf diesen Pflanzen dort drüben. Mit jeder Spezies, die ausstirbt, verlieren wir ein potenzielles Mittel gegen Aids, Alzheimer, Multiple Sklerose, was auch immer. Und jetzt kommt der coole Teil. Sind Sie bereit?«
    Ich rieb mir meine schmerzende Wade und wusste, dass ich ihn aufjeden Fall zu hören bekommen würde.
    »Die Pharmakonzerne gewähren der Universität Forschungsmittel, damit sie in ihrem Auftrag neue Spezies findet und testet. Also betreiben wir hier eine Form des Naturschutzes, die sich sogar geschäftlich rechnet.« Sie nickte selbstgefällig, dann betrachtete sie ihre Fingernägel. »Aber trotzdem drehen sie uns nächstes Jahr den Geldhahn zu. Wir leisten

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