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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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mein Plastikbehälter; sie war jedoch etwas kleiner und so konstruiert, dass sie sich bei der Zündung nicht direkt unter dem Zielobjekt befinden musste, um es zu zerstören. Sie konnte neben einer Straße oder Fahrspur im Unterholz versteckt werden oder — wie ich es vorhatte — auf einem Baum angebracht sein. Eine sehr praktische Waffe, wenn man beispielsweise eine mit Lochblechen gebaute Straße unauffällig verminen wollte.
    Eine Ausführung dieser Mine wird durch ein Kabel von der Stärke eines Seidenfadens gezündet, das über den Asphalt gelegt und von Rädern oder Panzerketten zerquetscht wird. Ich würde meine durch einen Schuss aus dem Mosin-Nagant zünden.
    In der Originalausführung entsteht bei der Zündung aus einem Kupferkegel augenblicklich eine glutflüssige Hohlladung, die mit solcher Wucht und Geschwindigkeit auftrifft, dass sie die Panzerung jedes Fahrzeugs durchschlägt und sein Inneres verwüstet. Ich hatte kein Kupfer; an seiner Stelle enthielt meine Mine einen ähnlichen geformten Kegel aus starkem Karton, aber voraussichtlich würde allein die Sprengladung genügen, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.
    Ich knetete weiter Sprengstoff durch, drückte ihn auf den Kegel und bemühte mich, ihn mit einer möglichst gleichmäßigen Schicht zu bedecken. Meine Hände brannten, weil sich das Nitroglyzerin festsetzte, und ich hatte wieder Kopfschmerzen, die diesmal wirklich hämmerten.
    Die Erinnerung an den alten Deutschen, der mir das Bajonett geschenkt hatte, hatte mich auf die Idee gebracht, den Sprengstoff auf diese Weise einzusetzen. Er hatte mir eine Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg erzählt. Deutsche Fallschirmjäger hatten eine Brücke erobert und die zurückweichenden Briten daran gehindert, sie zu sprengen. Die Sprengladungen waren noch angebracht, aber die Deutschen bauten die Zünder aus, damit eine Panzerabteilung über die Brücke rollen und die Verfolgung der Briten aufnehmen konnte. Ein junger Tommy gab mit seinem stinknormalen Lee- Enfield-Gewehr Kaliber 303 einen Schuss auf eine der Sprengladungen ab. Da sie aus altmodischem Sprengstoff bestand — genau wie dieses Zeug —, ging sie hoch und zündete dabei auch alle übrigen Ladungen. Die Brücke stürzte ein, und die Panzer blieben am anderen Ufer.
    Während ich den letzten Rest Sprengstoff andrückte, hoffte ich, der junge Tommy habe als Belohnung wenigstens zwei Wochen Sonderurlaub bekommen, obwohl ich das sehr bezweifelte. Vermutlich nur einen leichten Schlag mit einer Reitgerte auf seinen Stahlhelm und ein »Gut gemacht, der Mann!«, bevor er ein paar Wochen später gefallen war.
    Als ich fertig war, verschloss ich den Plastikbehälter mit seinem Deckel, ließ die Mine im Schuppen liegen, machte mich auf den Rückweg zum Haus und überlegte mir unterwegs, was ich für bis zu vier Nächte im Dschungel an Ausrüstung brauchen würde.
    Der Himmel hatte sich noch mehr verdunkelt; tiefe Wolken hingen bleigrau über dem Tal. Die einzige Wohltat war eine leichte Brise.
    In der Ferne rumpelte lauter Donner, als ich den oberen Rand der Senke erreichte. Aaron und Carrie standen vor den Ausgussbecken, und ich konnte sehen, dass sie sich wieder einmal stritten. Carrie wedelte mit den Armen, und Aaron streckte wie ein streitlustiger Hahn mit ruckartigen Bewegungen den Kopf nach vorn.
    Ich konnte nicht einfach Halt machen oder umkehren: Ich befand mich hier im Niemandsland. Außerdem brannten meine Hände von dem Nitroglyzerin, und ich wollte es abwaschen und ein paar Aspirin schlucken. Dihydrocodein wäre wirksamer gewesen, aber ich musste heute Nacht hellwach sein.
    Ich ging langsamer, hielt meinen Kopf gesenkt und hoffte, dass sie bald auf mich aufmerksam werden würden.
    Sie mussten mich im freien Gelände gesehen haben, während ich überallhin, nur nicht in Richtung Waschplatz sah, denn die Arme hörten auf zu wedeln. Carrie verschwand in Richtung Lagerraum, und Aaron begann sich abzutrocknen.
    Ich erreichte ihn, als er sich sichtlich verlegen seinen Pferdeschwanz zusammenband.
    »Tut mir Leid, dass Sie das sehen mussten.«
    »Geht mich nichts an«, sagte ich. »Außerdem verschwinde ich heute Abend.«
    »Carrie hat mir gesagt, dass wir Sie fahren müssen — um zehn, stimmt’s?«
    Ich nickte, drehte den Wasserhahn auf und weichte meine Hände ein, bevor ich den Hahn wieder zudrehte und sie einseifte, um das Nitroglyzerin abzuwaschen. »Sie haben gesagt, dass Sie eine Karte haben? Liegt sie im Bücherregal?«
    »Bedienen Sie

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