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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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dem Rahmengestell aus Winkeleisen nach oben, hielt mich an einer Strebe fest und begutachtete das dort lagernde Zeug. Aus dem Computerraum war plötzlich zu hören, wie Luz sehr zufrieden »Jaaa!« sagte. Auf meiner Baby-G war es 15.46. Wahrscheinlich war Luz für heute mit den Hausaufgaben fertig. Ich fragte mich, ob sie wusste, dass Aaron und Carrie sich ihretwegen stritten. Falls die beiden sich einbildeten, sie bekomme davon nichts mit, irrten sie sich vermutlich gewaltig — wenn sie nur halbwegs wie Kelly war, entging ihr garantiert nichts.
    Meine Gedanken schweiften für einige Sekunden nach Maryland ab: Wir befanden uns in derselben Zeitzone, und auch Kelly würde jetzt wahrscheinlich ihre Schulsachen zusammenpacken. Sie besuchte vorläufig eine sündhaft teure Privatschule, aber nur so konnte sie später den Übergang von der Einzelbetreuung, an die sie sich in der Klinik gewöhnt hatte, zu dem Konkurrenzkampf in der normalen High School schaffen, in die Josh’ Kinder gingen. Ich machte mir kurz Sorgen darüber, wie es mit ihrer Ausbildung weitergehen sollte, wenn mir die zweite Hälfte meines Honorars vorenthalten wurde — aber dann fiel mir wieder ein, dass das meine geringste Sorge war.
    Ich erkannte, was ich tat, und würgte diese Gedanken entschlossen ab. Ich musste mich auf meinen Job konzentrieren ... falsch, auf meinen Auftrag.
    Ich wusste, welche Ausrüstung ich brauchte, und sie war nicht sehr umfangreich. Die nötige Erfahrung hatte ich mir mühsam erworben — ähnlich wie viele Urlauber, die mit fünf Koffern verreisen, um dann festzustellen, dass einer genügt hätte. Außer Proviant und Wasser brauchte ich nur die Kleidung, die ich jetzt trug, eine weitere trockene Garnitur, ein Moskitonetz, eine leichte Decke und eine Hängematte. Diese Sachen würde ich gewissenhaft trocken halten: im Rucksack in
    Plastikbeutel eingepackt und nachts unter dem Poncho. Falls sich nichts Besseres fand, hatte ich bereits die Hängematte auf der Veranda im Auge.
    Nichts davon war lebensnotwendig, aber es wäre verrückt gewesen, auf diese Dinge zu verzichten. In Ländern wie Kolumbien hatte ich genügend Zeit ohne solche Annehmlichkeiten im Dschungel verbracht, wenn wir einem Drogenlabor so nahe waren, dass weder Hängematten noch Ponchos aufgespannt werden durften. Dort hockte man an die Rücken seiner Kameraden gelehnt die ganze Nacht in der Scheiße, wurde bei lebendigem Leib von fliegenden oder kriechenden Insekten aufgefressen und bekam nichts Heißes zu trinken oder zu essen, weil ein Kochfeuer einen durch Lichtschein oder Geruch verraten konnte, während man auf den richtigen Tag für den Angriff wartete. Und wurde es dann endlich hell, musste die Patrouille, so zerstochen und erledigt sie auch war, weiterhin ihren Auftrag erfüllen, weiterhin beobachten und warten.
    Manche Patrouillen gingen wochenlang so weiter, bis irgendwann die Lastwagen oder Hubschrauber kamen, um das Kokain abzuholen, und wir sie angriffen. Natürlich unterminieren solche Bedingungen im Lauf der Zeit die Kampfkraft einer Patrouille. Es ist nicht verweichlicht, unter einem Schutzdach ein paar Handbreit über der Scheiße zu schlafen, statt sich darin herumzuwälzen; damit beweist man lediglich gesunden Menschenverstand. Ich wollte hellwach und auch am zweiten Tag noch so gut im Stande sein, diesen Schuss abzugeben, wie am ersten, statt völlig zugeschwollene Augen zu haben, weil ich versuchte hatte, die Nacht zuvor schutzlos in der Scheiße zu verbringen. Manchmal ging es nicht anders, aber diesmal würde ich Vorsorgen.
    Ich suchte weiter, kletterte wie ein Affe die Regale hinauf und hinunter und hätte beinahe laut gejubelt, als ich etwas entdeckte, das ich dringend suchte: eine dicke
    Flüssigkeit in kleinen Flaschen, die an Babyölflaschen erinnerten. Mir war zu Mute wie einem durstigen Säufer aus der Arlington Road, der in einer Mülltonne eine halb volle Flasche findet — vor allem weil auf dem Etikett angegeben war, dass dieses Zeug fünfundvierzig Prozent Wirkstoff enthielt. Diäthyl-m-Toluamid, das ich nur als »Diet« kannte, war ein Wundermittel, das mir alle Insekten vom Leib halten würde. Viele der im Handel erhältlichen Insektenschutzmittel enthielten weniger als zehn Prozent davon und waren Scheiße. Je höher die Konzentration, desto besser, aber Diet greift manche Kunststoffe an — daher diese dicken Plastikflaschen. Bekommt man es in die Augen, brennt es scheußlich; ich hatte erlebt, dass Leuten, denen es mit

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