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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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begann.
    »Zwo!«
    Das Gewehr blieb von meiner linken Hand gestützt an meiner Schulter, während ich nachlud und einen weiteren Schuss abgab, der den zusammengesackten Mann in dem blutbefleckten weißen Hemd auf dem Beifahrersitz traf.
    »Drei!«
    Da ich nur vier Schuss hatte, musste ich wissen, wie viele Schüsse ich bereits abgegeben hatte; das konnte ich mir nie richtig merken, aber wenn ich laut mitzählte, blieb ich auf dem Laufenden.
    Als ich mit schussbereit erhobener Waffe auf die hintere Wagentür zulief, schwebten nur noch Blätter und Holzsplitter vom Himmel und landeten um mich herum auf dem Asphalt. Mein Blickwinkel veränderte sich: Ich sah zwei mit Glassplittern übersäte
    zusammengesunkene Gestalten — die eine in Jeans und grünem T-Shirt, die andere in einem grauen Anzug. Ich hielt auf sie zu. Der Mann im Anzug war Charlie, der hoffentlich noch lebte.

 
30
    Die Zielperson war mehr oder weniger im Fußraum zwischen den Sitzen zusammengesackt, und ihr Vater lag über ihr auf dem Rücksitz. Beide wirkten ziemlich mitgenommen, aber sie lebten. Charlie hustete sich Staub aus der Lunge, und ich konnte sehen, wie die Zielperson sich bewegte.
    Bloß nicht Charlie treffen ...
    Ich war mit zwei, drei weiteren großen Schritten an der Tür und rammte den Gewehrlauf durchs glaslose Fenster ins Wageninnere. Die Mündung war keine Handbreit von dem blutigen, mit Glassplittern bedeckten und verwirrten Gesicht der Zielperson entfernt.
    Ich spürte den Druckpunkt unter meinem Zeigefinger, der sich jedoch nicht weiter krümmen wollte. Irgendetwas hinderte mich daran, einfach abzudrücken.
    Scheße, drück endlich ab!
    Die Mündung folgte seinem Kopf, als er sich benommen auf die Seite wälzte. Sie steckte jetzt fast in seinem Ohr. Ich hob sie leicht, damit sie auf den Oberrand der Ohrmuschel zielte.
    Noch immer passierte nichts; mein Zeigefinger wollte sich nicht bewegen. Was zum Teufel war los mit mir?
    KOMM SCHON, DRÜCK ENDLICH AB! DRÜCK ENDLICH AB!
    Aber ich konnte nicht, und in diesem Augenblick erkannte ich auch, warum. Eisige Angst durchzuckte
    meinen Körper.
    Mein Gehirn blendete fast alles um mich herum aus, aber es ließ mich laute Schreie hören; ich drehte mich um und sah nur teilweise bekleidete Männer mit Waffen in den Händen aus dem Haus stürmen.
    Ich zog den Gewehrlauf aus dem Wagen, griff durchs Beifahrerfenster und zog dem Leibwächter das Handy aus der Gürtelhalterung. Dann riss ich die verbeulte Autotür auf und bekam eine Hand voll Anzug zu fassen. Ich zerrte den benommenen Charlie aus dem Wagen und stieß ihn vor mir her auf die andere Seite des noch stehenden Mauerstücks. »Los, los, weiter!«
    Als ich ihm in die Kniekehlen trat, fiel er vor mir auf alle viere. Ich wich ein Stück zurück und zielte auf seinen Kopf. »Können Sie mich hören?«
    Das Geschrei kam näher. Ich trat ihn in die Rippen. »Sorgen Sie dafür, dass das Steuersystem für die Raketen .«
    »Was ist mit euch Leuten los?« Er hustete, während ihm Blut übers Kinn lief, und hob nicht den Kopf, als er aufgebracht antwortete, ohne die geringste Angst erkennen zu lassen. »Es ist letzte Nacht ausgeliefert worden! Ihr habt das Steuersystem — ihr habt alles! Die Sunburn ist komplett und einsatzfähig. Was wollt ihr noch mehr?«
    »Ausgeliefert? Es ist bereits ausgeliefert?«
    Er sah zu mir auf. Sein Blick folgte dem Auf und Ab des Gewehrlaufs, während wir beide nach Atem rangen.
    »Letzte Nacht! Ihr droht mir damit, meinen Sohn zu ermorden, wenn das System nicht bis morgen geliefert wird, ihr bekommt es vorzeitig, und trotzdem ...« Charlie machte eine Pause, als er meine offenkundige Verwirrung sah. »Weiß bei euch die Rechte nicht, was die Linke tut?«
    »Am Dienstag war der Kerl in dem rosa Hawaiihemd hier — hat er’s mitgenommen?«
    »Natürlich!«
    »Warum sollte ich Ihnen glauben?«
    »Was Sie glauben, ist mir egal. Der Deal ist abgeschlossen, und trotzdem bedrohen Sie mich und meine Familie ... Denken Sie an unsere Vereinbarung — keine panamaischen Ziele. Warum ist das System noch hier? Ihre Leute haben gesagt, es würde sofort nach Kolumbien gebracht und nicht hier eingesetzt werden. Wissen Sie, wer ich bin? Wissen Sie, wie ich mich an Ihnen rächen kann?«
    »Vater!« Michael, der sich aufgerappelt hatte, starrte uns entsetzt an. »Nicht schießen — bitte, erschießen Sie ihn nicht. Bitte!«
    Charlie rief ihm etwas auf Spanisch zu — vermutlich forderte er ihn zum Weglaufen auf —, dann fixierte

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