Nick Stone - 04 - Eingekreist
nur sieben oder acht Metern ging die Mauer in Maschendrahtzaun über; an dieser Stelle zog ich mich unter die ersten Bäume zurück, um auf den Tagesanbruch zu warten. Tiefer brauchte ich nicht in den Dschungel einzudringen. Außerdem wollte ich nicht riskieren, erneut in eine von Diegos Drahtschlingen zu geraten.
Ich behielt meinen Rucksack auf dem Rücken, setzte mich auf den Plastikbehälter und legte die Waffe über meine Knie, damit das Zielfernrohr sich nicht verstellte. Da ich jetzt förmlich mit Diet getränkt war, wartete ich nur darauf, dass die Moskitos versuchen würden, sich an mich heranzumachen, aber der Geruch schien sie abzuschrecken.
Dann entschied ich, dass es eigentlich doch unpraktisch war, meinen Rucksack auf dem Rücken zu behalten. Er erfüllte dort keinen Zweck, und außerdem wollte ich das Wasser aus einer der Außentaschen. Während ich langsam ein paar kleine Schlucke trank, rieb ich mir die juckende Stelle auf meinem Rücken und starrte neidisch zu dem Haus hinüber, in dem der Kühlschrank und die Klimaanlage Überstunden machten.
Im Dschungel hinter mir war gelegentlich ein Rascheln von irgendeinem kleinen Tier zu hören, während die Moskitos weiter Warteschleifen über mir flogen. Sie klangen wie Kamikazeflugzeuge, wenn sie auf mein Gesicht lossteuerten, um dann rasch abzudrehen, sobald sie witterten, womit ich mich gegen sie präpariert hatte.
Nachdem ich die Wasserflasche in die Außentasche zurückgesteckt hatte, rieb ich mich für den Fall, dass die Moskitos doch eine Lücke in meiner Abwehr entdeckten, nochmals mit Diet ein. Die winzigen Blatt- und Rindenstücke an meinen Händen kratzten über mein Gesicht und meine Bartstoppeln.
Ich hockte da, kratzte mir den Rücken, hatte einen pelzigen Geschmack im Mund und wünschte mir, ich hätte in London dreimal auf den Feuerknopf gedrückt.
Ungefähr fünfundvierzig langweilige Minuten später begann ich einen ersten blassen Lichtstreifen über den Bäumen zu sehen. Der Tag brach trüb an. Für die Vögel war die Morgendämmerung das Signal, ihre Stimmen zu erheben, und jenseits des Hauses weckten die Brüllaffen den Rest des Dschungels auf — nur die Zikaden nicht, die anscheinend nie schliefen.
Ich begann tiefe Nebelschwaden über dem Schlamm der Lichtung und etwas höher darüber eine dunkelgraue, an einigen Stellen fast schwarze Wolkendecke zu erkennen. Für mich war es gut, wenn der Himmel bewölkt blieb, weil ich dann nicht befürchten musste, das Sonnenlicht könnte vom Objektiv des Zielfernrohrs reflektiert werden.
Nach weiteren zehn Minuten begann Tageslicht durchs Laubdach zu dringen. Ich konnte jetzt meine Füße sehen. Es wurde Zeit, den Sprengsatz anzubringen.
Nachdem ich mich davon überzeugt hatte, dass die Markierungen am Zielfernrohr übereinander standen und das Gewehrvisier weiterhin auf vierhundert Meter eingestellt war, nahm ich meinen Rucksack wieder über die Schulter, stellte den Plastikbehälter darauf und machte mich langsam auf den Weg zum Tor. Ich setzte meine Traglast ungefähr zwei Meter davor ab und legte das Gewehr auf den Erdboden, statt es an die Mauer zu lehnen, von der es hätte abrutschen können.
Ich brauchte nicht lange, um einen Baum zu finden, der in Bezug auf Höhe und Belaubung für meinen Sprengsatz geeignet war — Bäume gab es hier reichlich. Ich zog das Nylonabschleppseil aus der Deckeltasche des Rucksacks, knotete ein Ende um den Tragegriff des Plastikbehälters und nahm das andere zwischen die Zähne. Von dem Benzingeschmack wurde mir fast schlecht, als ich nach oben sah und mir überlegte, wie der von mir ausgewählte Baum sich am besten erklettern ließ. Meine Wade klopfte schmerzhaft.
Meine Kletterei verlief nicht geräuschlos, aber manchmal muss man einfach darauf achten, vorwärts zu kommen, und mir kam es darauf an, meine Arbeit zu beenden, bevor das ganze Haus auf den Beinen war. In muldenförmigen Blättern gespeichertes Wasser ergoss sich über mich, sodass ich durchnässt war, als ich meinen Beobachtungsposten erreichte.
Immerhin konnte ich von dort aus über die Mauer und zum anderen Waldrand halb rechts von mir sehen, an dem noch tiefe Nebelschwaden zwischen den Bäumen hingen. Meine Feuerstellung würde sich irgendwo dort drüben befinden; der Waldrand war ungefähr dreihundert Meter entfernt, und der Plastikbehälter müsste durchs Zielfernrohr leicht zu finden sein. Ich überlegte, ob ich zusätzlich ein großes Blatt als Markierung auf die Mauer legen
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