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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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um zu sehen, wie wir arbeiten, okay?«
    »Klar, kein Problem.« Ich würde mein Bestes tun, um wie ein Bäume umarmender Wissenschaftler aufzutreten. Hätte ich nur ihre Augen sehen können! Ich hasste es, mit verspiegeltem Glas zu reden.
    »Luce hat keine Ahnung, weshalb Sie in Wirklichkeit hier sind. Wir übrigens auch nicht. Sie schläft noch; Sie werden sie bald kennen lernen.«
    Carrie tippte sich an ihr linkes Brillenglas, dann zeigte sie auf mein geschwollenes Auge.
    »Machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Das vergeht nach ein paar Tagen.«

 
19
    Ich war so müde, dass ich kaum die Augen offen halten konnte, als wir über ausgebleichte, rissige Terrakottafliesen an zwei dunklen viktorianischen Schaukelstühlen und einer alten Hanfhängematte mit kaffeefleckigen Kissen vorbeigingen. Die Haustür stand offen, und Carrie zog die Fliegengittertür auf, wobei die Angeln leicht quietschten. Über dem ebenfalls mit einem Fliegengitter versehenen Fenster links neben der Tür war eine Wandlampe montiert, deren Schale halb mit vertrockneten Insekten gefüllt war, die vom Licht angelockt und versengt worden waren. Ich griff nach der Gittertür, bevor die Zugfeder sie wieder schloss, und folgte Carrie ins Haus.
    Nach der blendenden Helligkeit im Freien war es in dem stark nach Holz riechenden Inneren des Hauses nahezu finster. Man kam sich wie in einem Gartenschuppen vor. Ich unterdrückte mühsam ein Gähnen; meine Augen wollten zufallen, aber das durfte ich nicht zulassen. Dies hier war Neuland, und ich musste mir alle Einzelheiten einprägen.
    Der riesige Wohnraum hatte eine hohe Decke. Massive Baumstämme, die das Rahmenwerk des Hauses bildeten, waren in verputzte Wände eingelassen, die einmal cremeweiß gewesen, aber jetzt abgestoßen und verfärbt waren. Der Raum war wie eine Ferienwohnung möbliert: Die etwas klobige Einrichtung war aufs Notwendigste beschränkt.
    Carrie ging geradewegs auf eine weitere in verblasstem Gelb gestrichene Tür zu, die etwa zehn Meter vor uns lag. Ich folgte ihr, während sie die Sonnenbrille abnahm und an ihrem Brillenkettchen baumeln ließ. Links von uns standen vier massive Sessel aus Naturholz mit schmuddeligen Polstern, deren geblümte Muster nicht zusammenpassten. Die Sessel umgaben einen runden Couchtisch, der aus einer dunklen Baumscheibe mit über einem Meter Durchmesser bestand. Auf den Tisch und die Sessel waren zwei frei stehende Ventilatoren im Fünfzigerjahrestil mit verchromten Schutzkäfigen gerichtet. Das Chrom hatte schon bessere Tage gesehen, und ich fand es schade, dass an den Drahtkäfigen keine Seidenbänder hingen, mit denen die Ventilatoren erst richtig authentisch gewirkt hätten.
    In die linke Wand waren zwei weitere Türen eingelassen — ebenfalls gelb gestrichen und von abblätternden braunen Türrahmen umgeben. Die halb offene entferntere Tür führte anscheinend ins Elternschlafzimmer. An dem aus Naturholz bestehenden Kopfende des Betts war ein Ende eines ehemals weißen Moskitonetzes befestigt, das von der Decke herabhing. Das Bett war ungemacht, und ich sah purpurrote Bettwäsche. Auf einem Sessel lag Männer- und Frauenkleidung durcheinander. An der Wand rechts neben dem Bett war der Holzkolben eines dort hängenden Gewehrs zu sehen. Hätte ich hier draußen gelebt, hätte ich diese Waffe vielleicht griffbereiter aufbewahrt.
    Weiter vorn, in einer Ecke des Hauses, befand sich der Küchenbereich mit einem kleinen Tisch und vier Stühlen. An Haken unter dem Geschirrschrank hingen zehn bis zwölf Kaffeebecher in verschiedenen Farben.
    Rechts von mir verschwand die gesamte Wand bis zur Tür, zu der wir unterwegs waren, hinter hohen Bücherregalen. Unterbrochen wurden sie nur von einem weiteren Fenster, ebenfalls mit einem Fliegengitter, das die einzige weitere natürliche Lichtquelle zu sein schien.
    Ich begann Porridge zu riechen. Aus dem großen Kochtopf auf einer der Gasflammen stieg Dampf auf. Auf der Arbeitsplatte stand eine Schale mit Orangen, neben der eine halbe Bananenstaude lag.
    Carrie verschwand durch die Tür, und ich folgte ihr in den größeren Anbau aus Wellblech. Die Wände waren mit Sperrholz verkleidet; der Boden bestand aus einem rauen Zementestrich. Von der hohen Decke hingen an langen Stahlstangen zwei alte und sehr schmutzige Casablanca-Ventilatoren herab. Dieser Raum war viel heißer als das Haus, aus dem wir kamen, aber auch heller, weil hoch in die Wände eingesetzte Felder aus durchsichtigem gewelltem Kunststoff als Fenster

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