Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz
und ging zu den anderen zurück. Wir steckten die Köpfe zusammen, und ich warf rasch einen Blick auf die Traser: noch etwa elf Minuten, bis die Sprengladungen hochgingen. Bevor das passierte,
mussten wir dort eingedrungen sein und Zeralda erledigt haben. Nur dann konnten wir uns rechtzeitig absetzen, bevor hier die Feuerwehr oder – noch schlimmer –
zweihundert Polizisten aufkreuzten.
Das Nylon ihrer Rucksäcke raschelte leise, als die beiden herandrängten, um mich flüstern zu hören: »Er ist dort drinnen – mit einem weiteren Mann und drei
Jungen.«
Hubba-Hubba hob ungläubig seine gewaltigen
Pranken. »Mit Jungen? Nicht mit Frauen? Nur mit
Jungen?«
»Richtig.«
Missbilligendes Gemurmel auf Arabisch. Hubba-
Hubba hatte Mühe, seine Empörung zu beherrschen.
»Überlass ihn mir, ich bring ihn um!«
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Aber davon wollte Lofti nichts hören. »Nein, wir haben unsere Aufgaben.«
Hubba-Hubba schüttelte angewidert den Kopf. »Wie
viele?«
»Sicher zwei Männer, drei Jungen. Mehr habe ich
nicht gesehen.«
Lofti änderte seine Meinung. »Gut, dann lege ich den anderen um.«
Damit war Hubba-Hubba sofort einverstanden. Das
begann mir Sorgen zu machen. »Nein, nur die
Zielperson. Nur Zeralda, okay? Wir sind nur seinetwegen hier. Außer ihm darf niemand umkommen.« Über die
Grenzen seines Auftrags hinauszugehen kann anderswo zu einem grauenhaften Schlamassel führen. Wir kannten nicht die gesamte Story, sondern nur diesen winzigen Teil davon. Ich war eigentlich ihrer Meinung, aber …
»Nur die Zielperson, sonst keiner.«
Lofti wollte die Führung übernehmen, weil mein Teint und meine Augenfarbe vorläufig noch problematisch sein konnten. Ich packte ihn an der Schulter. »Denk daran, falls es ein Drama gibt –«
Er brachte den Satz für mich zu Ende. »Keine
Kopfschüsse.«
Ich tippte auf die Traser. Uns blieben kaum noch sechs Minuten.
Ich konnte hören, wie Hubba-Hubba noch immer
Verwünschungen murmelte, die offenbar Zeralda galten.
Als aus dem verqualmten Zimmer Lachen ins Freie
drang, fiel mir ein, dass seine eigenen Söhne fast so alt waren wie diese Jungen.
Wir machten kurz vor der Terrassentür Halt. Ich
konnte eine Männerstimme hören, die etwas sagte, das erneut Gelächter auslöste. Dann hörte ich eine
Jungenstimme, die eindeutig bittend klang: Was immer dort drinnen passierte, gefiel dem armen Kerl nicht. Ich fühlte heißen Zorn in mir aufsteigen.
Die Traser sagte mir, dass die Parkway-Zeituhr nur noch vier Minuten laufen würde. Ich öffnete meinen Rucksack, zog die schwarzen Gummihandschuhe heraus und streifte sie hastig über. Wir mussten uns jetzt verdammt beeilen.
Hubba-Hubba schnappte sich einen schmiedeeisernen Gartenstuhl und schlug damit die Glasfüllung der
Terrassentür ein. Dem Klirren des zersplitternden Glases folgten erschrockene Schreie aus dem Zimmer und noch lautere aggressive Schreie, als Lofti und er das restliche Glas wegtraten und in den Raum eindrangen. Gegen
diese beiden kamen nicht mal die Musiker von Pink Floyd an.
Die verständlichen nächsten Laute, die ich hörte, waren flehende Bitten – diesmal von den Männern. Ich wollte nicht wissen, was jetzt dort drinnen passierte oder wie Lofti und sein Kumpel die Situation unter Kontrolle brachten. Ich hörte erneut Glas splittern, dann stürzte irgendein Möbelstück krachend um.
Im nächsten Augenblick bewirkte der dumpfe Knall
unserer Sprengladungen, dass ich mich instinktiv duckte, während ein Flächenblitz den Nachthimmel zu erhellen schien. Der Krach aus dem Zimmer verstärkte sich; weitere Möbelstücke stürzten um, und die Schreie
wurden zu Wehklagen.
Dann verstummte das Geschrei der Jungen so
plötzlich, als sei ein Schalter umgelegt worden.
Ich rückte meinen Schemag zurecht, hielt den Rucksack in der linken und die Macharow in der rechten Hand und spähte mit einem Auge um den Türrahmen, um zu sehen, was dahinter passierte. Aus dem Zimmer quoll eine Haschischwolke. Nebenan rockten Pink Floyd
ungerührt weiter.
Die beiden Männer lagen auf dem Boden. Lofti, der mit ihnen allein war, misshandelte sie mit Fußtritten und trampelte auf ihnen herum. Zeralda war gerade dabei, einen Tritt in die Zähne zu bekommen.
»Nicht ins Gesicht«, brüllte ich. »Nicht ins Gesicht!«
Lofti wandte sich mir mit unnatürlich weit
aufgerissenen schwarzen Augen und am ganzen Leib
zitternd zu. Ich sprang durch die Terrassentür, wobei meine Laufschuhe auf den Glassplittern knirschten.
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