Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz
und rechts, ruckte auf und ab, versuchte eine Lücke zu schaffen, damit ich die rechte Hand freibekam. Er biss noch fester zu, während seine Hände von meiner Kehle zu meinen Armen
hinunterwanderten.
Ich wälzte mich nach rechts, presste die Pistole an seinen Bizeps und drückte ab. Er schrie auf, war mit einem Satz von mir weg, umklammerte seinen Oberarm und wand sich dabei wie ein Aal. Ich konnte Blut und Knochen sehen, während ich dalag und meine Lunge mit Luft voll pumpte.
Lofti lag in der Nähe der Montagegrube, keine zwei Meter von Spitzbart entfernt. Beide hatten sich
zusammengekrümmt, beide bluteten.
Durch den breiten Spalt unter dem Rolltor flutete Sonnenlicht herein. Kugeln trafen den Stahl und surrten als Querschläger davon, während Lofti zu dem
Hawallada hinüberkroch. Ich schrie ihn an: »Nein, nein, wir müssen hier raus!«
Jetzt hockte er auf Spitzbart und drückte ihm seine Pistole ins Gesicht. Scheiß drauf, wir würden’s ohnehin nicht schaffen, ihn am Übergabepunkt abzuliefern.
»Mach schon, damit wir abhauen können – los, los! «
Lofti sah mit blutverschmiertem Gesicht zu mir he-rüber.
»Los, mach schon! Wir müssen durchs Fenster!«
Draußen heulten Sirenen. Lofti wälzte sich von
Spitzbart herunter und hob die Pistole, um auf den Mercedesfahrer am Tor zu schießen. Aber in seiner beschissenen Verfassung wäre das Munitionsvergeudung gewesen; das wusste er selbst.
Er ließ die Pistole sinken, während ich auf die
Bürocontainer zustolperte, die uns Deckung bieten würden. Mir war schwindlig, mein Sehvermögen war
getrübt, in meinen Augen standen Schmerztränen. »Mach schon, leg ihn um!«, krächzte ich. »Wir müssen weg!«
Wir mussten hier raus, bevor die Polizei das gesamte Gewerbegebiet abriegelte.
Lofti richtete sich kniend auf und hielt sich mit beiden Händen den Bauch. »Nimm ihn, nimm ihn mit …«
Er wirkte weiter unheimlich ruhig.
»Lass den Scheißkerl liegen! Los jetzt!«
»Nein, ich brauche Rache, du brauchst den
Hawallada. «
Lofti rappelte sich schwankend auf, stolperte zu
Kahlkopf hinüber und schoss zweimal auf ihn, als er nahe genug heran war. Ein Schuss trat schräg aus seinem Kopf aus und prallte als Querschläger von der Rampe ab.
Als er auf den Mercedesfahrer zuhielt, schlurfte ich vorwärts, packte Spitzbart an den Füßen und schleifte ihn hinter die Bürocontainer. Sein Kopf polterte über den Betonboden, während er beide Hände auf eine
Bauchwunde zu pressen versuchte. Sein mit Blut
getränktes schwarzes Hemd glänzte im Sonnenlicht.
Ich machte an der Toilettentür Halt. Ich konnte nicht tief durchatmen, das tat viel zu weh. Aber ich musste ihn weiterschleppen. Irgendwie erreichte ich das Fenster.
Blut schoss mir aus dem Mund, als ich mich bückte und Spitzbart über die Schulter zu nehmen versuchte.
Ich musste mich hinknien, um das zu schaffen, und mich dann an einem Wasserrohr hochziehen. Er
wimmerte leise, als ich eine Pause machte, um wieder Blut zu spucken, bevor ich versuchte, ihn aus dem Fenster zu schieben.
53
Er fiel kopfüber aus dem Fenster und keuchte vor
Schmerzen, als seine Schienbeine über den
Fensterrahmen scharrten, bevor er mit einem erstickten Schrei ganz zu Boden polterte.
Ich folgte ihm und versuchte, meinen Brustkorb
möglichst nicht zu belasten, während ich mich aus dem Fenster schlängelte und dabei die Zähne zusammenbiss, um nicht vor Schmerzen laut aufzuschreien. Schließlich fiel ich neben ihm auf den trockenen Lehm des
Trampelpfads. Aus der Ferne heulten weitere Sirenen heran. Ich richtete mich kniend auf und versuchte, Sauerstoff in meine Lunge zu bekommen, ohne die
Rippen zu bewegen. Jeder Atemzug fühlte sich noch immer wie ein Messerstich an. Ich war in Schweiß
gebadet und spürte meinen Puls in der Halsschlagader pochen.
Auf den Knien liegend packte ich Spitzbart unter den Achseln und hievte ihn mir wieder über die Schulter. Ich musste kämpfen, um auf die Füße zu kommen, indem ich mich mit den Beinen hochdrückte und die freie Hand dazu benutzte, mich an der Klinkermauer hochzuziehen.
Ich versuchte tiefer zu atmen, aber bei dieser
Anstrengung musste ich nur wieder Blut husten, das wiederum meine Nase verstopfte.
Während ich in Richtung Bahnhof und zu Loftis Focus davonstolperte, kamen hinter mir die Sirenen auf der dem Fluss folgenden Hauptstraße näher.
Ich schaffte es bis zum Ende des Gebäudes und
riskierte dort einen Blick zur Einfahrt des
Gewerbegebiets. Der
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