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Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz

Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz

Titel: Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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deponieren, wusste ich nicht, wie es mit mir weitergehen sollte. In der Notfallambulanz eines Krankenhauses durfte ich mich nicht blicken lassen. Kein Geld, keine Papiere, kein gar nichts – ich würde binnen Minuten von der Polizei abgeholt werden. Was drunten im Gewerbegebiet passiert war, würde selbst in einer der schlimmsten Banlieues großes Aufsehen erregen. Der Polizeihubschrauber war in der Luft, um Flüchtende aufzuspüren. Rundfunk und Fernsehen würden
    ausführlich über das Gewaltverbrechen und die
    polizeilichen Ermittlungen berichten.
    Ich hatte keine Chance, heil aus dieser Sache
    herauszukommen. Die Polizei würde meine Papiere in der Grube finden, hatte sie vielleicht schon gefunden, und dann saß ich wirklich in der Scheiße. Ins nächste US-Konsulat konnte ich mich nicht flüchten. Dort würde man mich am Eingang abweisen. Ich konnte höchstens
    versuchen, über die Mauer zu klettern und auf dem Konsulatsgelände jemanden um Hilfe zu bitten. Selbst dann würden sie mich vermutlich rausschmeißen. Ich konnte natürlich versuchen, nach Italien zu gelangen, aber auch das hätte meine Lage nicht verbessert.
    Ich fuhr stetig weiter in die Berge hinauf und stützte mich mit beiden Armen am Lenkrad ab, um meinen
    Brustkorb möglichst zu entlasten. Das Husten wollte nicht aufhören, und ich spürte jedes Mal wieder einen stechenden Schmerz in der Brust, wenn ich den Körper anspannte, um es zu unterdrücken.

    Eine Chance hatte ich nur, wenn ich an Bord des vor Villefranche liegenden US-Kriegsschiffs gelangte. Wie ich das schaffte, war gleichgültig, selbst wenn ich mich dazu als einer der Hawallada ausgeben musste. Einzig das Kriegsschiff garantierte medizinische Versorgung und bot eine Fluchtmöglichkeit.
    Mit der Sonne links über mir fuhr ich scheinbar
    stundenlang weiter. Ich wusste noch immer nicht, wo ich war, denn ich hatte mich zu sehr auf andere Dinge konzentriert. An der nächsten Kreuzung bog ich rechts ab und gelangte auf eine schmalere Straße, die zwischen steilen Felswänden verlief, bevor sie auf eine Hochebene mit Grasbüscheln und vereinzelten knorrigen Bäumen hinausführte. Ich fuhr jetzt nach Osten; das zeigte die Sonne, die mich manchmal im Rückspiegel blendete. Die Tanzmusik wummerte weiter, und die
    Laderaumabdeckung wölbte sich ab und zu wie von
    einem Tritt – allerdings nicht ganz im Takt zur Musik.
    Ich hatte keine Ahnung, wie weit ich von der Küste entfernt war, aber ich wusste, dass ich parallel zu ihr fuhr und mich irgendwo nördlich von Nizza befand.
    Meine Kräfte ließen immer mehr nach. Ich war etwa eine Stunde lang nach Osten gefahren. Jede nach Süden führende Straße war mir jetzt recht. Ich fand eine, bog rechts ab, sodass ich die nun tiefer stehende Sonne rechts von mir hatte, und begann den Abstieg in Richtung Küste.
    Ich fing wieder an, viel zu schnell zu atmen, und musste am Straßenrand halten und mir die Papiertüte vors Gesicht pressen. Die Musik wummerte, und Spitzbart trat mehrmals gegen die Abdeckung, während ich die Lippen spitzte, als wollte ich die Luft küssen.
    55
    Ich wartete einen Hustenanfall ab und bedeckte Mund und Nase dann wieder mit der McDonald’s-Tüte, die aber immer feuchter wurde, weil ich alle fünf Minuten
    hineinsabberte, und nicht mehr lange zusammenhalten würde.
    Nach ungefähr einer Viertelstunde hatte die
    Hyperventilation aufgehört, und ich warf die Tüte auf den Beifahrersitz. Die Straße vor mir sah ich mal scharf, mal unscharf. Ich wusste nur, dass ich nach Süden, in Richtung Meer weiterfahren musste, wenn ich die
    Orientierung wiederfinden und den Übergabepunkt
    erreichen wollte.
    Bei Eintritt der Abenddämmerung befand ich mich auf einer Avenue mit Luxusvillen auf großen Grundstücken, an deren Ende ein Wegweiser rechts nach Nizza und links nach Villefranche zeigte.
    Der Verkehr wurde stärker, und ich musste mich noch mehr konzentrieren, als die Autos mir mit Licht
    entgegenkamen und meine Scheibenwaschanlage kaum
    etwas gegen die vielen Insekten auf der
    Windschutzscheibe ausrichtete. Zum Glück waren es nur noch wenige Kilometer bis zu dem Picknickgelände. Ich hielt bei den Altglascontainern, stemmte mich langsam aus dem Wagen und überließ dabei meinen Armen die meiste Arbeit. Der Parkplatz war leer, aber ich ließ das Radio trotzdem laufen, um alle Geräusche zu übertönen, die Spitzbart vielleicht machen würde. Ich öffnete die hintere rechte Tür, bückte mich, nahm eine volle Dose Cola Light aus dem

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