Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz
den Kofferraum des dunkelblauen Renault Mégane. Der Müllbeutel, der noch immer die Schnitzel von Fettkloß’
Zeitung enthielt, flog zu einigen Papierbechern, drei leeren Coladosen und gebrauchten Papierservietten im Fußraum vor dem Beifahrersitz. Nach endlosem
Rangieren gelang es mir, den kleinen, völlig überfüllten Parkplatz hinter dem Hotel zu verlassen. Bevor ich auf die Straße hinausfuhr, setzte ich meine Sonnenbrille und eine dunkelblaue Baseballmütze auf. Die Sonne schien hell, aber ich wollte mich nicht nur vor ihr schützen.
Entlang dieser Küste standen überall
Überwachungskameras.
Ein neues Hotel würde ich mir erst suchen, wenn ich eines brauchte – und Zeit dafür hatte.
13
Ich erreichte die Küstenstraße, bog nach Osten ab und fuhr zwischen Bahnstrecke und Meer in Richtung Nizza weiter. Ungefähr einen Kilometer hinter Cannes machte ich Halt und parkte meinen Wagen hinter einer Reihe anderer Fahrzeuge, die Anglern drunten am Strand
gehörten, halb schräg auf dem Randstein. Schlechtes Parken war hier so üblich, dass niemand auf mich
achtete, und das bedeutete, dass ich in aller Ruhe kontrollieren konnte, ob irgendjemand in den
vergangenen 24 Stunden einen Peilsender unter meinem Wagen angebracht hatte.
Obwohl ich damit zu diesem Zeitpunkt noch nicht
rechnete, hatte ich Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Ich hatte eine kleine Dose silbergraue Modellbaufarbe und einen Pinsel gekauft und damit alle Halteschrauben der Nummernschilder und Stoßstangen überstrichen. Hätte jemand sich daran zu schaffen gemacht, hätte er die Farbschicht zerstört.
Als Erstes suchte ich die Radhäuser und den
Unterboden ab. Danach öffnete ich die Motorhaube und kontrollierte den Motorraum.
Hätte ich einen Sender gefunden, wäre ich einfach davongegangen, und damit wäre dieser Job für mich zu Ende gewesen. Dann hätten die beiden anderen allein weitermachen müssen.
Alles war jedoch in bester Ordnung. Ich setzte mich wieder ans Steuer, fuhr auf der Küstenstraße weiter und kam unterwegs durch alle möglichen Orte, die ich aus irgendwelchen Songs kannte.
Das Meer war heute nur leicht bewegt und schimmerte im Sonnenglanz. Alles sah genau so aus, wie man sich Südfrankreich vorstellte, nur dass der Sand zu riesigen Haufen zusammengeschoben war. Die Franzosen
importierten ihn lastwagenweise aus Nordafrika, und dies war offenbar die Zeit des Jahres, in der sie die Strände vor Beginn der neuen Saison einer Generalüberholung unterzogen.
Niemand nahm ein Sonnenbad, aber viele Leute waren auf Rollerblades unterwegs, führten ihre Hunde spazieren oder genossen einfach die Weite der Strände. Kurz vor Nizza begannen die Strände wieder steiniger zu werden.
Ich fuhr am Flughafen und dem Einkaufszentrum
Cap 3000 vorbei, von dem aus ich morgen erneut
Verbindung mit George aufnehmen würde.
Der Flughafen lag unmittelbar am Stadtrand, praktisch am Strand. Ein neues Terminal befand sich im Bau, und riesige bebilderte Werbebanner klärten mich darüber auf, wie wundervoll dieses Projekt für die Zukunft der Region sei.
Ich fuhr auf einer vierspurigen Schnellstraße mit Palmen auf dem Mittelstreifen in Nizza ein. Ein
automatisches Bewässerungssystem erzeugte lauter
kleine Regenbogen entlang des Mittelstreifens. Die Strecke führte zwischen Hotels aus Glas und Stahl und weiteren Baustellen hindurch. Der Verkehr wurde dichter und dichter, bis er in ein verrücktes Rennen ausartete, dessen Teilnehmer mal bremsten, mal mit quietschenden Reifen durchstarteten, wie Slalomläufer die Fahrspuren wechselten und immer wieder wild hupten.
Ich stellte den englischsprachigen Sender Riviera Radio ein und hörte zu, wie ein Kerl, der Alan Partridge imitierte, von den letzten Takten eines traurigen Songs von Barbra Streisand zu Werbespots von Banken und Bootswerften überwechselte. Wenig später erfuhr ich sogar den Tagespreis eines Barrels der Erdölsorte Brent und wie der Nasdaq-Index stand. Unter den hier lebenden Briten hatte dieser Sender offenbar eine bestimmte Zielgruppe im Visier: die sehr reichen Leute. Trotzdem hörte ich ihn immer, weil er nachmittags eine
Presseschau aus den USA brachte und stündlich den BBC
World Service ausstrahlte.
Dann erreichte ich die Promenade des Anglais, die Hauptstraße entlang der Küste – eine von Palmen und altmodischen Luxushotels gesäumte Prachtstraße. Sogar die Busse waren tadellos sauber: Sie sahen aus, als habe jemand sie noch rasch poliert, bevor sie nach Nizza
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