Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz
Hüfte steckten. Die Magazine, in denen die Patronen nach vorn zeigten, wurden stehend durch breite schwarze Gummistreifen an meinem Gürtel festgehalten.
So konnte ich das nächste Magazin einfach nach unten herausziehen, und es zeigte bereits in die richtige Richtung, um rasch in den Pistolengriff gedrückt zu werden.
Wir waren jetzt abmarschbereit, aber Lofti
kontrollierte weiter – »Fertig?« – wie ein Lehrer auf einer Klassenreise, der sich am Flughafen zum zehnten Mal alle Reisepässe zeigen lässt. Als Hubba-Hubba und ich nickten, ging Lofti über den Strand voraus. Ich folgte ihm dichtauf.
Lofti übernahm die Führung, weil er als Einziger
bereits hier gewesen war und das Zielgebiet erkundet hatte. Außerdem leitete er das Unternehmen; ich war nur als europäischer – aber hoffentlich bald amerikanischer –
Gastterrorist dabei.
Von der Spitze der Halbinsel, wo wir an Land
gegangen waren, bis zum Zielgebiet stieg das Gelände ungefähr vierzig Meter hoch an. Wir bewegten uns auf einem Zickzackkurs über Sand zwischen Felsen. Es war gut, in Bewegung zu sein, damit mir wieder etwas warm wurde.
Kurz vor dem Übergang in flaches Gelände machten
wir Halt und setzten uns hin und warteten, bis ein Auto auf der Straße vorbeigefahren war. Lofti kroch weiter, um es zu kontrollieren. Niemand sprach davon, aber wir machten uns alle Sorgen, weil die Polizei ganz in der Nähe stationiert war, und befürchteten, sie könnte wegen der Gefahr von Terroranschlägen regelmäßig in der unmittelbaren Umgebung ihrer Kaserne patrouillieren.
Trotzdem machte ich gern eine Pause, um wieder zu Atem zu kommen. Meine Nase begann leicht zu laufen.
Lofti rutschte rückwärts über die Felskante herunter und flüsterte Hubba-Hubba etwas auf Arabisch zu, bevor er zu mir kam. »Nur ein Auto, noch keine Polizei.«
Das nasse T-Shirt unter meinem Pullover war jetzt etwas wärmer, aber auch so nicht angenehmer zu tragen.
Na und? Es würde nicht mehr lange dauern, bis es wieder schwarzen Tee und Dieseldämpfe für mich gab und ich –
praktisch zum ersten Mal in meinem Leben – aktiv meine Zukunft planen konnte.
Ich zog den linken Pulloverärmel zurück und warf
einen Blick auf meine Traser. Sie zeigte 00:58 an. Ich dachte an Mr. und Mrs. B. Genau wie das Ehepaar
Bouteflika würden sie jetzt wahrscheinlich duschen und sich umziehen, während sie besprachen, worüber sie um Himmels willen bei dem Tex-Mex-Dinner reden sollten.
Vermutlich irgendwas in dieser Art: »Oh, ich höre, dass es in Ihrem Land jede Menge Erdöl gibt? Wir hätten nichts dagegen, Ihnen einen Teil davon abzukaufen, statt dass Sie’s den Italienern für ihre Fiats liefern. Und, oh, übrigens wird’s bei Ihrer Rückkehr einen Algerier weniger geben, den Sie regieren können. Aber keine Sorge, er hat es verdient.«
Als das Motorengeräusch des Wagens in Richtung
Oran verklang, streckten wir alle drei langsam unsere Köpfe über die Felskante, um das vor uns liegende, mit Felsen durchsetzte, sandige Gelände abzusuchen. Das ständige Schrillen von Zikaden – oder wie sie hier sonst genannt wurden – hallte durch die Nacht.
Das Tanklager glich einer Oase aus gelbem Licht, das so grell war, dass ich die Augen zusammenkneifen
musste, bis sie sich an die Helligkeit gewöhnt hatten. Es lag nicht ganz zweihundert Meter halblinks voraus. Aus meinem Blickwinkel standen die Tanks nebeneinander und schienen von einem gemeinsamen Schutzwall
umgeben zu sein. Rechts neben ihnen waren die
Tanklaster in nicht sonderlich gerader Reihe aufgefahren.
Geschützt wurde das Tanklager durch einen drei Meter hohen Maschendrahtzaun, der an einigen Stellen
herunterhing, wo im Lauf der Jahre immer mal wieder ein Tanklaster rückwärts in den Zaun gefahren war.
In der entferntesten Ecke des eingezäunten Geländes, neben dem Tor zur Straße, stand das Wachhäuschen. Es war nicht größer als ein geräumiger Gartenschuppen. Der Wachmann sollte nicht nur verhindern, dass nachts Tanklaster verschwanden, sondern fungierte auch als Feuerwache, denn das Tanklager hatte keine
automatische Feuerlöschanlage für den Fall, dass es ein Leck oder eine Explosion gab. Von Lofti wussten wir, dass in diesem Häuschen ein einzelner Wachmann saß, dessen Aufgabe es vermutlich war, sich ans Telefon zu hängen, wenn hier der ganze Laden hochging.
Für uns war das gut, weil es bedeutete, dass wir keine Zeit damit vergeuden mussten, Brandmelder oder
Löschanlagen unbrauchbar zu
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