Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz
orangeroten Overalls, die auf einer Bank Pause machten. Ich meldete mich erneut über Funk, bekam aber wieder keine Antwort. Also musste ich die Sache selbst in die Hand nehmen; wahrscheinlich war ich als Einziger aus unserem Team hier.
Ich marschierte auf die Glastüren der Einkaufspassage zu, atmete tief durch, um meinem Körper Sauerstoff zuzuführen, stieß einen Flügel mit der Schulter auf, wischte mir mit den Manschetten den Schweiß von der Stirn und ging an der Rezeption und dem Eingang mit der römischen Säule vorbei geradewegs auf das Café zu. An der Rezeption saß dieselbe elegant gekleidete Frau, die auch heute wieder telefonierte. Auch im Café saßen die gleichen Gäste, die diskret mit Handys telefonierten oder
Zeitung lasen. Manche taten beides. Ich setzte mich so an einen der äußeren Tische, dass ich die Rezeption beobachten, aber auch den Ausgang bei der chemischen Reinigung im Auge behalten konnte.
Während ich mein durchgeschwitztes Haar am Hinterkopf andrückte, begann ich leicht nervös zu werden. Was war, wenn die Romeos ein anderes Ziel gehabt hatten? Scheiß drauf, ich hatte mich nun einmal für dieses entschieden. Ich würde einfach abwarten müssen, was passierte.
Der Kellner, bei dem ich einen Kaffee bestellte, interessierte sich mehr für die übereinander geschlagenen Beine einer Schönen an einem Nebentisch als für mein schweißnasses Gesicht. Ich nahm meine Sonnenbrille ab und hoffte inständig, dass Lofti oder Hubba-Hubba bald eintreffen würde. Ich brauchte dringend Verstärkung.
Mein Café crème wurde mit einem Biskuit und einer kleinen Serviette für übergeschwappten Kaffee zwischen Tasse und Untertasse serviert. Ich gab dem Kerl gleich einen Fünfziger, damit ich später nicht auf die Rechnung warten musste. Ich musste jederzeit aufspringen und losrennen können, ohne als Zechpreller verfolgt zu werden. Als er eben das Wechselgeld aus seiner Lederbörse auf den Tisch knallte, meldete Lofti sich über Funk. Er war außer Atem und schien den Geräuschen nach rasch zu Fuß unterwegs zu sein. »Achtung, Achtung, hört mich jemand? Sie sind auf dem Platz, Romeo eins und zwo sind auf dem Platz, gehen in Richtung Einkaufspassage.«
Ich griff in meine Jacke, während ich einen Schluck
Kaffee trank.
Das Kreischen einer Kettensäge verriet mir, wo Lofti sein musste. »Jetzt im Gebäude«, meldete er. »Sie sind drinnen.«
Klick, klick.
Seine Stimme klang hörbar erleichtert. »Bist du’s, November?«
Klick, klick.
»Bist du drinnen?«
Klick, klick.
»Okay, ich bleibe draußen, ich bleibe draußen.«
Klick, klick.
Die Romeos erschienen an der Glastür zur Straße und sahen sich suchend um; sie waren offenbar zum ersten Mal hier. Dann gingen sie zur Rezeption weiter und studierten die Tafel mit den Messingschildern. So standen sie zehn bis fünfzehn Sekunden da, bis sie die gesuchte Adresse gefunden hatten: Bürosuite 617, Monaco Training Consultancy.
Ich trank einen weiteren Schluck Kaffee und beobachtete sie zwischen den Köpfen zweier Frauen hindurch, die rasend schnelles Italienisch sprachen und dabei sich und alle Umsitzenden in ein frühes Grab rauchten. Romeo zwo trug jetzt wieder seine Sonnenbrille. Er zog einen Kugelschreiber aus der Innentasche seines Jacketts und drückte damit auf den Summerknopf; bestimmt würde er auch die Glastür mit der Schulter aufstoßen.
Was nun? Was sollte ich tun, wenn ich draußen ausgesperrt war, während die Empfangsdame sie drinnen
in Bürosuite 617 anmeldete?
Romeo zwo beugte sich nach vorn, und ich beobachtete, wie er kurz in die Gegensprechanlage über dem Summerknopf sprach - vielleicht um ihren Termin zu bestätigen. Jedenfalls wirkte er zufrieden, als er sich aufrichtete und Romeo eins, der gewisse Zweifel zu hegen schien, beruhigend zunickte.
Sie warteten, statt den römischen Eingang links von ihnen zu benutzen, und ich erkannte den Grund dafür. Ich hatte mir umsonst Sorgen gemacht. Hinter der Rezeption war eine Kamera angebracht, und die Empfangsdame würde wissen, in welche Bürosuite sie wollten. Deshalb warteten sie, bewunderten inzwischen die Orientteppiche im Geschäft gegenüber und fragten sich vielleicht wie ich, weshalb Leute bereit waren, für einen Teppich so viel Geld auszugeben. Ihre Mütter hätten vermutlich nur ein paar Wochen gebraucht, um ihnen einen ebenso schönen zu knüpfen.
Lofti meldete sich nochmals; hinter ihm kreischte wieder die Kettensäge, bevor ihr Ton gedämpft wurde, als sie
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