Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz
klappernd in die Höhe ging. Ob es elektrisch oder manuell betätigt wurde, war von hier aus nicht zu erkennen. Dann fuhr der
Wagen in die Garage, und das Tor schloss sich wieder.
Wir machten weiter. Als ich mit meinem Zeitzünder in der Hand und meinem Rucksack auf dem Rücken über den Schutzwall kletterte, fühlte ich mich nicht wenig erleichtert.
Die beiden anderen waren noch immer damit beschäftigt, eine Bresche in die Umfassungsmauer zu schlagen, und Hubba-Hubba, der anscheinend die Geduld verlor, trat mit dem Absatz dagegen, um einen besonders widerspenstigen Hohlblockstein zu lösen.
Ich klappte das Holzkästchen mit dem Zeitzünder auf, um ihn ein letztes Mal zu kontrollieren. Im Prinzip bestand er aus einer fünfzehn Meter langen zweipoligen Litze, die durch ein seitlich gebohrtes Loch hinausführte. Sie endete in einer Zündkapsel, einem kleinen Aluminiumzylinder von der Größe einer Drittelzigarette, die über die Schnellzündschnur passte. Damit alles den Transport heil überstand, hatte ich die Litze aufgeschossen und mit einem Gummiband gesichert. In dem Kästchen befanden sich außerdem die Parkway- Zeituhr und eine kleine rechteckige 12-Volt-Batterie mit oben liegenden Polen. Diese beiden Gegenstände waren auf dem Holzboden festgeklebt.
Flach auf die Zeituhr aufgelötet war ein kleiner Tapeziernagel, der wie ein Minutenzeiger übers Zifferblatt der Parkway hinausragte. Er war keine fünfzehn Millimeter lang und mit feinem Schleifpapier aufgeraut, damit er elektrisch gut leitfähig war. Ebenfalls an ihn angelötet war einer der beiden Stränge der in den Kasten führenden Litze. Ein weiterer Tapeziernagel, auch dieser aufgeraut, ragte zwischen der Parkway-Zeituhr und der Batterie am Punkt 0 der Parkway-Skala aus dem Holzboden des Kästchens. Der dort angelötete kurze Draht führte zum Minuspol der Batterie. Der zweite Strang der Litze war direkt am Pluspol angelötet.
Die Parkway war nicht aufgezogen, deshalb hatte ich auf den senkrechten Nagel ein Stück Radiergummi gesteckt, das verhinderte, dass die beiden blanken Stifte sich berührten. Sobald sie in Kontakt kamen, würde der Stromkreis zur Zündkapsel geschlossen.
Ich blieb noch ungefähr zehn Minuten liegen, bis die beiden anderen mit ihrer Arbeit fertig waren. Sie wären etwas schneller fertig geworden, wenn ich ihnen geholfen hätte, aber man lässt einen Zeitzünder keinen Augenblick unbeaufsichtigt, bis er endlich eingeschaltet zurückbleibt. Solange wir uns in der Nähe der Tanks aufhielten, wollte ich ständig kontrollieren können, dass der Radiergummi noch auf dem Stift steckte. Aus dem Wachhäuschen drang leise die Stimme eines Kommentators von al- Dschasira zu uns herüber. Seit ich mich nicht mehr bewegte, fühlte ich meine feuchten Klamotten kalt auf meiner Haut.
Jetzt musste ich Zündkapsel, Zeitzünder und Sprengladungen miteinander verbinden. Ich hob die Hand und zeigte den Jungs den kleinen Holzkasten. Sie wussten, was ich vorhatte, standen auf und machten sich auf den Weg zu der Lücke im Maschendrahtzaun. Ich kniete neben der Schnellzündschnur nieder, um die Zündkapsel anzubringen, überzeugte mich davon, dass der Radiergummi noch auf dem Stift saß, und steckte erst dann die Schnur in die Kapsel. Als sie sich nicht weiter hineinschieben ließ, umwickelte ich das Ganze mit Klebeband. Es gab eine Quetschzange, die eine zuverlässigere Verbindung hergestellt hätte, aber diese ganze Anordnung musste möglichst primitiv aussehen.
Dann rollte ich die bisher von dem Gummiband zusammengehaltene Litze langsam ab, während ich über die Mauer zurückkletterte. Das war durchaus unvorschriftsmäßig. Ich hatte den Zeitzünder angeschlossen und turnte hier mit ihm herum: Fiel er mir dabei aus der Hand, war der Einsatz für mich vorbei, weil die Sprengladungen die Öltanks und mich erledigen würden. Aber scheiß drauf, aus meiner Sicht gab es heute Nacht einfach keine andere Möglichkeit, diesen Teil meiner Arbeit zu erledigen.
Am Ende der über die Mauer zurückführenden Litze streckte ich mich möglichst flach im Sand aus und drückte sogar die Fersen seitlich nach unten, bevor ich den Deckel des Holzkästchens abnahm.
Um den Zeitzünder scharf zu stellen, drehte ich die Parkway-Zeituhr auf 30. Dann gab ich sicherheitshalber noch ein, zwei Minuten zu, alles ausgesprochenes HighTech-Zeug.
Als ich die einstellbare Skala losließ, konnte ich das Ticken des Federwerks hören. Ich hatte dieses Gerät wieder und wieder
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