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Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz

Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz

Titel: Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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und hinunter, versuchte jemanden zu entdecken, der Rot über Blau trug, und kontrollierte, dass niemand in der Nähe lauerte, um über mich herzufallen, sobald ich Kontakt mit der Quelle aufnahm.
    Für den Fall, dass es vor dem Treff ein Problem gab, hatte ich einen Fluchtweg erkundet. Er führte durch den Hinterausgang der Laverie, der tagsüber offen war, und zwischen Paketen mit abholbereiter Wäsche und Bergen von verloren gegangenen Socken und Unterhosen auf einen kleinen Hof hinaus. Eine nicht sehr hohe Mauer trennte ihn vom Hinterhof der Parfümerie, die links von mir am Boulevard lag. Von dort aus konnte ich den benachbarten Wohnblock erreichen und mich in der Tiefgarage verstecken, bis die Küste klar war.
    Ich warf einen Blick auf meine Traser. 10.56 Uhr. Links von mir sah ich plötzlich einen roten Farbklecks in der an einer Ampel wartenden Fußgängergruppe, die den Boulevard in Richtung Le Natale überqueren wollte. Er tauchte ganz plötzlich auf, was bedeutete, dass die Quelle aus einem Geschäft oder dem anderen Café etwas hügelabwärts gekommen sein musste. Dort hatte sie vermutlich bei einem Kaffee gewartet ... eigentlich nicht viel anders als ich hier. Das war immerhin ein gutes Zeichen; es bewies, dass sie hellwach war. Ich behielt den Farbklecks im Augenwinkel, ohne mir schon das Gesicht anzusehen, weil es noch keinen Blickkontakt zwischen uns geben durfte.
    Dann sprang die Fußgängerampel um, und der
    Kaschmirpullover setzte sich in Bewegung. Die Quelle war ein Mann, der eine zusammengerollte Illustrierte unter dem rechten Arm und eine kleine braune Herrenhandtasche - eine Schwulentasche, wie einige meiner neuen Landsleute dazu sagten - in der linken Hand trug. Hatte ich mich in Bezug auf ihn geirrt, würde ich’s bald erfahren.
    Auf der anderen Straßenseite trat er an einen der freien Gehsteigtische und nahm dort Platz. Wie in allen französischen Cafés waren die Stühle dem Gehsteig zugekehrt, damit die Gäste die Vorbeigehenden beobachten konnten. Er rückte sich den Stuhl zurecht und legte die Illustrierte flach auf die Tischplatte. Ich beobachtete ihn weiter über den Boulevard hinweg. Eine Bedienung in Weste und langer Schürze nahm seine Bestellung entgegen, während er eine Packung Zigaretten aus seiner Schwulentasche nahm.
    Wegen der Entfernung und des dichten Verkehrs zwischen uns konnte ich nicht viel von seinem Gesicht erkennen, aber er trug eine Sonnenbrille und hatte einen dunklen Teint oder war Stammkunde in einem Sonnenstudio. Das würde ich später feststellen. Ich sah jetzt nicht mehr zu ihm hinüber; ich musste wichtigere Dinge überprüfen. Durfte ich riskieren, mich ihm zu nähern? Lauerte irgendwo jemand darauf, mir den Tag zu verderben?
    Ich ging meinen Plan nochmals in Gedanken durch: Ich würde hinübergehen, mich in seine Nähe setzen, mir einen Kaffee bestellen und in einem mir sicher erscheinenden Augenblick mit meinem Erkennungssatz herausrücken. Ich würde auf Julia deuten und sagen: »Sie ist schön, nicht wahr?« Seine Antwort würde lauten: »Ja, aber nicht so schön wie Katharine Hepburn, finden Sie nicht auch?« Darauf würde ich aufstehen, zu ihm hinübergehen, mich an seinen Tisch setzen und mit ihm über Katharine diskutieren. Das war unsere zur Tarnung erfundene Geschichte: Wir hatten uns zufällig kennen gelernt und waren wegen des Titelbilds von Paris-Match ins Gespräch über Filmstars gekommen. Ich wusste nicht, wie er hieß; er wusste nicht, wie ich hieß; wir kannten uns nicht, sondern unterhielten uns nur ein bisschen in einem Café. Man braucht immer einen Grund, um irgendwo zu sein.
    Trotzdem fühlte ich mich weiterhin unbehaglich. Ein Treff im Café, aus dem es keinen Fluchtweg gab, wäre schlimm genug gewesen, aber die Tische auf dem Gehsteig waren noch schlimmer. Dieser Kerl konnte mich in Position für einen Schnappschuss bringen, der mich belasten würde, oder für ein im Vorbeifahren verübtes Attentat. Ich kannte ihn nicht, hatte keine Ahnung, worin er verwickelt war. Ich wusste nur, dass ich unbedingt mit ihm reden musste; klappte alles nach Plan, würde ich die Informationen erhalten, die wir brauchten.
    Ich stand auf, rückte Sweatshirt und Bauchtasche zurecht und nickte der alten Frau zu. Sie war gerade dabei, Jeans zusammenzulegen, und murmelte irgendetwas Unverständliches, als ich den Waschsalon verließ und hügelabwärts in Richtung Stadtzentrum davonging. Den Kaschmirmann brauchte ich nicht zu beobachten. Für unseren Treff

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