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Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz

Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz

Titel: Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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waren dreißig Minuten eingeplant; er würde bis 11.30 Uhr dort drüben sitzen.
    Alles schien normal zu sein, als ich an der Parfümerie vorbeiging. Frauen schnüffelten probeweise an überteuerten Flakons, und junge Männer im Tintin-Look
    - mit gezupften Augenbrauen und hochfrisiertem Haar - verpackten ihre Einkäufe in sündteuer aussehenden Boxen. Das Café auf dieser Straßenseite war bei weitem nicht so überfüllt. Ein paar alte Männer tranken kleine Biere und schwatzten missmutig miteinander. Mir fiel nichts Ungewöhnliches auf.
    Ich erreichte den Fußgängerübergang ungefähr fünfzig Meter weiter hügelabwärts, und als ich auf der anderen Straßenseite war, ging ich am Zeitungskiosk und der Patisserie vorbei auf den leuchtend roten Kaschmirpullover zu. Nur in Frankreich konnte ein Mann so etwas tragen, ohne eines zweiten Blicks gewürdigt zu werden.
    Als ich näher herankam, sah ich ihn kurz im Profil, während er Espresso schlürfte, rauchte und etwas zu aufmerksam verfolgte, wie die Welt an ihm vorbeiflanierte. Mit seinem mit Pomade zurückgekämmten Haar, das oben schon etwas dünn wurde, und dem dunklen, runden Gesicht kam er mir irgendwie bekannt vor. Ich trat noch ein paar Schritte auf ihn zu, bevor ich ihn erkannte, und hätte dann beinahe abrupt Halt gemacht. Der Kerl war der Fettkloß aus Algerien.
     

 
11
    Ich verschwand im ersten Ladeneingang links und versuchte den Eindruck zu erwecken, als interessierten mich die dort hängenden Schaukästen, während ich meine Gedanken sammelte. Der ältliche Ladenbesitzer bedachte mich mit einem Lächeln und einem freundlichen »Bonjour«.
    »Bonjour, parlez-vous anglais?«
    »Ja, Monsieur.«
    »Danke, ich wollte mich nur mal umsehen,«
    Er ließ mich in Ruhe, während ich die ausgestellten Pfeifen und den gesamten dafür nötigen Raucherbedarf begutachtete. Ein Blick auf die Traser zeigte mir, dass es 11.04 Uhr war. Fettkloß musste noch sechsundzwanzig Minuten warten, bevor dieser Treff zu Ende war, und ich brauchte mich nicht zu beeilen. Ich ließ mir Zeit. Ich musste nachdenken.
    Auch wenn Fettkloß eine Quelle war, wollte ich mich nicht mit ihm treffen, vor allem nicht im Freien, vor allem nicht, wenn er vielleicht ein bekannter Mann war. Beruflich war das für mich schlecht; ich musste stets ein grauer, gesichtsloser Mann bleiben.
    Ich wandte mich dem Ausgang zu, verabschiedete mich von dem Ladenbesitzer mit einem mechanischen »Au revoir« geradewegs aus dem Sprachführer und wünschte mir, ich hätte in der Schule, die ich oft genug geschwänzt hatte, auch Französisch gelernt.
    Ohne zum Treffpunkt hinüberzusehen, trat ich wieder auf die Straße, wandte mich nach rechts, überquerte den Boulevard auf dem Fußgängerübergang und verschwand in dem kleinen Café auf der anderen Straßenseite. Es war eine trostlose Bude mit dunkelbraunen Wandbespannungen, die zu dem dunklen Holzboden passten. Die alten Männer hier drinnen pafften ein halbes Dutzend Gauloises, deren Rauchschwaden die Atmosphäre weiter verdüsterten. Ich suchte mir einen Platz in Fensternähe, damit ich Fettkloß weiter im Auge behalten konnte, und bestellte mir einen Kaffee.
    Fettkloß hatte sich eine neue Zigarette angezündet. Die Packung mit dem Feuerzeug darauf lag neben seiner Handtasche und der Illustrierten auf dem Tisch. Er bestellte noch irgendetwas, und als die Bedienung sich abwandte und ins Café zurückging, wickelte ich eine Papierserviette um meine Espressotasse, bevor ich einen Probeschluck nahm. Fettkloß war erkennbar nervös: Er sah zum fünften Mal in ebenso vielen Minuten auf seine Armbanduhr. Inzwischen war es 11.27 Uhr, und er suchte nochmals das Innere des Cafés nach jemandem ab, der dort drinnen allein saß, bevor er sich wieder abwandte und sich davon überzeugte, dass die Illustrierte gut sichtbar auf seinem Tisch lag.
    Ich kippte den Inhalt des Kleingeldfachs meiner Geldbörse auf den Tisch und ließ elf Francs liegen, die der alte Kerl, der diesen Laden führte, mit einem Grunzen einstrich.
    Fettkloß sah nochmals auf seine Uhr, dann beugte er sich zu der Bedienung hinüber, die den Nebentisch abwischte, und fragte sie nach der Uhrzeit. Ihre Antwort schien zu bestätigen, was er befürchtete, denn er stand auf und sah nach beiden Richtungen den Boulevard entlang, als suche er etwas Bestimmtes. Es war 11.34 Uhr, bevor er schließlich sein Zeug zusammenpackte und den Hügel hinauf davonging.
    Ich griff zum letzten Mal nach meiner Tasse, wischte den

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